
Oktober 1997: Zu Fuss zieht die Hinderwälder Kuh Helga mit ihrem Besitzer Ueli Kuenzle von Trogen an die Olma in St.Gallen.
Bild: KEYSTONE
13.10.2015, 09:5913.10.2015, 13:51
Die Olma ist ja so eine Sache. Die meisten St.Galler finden sie grossartig und wanken elf Tage lang besoffen durch die Bier- und Degustationshallen. Dazwischen werfen sie auch immer mal wieder gerne einen Blick auf das immense Gemächt des zur Schau gestellten Stiers.

In der Mitte: Bundesrat Ernst Brugger bei der 29. Eröffnung der OLMA am 7. Oktober 1971 in St.Gallen.
Bild: KEYSTONE, bearbeitung watson
Es gibt aber auch die anderen. Die St.Galler, die die Olma für eine «Hundsverlochete» halten. So wie der Poetry Slammer Ralph Weibel. Der hat in seiner «Toilettenlektüre» (2012) einen wunderbar klischierten Hasstext über die Landwirtschaftsmesse und ihre alljährlichen Besucher geschrieben. Daran wollen wir uns jetzt ein bisschen ergötzen.
Obacht, es wird viel geflucht und es werden grüsige Wörter verwendet. Das ist ganz normal. St.Galler reden so.
«Gosch au a d'Olma?»
«St.Galle, diä Provinz am Arsch vo dä Schwiz, hät ä ganz eigeni Zit-Rechnig. Äs git vor dä Olma und noch dä Olma. Und natürlich während dä Olma, und da isch diä Zit, wo Di gopfertammi jedä dä glich Seich fröget: ‹Gosch au a d'Olma?› Mindeschtens 10 Täg vor dem landwirtschaftliche Botteléon und denn 10 Täg während äm Koma-Suffe bewegt kei anderi Frog. Und no 10 Täg nochher will irgend än Tubel wüsse, ob a dä Olma gsi bisch. Und di meischte vo denä Tuble merked no nöd ämol, dass diä Schiiss-Hundsverlochete gar nöd 10 Täg goht, sondern 11, und jede dävo isch eine z'viel.»
Appezellerine, Rhintaler Wiiber und Type mit Edelwiis-Hemper
«S'schlimmscht a däre blöde Olma isch, dass sie en Hufe Lüt azieht, wott sösch s'ganz Johr nöd gsesch. Und da isch au guet so, will diä meischte wötsch gar nöd gseh.»

Der Bündner Regierungspräsident Leon Schlumpf (links) mit Bundespräsident Ernst Brugger und einer Delegation aus der kleinsten Bündner Gemeinde, Landarenca im Calancatal, bei der 32. Eröffnung der OLMA am 10. Oktober 1974 in St.Gallen.
Bild: KEYSTONE
«Di mittelalterliche Frau mit blonde, blaue, rote – und wenn's ganz schlimm chunt violette – Strähnli oder Mäsch im Hoor sölled dött härä, wo's härä ghöred, und da isch gopferteckel dä Maitanz z'Wifelde oder d'Wahl vo dä Thurgauer Öpfelkönigin.»
«Und diä Appezellerinne mit dä Glitzer-Steili uf dä falsche Fingernägel und ärä Faserpelzjagge vo dä Ebenalpbahn wo wägä jedem Seich lached, ein Appezeller am andere sufed und uf äm Hää-weg s'ganz Appezellerbähnli verbrosmed, will's uf dä Fress-Tripp chömed und da Pfund Magebrot selber verdrucked, wo's eigentlich am Alte hend wölle in Stall bringe.»

Bundesrat Fritz Honegger bei der 39. Eröffnung der Olma am 14. Oktober 1981.
Bild: KEYSTONE
«Nöd zum Ushaltä sind au diä Rhintaler Wiiber. Diä kennsch sofort. Meischtens hend's so Bluse, so Bluse mit so Paillette oder irgend än farbige Vogel uf äm T-Shirt und Jeans mit Swarosvski Steili und s'Födle druckts fascht us dä Hose, will's vil z'wenig Stoff hät für so vil Frau. Diä hocked immer amä Wii-Stand, kipped ein Wisse am andere, und denn muesch di nöd fröge, denn werdet's natürli aggressiv und scharf grad au no. Diä Rhintaler Wiiber verlüüred alli Hemmige und stecked allem Zunge in Hals.»

Haupteingang der 1. Olma 1943 an der Museumstrasse.
bild: foto gross und foto zumbühl, st.gallen/ archiv olma messen st.gallen
«Und Type, Type gsehsch a däre Olma. Doh frogsch di mengmol scho: Wa hät sich dä liäb Gott nur überleit, won er diä Type gmacht hät. Irgend öpper mues ihm doh grausam dri-pfuschet ha. Wohrschindlich eine wo än Edelwiis-Hemper-Lade hät. [...] Si stönd im Kreis und hend Froid, wenn ä paar halbstarchi Stadt-Weicheier mit ihnä än Schnupf nämed. [...] Und denn nüüsst eine noch äm andere, und alli findet's sauglatt, wenn's änä s'letschte bitzeli Reschthirni zu dä Nase us jaggd.»

Bundesrat Otto Stich (links) und der Olma-Präsident Heinz Christen im Oktober 1988.
Bild: KEYSTONE
«Diä Geiferi!»
«Und während dä Einte vom Schnupfe no dä Schnodder is lauwarmi Bier tropfet, geiferet die andere. Diä Geiferi! Meischtens Manne gägä di 50zgi, wo agschtrengt dä Buuch izüched und viel z'jungi Fraue a-baggeret. Und denn zahlet's und zahlet's, nur damit's inen viel z'grosse Usschnitt vo sonere Bank-Lehrtochter chönd gaffe.»
«Irgendwenn hend's denn ihri Pfote nümä im Griff und fanget a umetöple und dä Meischte isch da glich i dem huere Puff ine, oder si merket's gar nüme vor luter Bsöfni.»
Dä Heiwäg
«Dä gröscht huere Schiiss-Job hend d'Securitas, wenn's die Meuti us äm kollektive Delirium vo dä Degustations-Halle a die frisch Luft jage mönd. Jede picklig Teenie hät denn s'Gfühl, är chön no ä dummi Schnorre ha i sim alkohlgschwängerte Grössewahnsinn. Und i däre Stimmig tschumplet all diä Tschumpel denn dur dä Johrmarkt Richtig Stadt.»

1944: Der Lunapark auf dem Spelteriniplatz.
bild: Foto Gross und Foto Zumbühl, St.Gallen/ Archiv Olma Messen St.Gallen
«Dä eint oder die ander haut no ä Chäs-Schnitte ine, frisst ä Raclette oder ä St.Galler Brodwurscht und chotzt dä ganz huere Dreck hinder dä Stand mit dä Gmüesraffle.»
«Natürlich will niemerd hei, und drum goht mä i Peter-Schildknecht-Gastronomie, suft d'Stange für 8 Franke 50 und hät s'Gfühl, dä Wucherpriis gäb eim s'Recht, uf äm Heiwäg irgend inen Husigang z'seiche.»
Schlusswort

Unter Anleitung von Susi (das grosse Rennschwein in der Mitte) trainieren die jungen Schweine für ihren Auftritt an der Olma 1998.
bild: keystone
«Wenn mi jetzt nomol öpper wött froge, ob i a d'Olma gang, denn hät er irgendöppis vo dem Text nöd richtig verstande.»
Hier liest Ralph Weibel seine «Hundsverlochete» vor:
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