Schweiz
Tier

Nagetiere: Seltener Gartenschläfer in mehreren Kantonen nachgewiesen

Dieser kleine Nager breitet sich wieder in der Schweiz aus – Naturschützer freut's

Der aus dem Winterschlaf erwachte Gartenschläfer ist in der Schweiz selten geworden. Denn dem Nagetier fehlt die Wildnis. In den Kantonen Solothurn, Bern, Wallis und Schwyz sind nun aber einzelne Gartenschläfer nachgewiesen worden.
20.04.2022, 10:5820.04.2022, 12:54
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Im solothurnischen Büsserach wurde in einer Hochstammwiese ein kleiner Gartenschläfer nachgewiesen - und das erstmals seit 100 Jahren, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Schlussbericht des Projekts «Heckengeister & Klettermeister» unter Leitung des Naturmuseums Solothurn hervorgeht.

Gartenschläfer
In der Schweiz ist der Gartenschläfer selten geworden.Bild: shutterstock

Für den Bericht waren vor zwei Jahren die Bevölkerung sowie Natur- und Vogelschutzvereine dazu aufgerufen worden, ihre Beobachtungen in Nistkästen, Dachstöcken, Ställen, Bienenhäusern und Natur mitzuteilen.

Gartenschläfer ist «Tier des Jahres 2022»

Mehr als 2000 Meldungen gingen ein - vor allem zu Siebenschläfern und Haselmäusen. Im Fokus stand jedoch der Gartenschläfer, den die Umweltorganisation Pro Natura zum «Tier des Jahres 2022» erkor. Das kleine und vor allem seltene Nagetier lebt in Baumhöhlen und Felsspalten, Mauern, Gebäuden und Höhlen. Es kommt nur in Europa vor.

Der Gartenschläfer wurde zum «Tier des Jahres 2022» erkoren.
Der Gartenschläfer wurde zum «Tier des Jahres 2022» erkoren.shutterstock

Bis Ende 2021 wurden neun Gartenschläfer gemeldet. Am meisten Meldungen stammten auch dem Berner Oberland - und mitten in Nidau BE wurde ein Gartenschläfer gefangen.

Die geduldigen Tierspäher entdeckten auch in Blatten VS und in Oberiberg SZ einen Gartenschläfer. In Oberiberg handelte es sich um den ersten fotografischen Nachweis eines Jungtieres seit mehr als 40 Jahren, wie es im Schlussbericht heisst: «Und wo ein Jungtier ist, hat es noch weitere Tiere.»

Im 19. Jahrhundert war der Gartenschläfer gemäss Angaben von Pro Natura noch in allen Regionen der Schweiz vorgekommen und auch häufiger als ihre bekannteren Verwandten gewesen, die Siebenschläfer. Seit Jahrzehnten geht der Bestand dieser Nagetiere, die bis im April jeweils im Winterschlaf sind, stark zurück.

Gartenschläfer braucht Wildnis

Heute steht der Gartenschläfer deshalb aus globaler Sicht auf der Roten Liste (Kategorie «fast bedroht»), wie Pro Natura festhält. In der Schweiz gelte er noch als «nicht bedroht». Der Wald als naturnaher Lebensraum des Gartenschläfers sei unter Druck.

Gartenschläfer
Der Gartenschläfer versteckt sich gern in Holzbeigen und alten Bäumen.Bild: shutterstock

«Wenn die richtigen Bedingungen bewahrt oder wiederhergestellt werden, kann sich der Gartenschläfer wieder ausbreiten» hält Urs Tester, Kleinsäugerexperte bei Pro Natura, in fest. Laubhäufen, Holzbeigen und alte Bäume im Garten, im Kulturland und im Wald sollten vermehrt stehen gelassen werden. So entstünden mehr Wildnis und Verstecke für den Gartenschläfer. (saw/sda)

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5 Kommentare
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Mutzli
20.04.2022 13:09registriert Dezember 2016
Das ist doch mal ne schöne Nachricht!

Und nur als kleine Anmerkung nebenbei: Kleinstrukturen wie Holzbeigen und Steinhaufen, auch im eigenen Garten, sind noch für viele andere unter Druck stehende Tierarten (vor allem Reptilien) Gold wert.
Ist auch sehr nett, wenn man dann vom Gartensitzplatz aus dann ab und zu so ein Tier beim Sonnen oder herumwuseln beobachten kann!
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