Die Gefahr von Überschwemmungen in der Schweiz hat sich mit dem trockenen Wetter am Freitag entschärft. Sinkende Pegelstände der meisten Gewässer und ein stabiles Hoch in den nächsten Tagen dürften für eine allmähliche Normalisierung der Lage sorgen.
Die Überschwemmungsgefahr blieb zunächst jedoch insbesondere an den Jurarendseen bestehen. Am prekärsten war die Lage gemäss der Naturgefahrenkarte des Bundes am Freitagmittag am Bielersee und an der Aare vom Bielersee bis zur Mündung der Emme. Dort war die Hochwassergefahr gross. Dies entspricht der vierten von fünf Gefahrenstufen. Am Neuenburger- und Genfersee war sie erheblich – Stufe drei von fünf.
Laut den örtlichen Behörden stabilisiert sich die Lage am Ufer des Bielersees allmählich. Nach dem Überschreiten der Hochwassergrenze am Donnerstag sinke der Pegelstand des Sees langsam, teilte die Stadt Biel am Freitagnachmittag mit.
Da unterhalb des Bielersees beim Wehr in Port BE mehr Wasser abfliesse, dürfte der Pegelstand des Sees sogar noch schneller sinken. Folglich werde die Aare in den kommenden Tagen mehr Wasser führen, hiess es.
Die Ausgabe von Sandsäcken wurde beendet. Überwachungs- und Präventionsmassnahmen werden aber in den nächsten Tagen noch weitergeführt, insbesondere die Sperrung bestimmter Uferwege.
Am Genfersee entspannte sich die Lage laut den Waadtländer Behörden ebenfalls. Auch am Neuenburgersee scheint eine Besserung in Sicht, obwohl der Pegelstand dort am Freitag anstieg und 430.36 Meter erreichte. Das ist ein Anstieg von über einem Meter seit dem vergangenen Samstag.
Die Marke von 430.71 Metern bei den Überschwemmungen von 2021 wird aber nicht erreicht werden, wie es beim Katastrophenschutz hiess. Der Wasserstand dürfte sich am Samstag im Laufe des Tages stabilisieren und danach allmählich sinken. Noch unklar war allerdings, wie sich die aufkommende Bise am Samstag auf die Lage am Neuenburger- und Genfersee auswirken wird.
In anderen Teilen des Kantons Waadt normalisierte sich die Lage und gab keinen Anlass mehr zur Sorge. Es kam zwar vermehrt zu kleineren Erdrutschen. Diese verursachten jedoch keine grösseren Schäden.
Weiterhin aktuell ist die Gefahr von Felsstürzen, Schlammlawinen und Steinschlägen im Wallis. Entwarnung dürfte es laut dem Kantonsgeologen frühestens Anfang nächster Woche geben. 15 Personen, die in Trient VS wegen Erdrutschgefahr vorsorglich evakuiert worden waren, konnten am Freitag in ihre Häuser zurückkehren.
Bei Champéry im Unterwallis ging weiterhin Gefahr von einem Erdrutsch aus, der einen Bergbach aufgestaut hat. Der entstandene See mit einer Länge von etwa 100 Metern und einer Tiefe von vier bis fünf Metern hat sich nicht zurückgebildet.
Er könnte jederzeit mit einem Schlag abfliessen, was eine grosse Überschwemmung zur Folge hätte. Die Situation vor Ort wird rund um die Uhr überwacht, wie wie Emmanuel Perrin, Leiter des regionalen Führungsstabs des Val d'Illiez sagte.
Entwarnung gab es auch in Basel. Die Einschränkungen für die Schifffahrt wurden am Freitag aufgehoben, wie die Schweizerischen Rheinhäfen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagten. Der Pegel «Basel-Rheinhalle» sank am Nachmittag auf unter 790 Zentimeter. Damit lag er unter der Hochwassermarke IIb.
Dies bedeutet, dass der Rhein zwischen der Mittleren Brücke in Basel und Birsfelden nicht mehr für die Grosschifffahrt gesperrt ist. Auch die kleinen Schiffe dürfen zwischen Basel und Rheinfelden AG wieder fahren. Die Fähren in Basel sind ebenfalls wieder in Betrieb.
Auch im Kanton Obwalden beruhigte sich die Lage allmählich. Der Pegelstand des Sarnersees sank so weit, dass die Zentralbahn (ZB) seit Freitagmittag wieder ohne Einschränkungen verkehren konnte. Wegen Hochwassers war auf der Brüniglinie zwischen Sarnen und Giswil am Mittwoch ein Gleis gesperrt worden. Die S-Bahnen wurden durch Busse ersetzt.
Auch für die Bewohnerinnen und Bewohner des überschwemmten Quartiers Sachsler Ried entspannte sich die Lage, wenn auch nur langsam. Knut Hackbarth, Gemeindepräsident von Sachseln, sagte auf Anfrage, der Pegelstand des Sarnersees sei in der Nacht auf Freitag um sechs bis sieben Zentimeter gesunken. Weitere Feuerwehreinsätze seien nicht nötig gewesen.
(dsc/sda)