Schweiz
Wallis

Lonza stellt Impfstoff-Produktion in Visp ein

Lonza stellt Impfstoff-Produktion in Visp ein

19.09.2023, 16:0619.09.2023, 22:37
Mehr «Schweiz»

Der Pharmazulieferer Lonza muss die Produktion des Corona-Impfstoffs für Moderna am Standort Visp im dritten Quartal einstellen. Moderna werde seinen Bedarf am Impfstoff künftig aus der eigenen Produktion decken, teilte die US-Firma am Dienstag mit.

ARCHIV --- Lonza buildings, where a part of the Moderna mRNA coronavirus disease (COVID-19) vaccine will be produced, in Visp, Switzerland, October 6, 2020. (KEYSTONE/Olivier Maire)
Bild: keystone

Lonza bestätigte in einer Stellungnahme vom Dienstagnachmittag, dass Moderna den Vertrag zur Produktion des mRNA-Wirkstoffs in Visp gekündigt hat. Gespräche über Einzelheiten betreffend der Beendigung der Zusammenarbeit seien noch im Gange. Moderna hatte den Impfstoff während der Corona-Pandemie für bestimmte Märkte, unter anderem auch für die Schweiz, im Oberwallis herstellen lassen.

Grund für die nun angekündigte Schliessung der Impfstoffproduktionslinien in Visp ist laut Moderna die weltweit rückläufige Nachfrage nach Corona-Impfstoffen. Diese sei mit dem Übergang von einem Pandemie- in einen endemischen Markt zurückgegangen. Der Rückzug kommt nicht überraschend. Vergangene Woche hatte Moderna gegenüber der Nachrichtenagentur AWP eine Reduktion der Produktionskapazitäten in Visp in Aussicht gestellt.

Impfstoffproduktion in den Moderna-Werken

Moderna werde die Impfstoff-Nachfrage für die Jahre 2024 und 2025 von nun an von ihren eigenen Standorten in Norwood im US-Bundesstaat Massachusetts decken, hiess es weiter. Darüber hinaus werden laut den Angaben ab 2025 zusätzliche Kapazitäten dazukommen, wenn die neuen mRNA-Produktionsanlagen von Moderna in Grossbritannien, Kanada und Australien in Betrieb gehen.

Was die Schliessung der Impfstoffproduktion für das Werk und die Angestellten in Visp bedeutet, ist noch unklar. Lonza prüfe nach Möglichkeiten, die betroffenen Mitarbeitenden in anderen Kundenprogrammen und Wachstumsprojekten unterzubringen, schreibt der Pharmazulieferer dazu. Das Geschäftsmodell sei «agil genug, um flexibel auf die sich entwickelnde Kundennachfrage reagieren» zu können.

Für Lonza ist die Schliessung der Impfstoffproduktion in Visp die nächste Hiobsbotschaft, nachdem am Montag der abrupte Abgang von Chef Pierre-Alain Ruffieux verkündet werden musste. Bis ein Nachfolger bestimmt ist, wird Verwaltungsratspräsident Albert Baehny die CEO-Aufgaben interimistisch übernehmen. Am Montag war die Lonza-Aktie an der Schweizer Börse um 15 Prozent eingebrochen. Am Dienstagnachmittag kann sich der Kurs davon mit einem Plus von rund zwei Prozent nur leicht erholen.

Darbellay bleibt ruhig

Die Entscheidung, die Produktion für den Impfstoff gegen Covid-19 in Visp einzustellen, ist «eindeutig keine gute Nachricht», sagte der Walliser Staatsratspräsident Christophe Darbellay. Es sei aber auch «keine Katastrophe».

Christophe Darbellay, Conseiller d'Etat valaisan, parle lors d'une conference de presse sur la rentree scolaire 2021-2022 du canton du Valais le mardi 10 aout 2021 a Sion. (KEYSTONE/Jean-Chr ...
Der Walliser Staatsratspräsident Christophe Darbellay. Bild: keystone

Auf Anfrage der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» sagte der Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Bildung, dass er von dieser Entscheidung «nicht besonders überrascht» sei, denn die Nachfrage nach Covid-Impfstoffen habe sich massiv reduziert.

Um die Zukunft des Standorts Visp macht sich der Mitte-Politiker keine Sorgen: «Es ist klar, dass Lonza agil sein muss», aber alle Pharmaunternehmen müssten sich an diese Nachfragerückgänge anpassen. Das Wachstum von Lonza werde «vielleicht etwas schwächer ausfallen als erwartet», aber der Konzern bleibe «sehr solide». Seiner Meinung nach hat Lonza ein sehr gut funktionierendes Geschäftsmodell.

Der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor ist hingegen weniger optimistisch: «Manche haben sich vorgestellt, dass der Impfstoff für das Wallis ein neues Eldorado sein würde.» Doch die Logik eines multinationalen Unternehmens gewinne wieder die Oberhand. «Hoffen wir, dass das Wallis nicht zu sehr darunter leiden wird!», schrieb er auf X, vormals Twitter. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Nationalbank-GV: Thomas Jordan sieht die SNB gut gegen «Inflationsgespenster» gerüstet

«Die Nationalbank wird sich weiterhin im Gesamtinteresse des Landes voll und ganz dafür einsetzen, die Preisstabilität in der Schweiz zu sichern.» Das versprach der abtretende Direktoriumspräsident Thomas Jordan laut Redetext am Freitag in seiner Rede an der Generalversammlung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern.

Zur Story