Die Leute machen mit ihnen einen Ausflug, sie fahren mit ihnen zur Arbeit oder liefern damit Essen aus – E-Bikes sieht man auf Schweizer Strassen immer häufiger. Im vergangenen Jahr verfügte bereits jedes dritte in der Schweiz verkaufte Velo über einen Elektromotor. In einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte ist von einem «starken Wachstum des E-Bike-Marktes» die Rede. Als Gründe werden ein gestiegenes Gesundheits- und Nachhaltigkeitsbewusstsein genannt. Die Corona-Pandemie und das damit verbundene Bedürfnis nach individueller Mobilität hat diese Entwicklung weiter verstärkt.
Auch bei Velosuisse, dem Verband der Schweizer Fahrradlieferanten, beobachtet man den Trend. «In den Städten stiegen viele Nutzer des öffentlichen Verkehrs aufs Velo oder E-Bike um, weil sie keine Ansteckung riskieren wollten», schreibt der Verband. Zahlen von Velosuisse zufolge hat sich der Verkauf von E-Bikes zwischen 2017 und 2021 mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 187'302 Exemplare verkauft, was einen neuen Rekordwert darstellt.
Im ersten Coronajahr (2020) stieg die Zahl der verkauften E-Bikes im Vergleich zum Vorjahr um satte 30 Prozent. Der Anstieg hätte gemäss Velosuisse sogar noch höher ausfallen können, weil die Nachfrage nicht vollständig gedeckt werden konnte. Im letzten Jahr bremste das Wachstum zwar leicht, dennoch stieg der Verkauf von E-Bikes immer noch einmal um weitere zehn Prozent an.
Es sind erfolgreiche Zeiten für die Velohändler, doch sie kämpfen mit Lieferengpässen. Viele Hersteller stammen aus Asien, wo es wegen der Pandemie noch immer Lockdowns gibt. Teilweise müssen Kunden daher mehrere Monate auf ihre E-Bikes warten.
Auch E-Mountainbikes sind gefragt. Im vergangenen Jahr waren knapp 40 Prozent der in der Schweiz verkauften Mountainbikes mit einem Elektromotor ausgerüstet, 2017 waren es etwa halb so viele. Diese E-Mountainbikes sind insbesondere auf Schweizer Wanderwegen zu finden – und sorgen dort für einen Konflikt zwischen Wanderern und Radfahrern.
Wandern und Velofahren sind die beliebtesten Freizeitaktivitäten in der Schweiz. Beide Nutzergruppen wollen die Natur geniessen und sich gleichzeitig sportlich betätigen – Radfahrer und Wanderer begegnen sich daher immer öfter auf den schmalen Schweizer Wegen. Das hat zur Folge, dass es dort zuweilen eng wird.
Viele Wanderer stehen Velos und insbesondere E-Mountainbikes skeptisch gegenüber. Sie fühlen sich durch sie gestört. Grundsätzlich gilt: Auf Wanderwegen haben Wandernde Vortritt gegenüber Velos. «Allerdings», ergänzt Christian Hadorn vom Verband der Schweizer Wanderwege, «ist auf einem grossen Teil der Wanderwege das Fahren mit E-Mountainbikes möglich.» Der Verband der Schweizer Wanderwege schlägt dennoch vor, dass besonders auf stark frequentierten Wegen eine stärkere Differenzierung zwischen Wander- und Veloweg gemacht werden soll. So sollen sich die Wanderer und Radfahrer seltener begegnen und gleichzeitig soll das Ausflugserlebnis für beide Parteien verbessert werden. In der Biker-Hochburg Lenzerheide und anderen Tourismus-Hotspots wurden bereits Massnahmen zur Entflechtung ergriffen.
Doch wie gefährlich ist es, wenn sich Wanderer und E-Mountainbiker zunehmend begegnen? Gemäss der Suva, dem grössten Unfallversicherer, sind Daten zu Unfällen in Verbindung mit E-Mountainbikes in der Schweiz kaum vorhanden. Die Unfälle werden nicht gesondert erfasst. Eine Studie aus Deutschland und Österreich aus dem Jahr 2016 kommt zum Schluss, dass durch das E-Mountainbike kein Anstieg von Unfällen zu verzeichnen ist. Dem Netzwerk Schweizmobil zufolge können diese Beobachtungen auch auf die Schweiz angewandt werden: «Die Zahlen aus dem Ausland decken sich mit unseren Beobachtungen, es kommt nicht zu mehr Unfällen und schon gar nicht mit Wanderern. Diese sind sehr selten.»
Doch der E-Bike-Boom hinterlässt durchaus seine Spuren in den Unfallstatistiken. Allgemeine Zahlen existieren nämlich. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) hat im vergangenen Jahr 531 Schwerverletzte sowie 17 Tote unter den E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrern registriert. «Die Zahl der schweren E-Bike-Unfälle hat damit einen neuen Höchststand erreicht», stellt die BfU fest.
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