Schweiz
Wirtschaft

Fachkräftemangel in der Schweiz spitzt sich zu

IT-Fachkräfte könnten bald mehr Lohn erhalten (Symbolbild).
Vor allem in den Bereichen Gesundheit, IT und Ingenieurswesen ist die Rekrutierung schwierig.Bild: KEYSTONE

Fachkräftemangel in der Schweiz spitzt sich zu

28.11.2022, 21:1328.11.2022, 21:13
Mehr «Schweiz»

Der Mangel an Fachkräften hat sich im letzten Jahr stark zugespitzt. Vor allem in den Bereichen Gesundheit, IT und Ingenieurswesen gestaltet sich die Rekrutierung von qualifiziertem Personal zunehmend schwierig.

Der Fachkräftemangel-Index des Personaldienstleisters Adecco in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich erreichte einen neuen Rekordwert von 155 Punkten. Dies bedeute im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 68 Prozent, wie Adecco Schweiz am Montagabend mitteilte. Auch der Vorkrisenwert von 2019 wurde um 21 Prozent übertroffen.

Der kräftige wirtschaftliche Aufschwung nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen habe die Anzahl Stellenausschreibungen im Eiltempo auf neue Rekordhöhen getrieben, heisst es in der Studie. Unternehmen aller Branchen benötigten viel mehr Personal, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können. Dieser erhöhte Personalbedarf habe wiederum die Arbeitslosenzahlen deutlich sinken lassen.

Gesundheitspersonal rar

Der stärkste Mangel zeigt sich gemäss der Auswertung in den Gesundheitsberufen. In dieser Berufsgruppe hätten schon vor der Pandemie Fachkräfte gefehlt, was sich nun weiter akzentuiert habe. Ein Grund für die Verschärfung liege darin, dass in der Schweiz zu wenig spezialisiertes Gesundheitspersonal ausgebildet werde, lässt sich Corinne Scheiber, Leiterin von Adecco Medical zitieren.

Auch die Entwickler von Software- und IT-Anwendungen sind schon seit Jahren knapp. Auch hier habe sich der Engpass weiter verschärft und einen Rekordwert erreicht, heisst es. Betroffen vom Fachkräftemangel ist auch die Industrie, wo vor allem in den ingenieurtechnischen Berufe die Rekrutierung schwierig ist.

Überangebot an Hilfskräften

Auf der anderen Seite der Skala herrscht insbesondere bei Hilfsarbeitern sowie in der Land- und Forstwirtschaft ein Überangebot. In diesen Berufen würden mehr Personen eine Stelle suchen, als es Vakanzen gibt.

Auch zeigt sich bei der Auswertung ein Rösti-Graben: So hat der Fachkräftebedarf in der Deutschschweiz (+77%) im Vergleich zum Vorjahr deutlich stärker zugenommen als in der lateinischen Schweiz (+48%). Als ein Grund für die Diskrepanz wird in der Studie das höhere Aufholpotenzial in der Deutschschweiz aufgeführt, nachdem dort während der Pandemie ein stärkerer Einbruch verzeichnet wurde. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Overton Window
28.11.2022 21:33registriert August 2022
Der stärkste Mangel zeigt sich gemäss der Auswertung im Bereich 30-35 Järige mit Uniabschluss und 20 Jahren Berufserfahrung, die eine 170%-Stelle für 3000-4000 Franken im Monat suchen.
1704
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matrixx
28.11.2022 21:37registriert März 2015
Es sind nicht die Fachkräfte, die fehlen, sondern Leute, die zu solch teils miesen Arbeitsbedingungen arbeiten wollen.
Hat man ja während der Pandemie sehr gut gesehen. Gut ausgebildetes (Gesundheits-)Personal dreht dem Beruf den Rücken zu, weil die Arbeitsbedingungen unter aller Sau sind.
912
Melden
Zum Kommentar
avatar
Allkreis
28.11.2022 22:14registriert Januar 2020
Falls es wirklich schlimm wäre mit dem Fachkräftemangel, würden diese mehr verdienen.
815
Melden
Zum Kommentar
58
    Für die Verhandlung mit Scott Bessent – das kann die Schweiz aus dem Ukraine-Deal lernen
    In Washington unterzeichnet der US-Finanzminister Scott Bessent und die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko einen Rohstoff-Deal, über den monatelang verhandelt und gestritten wurde. Beide Länder verkaufen das Abkommen als Erfolg. Gute Vorzeichen auf die anstehenden Handelsgespräche mit der Schweiz?

    Der amerikanische Finanzminister hat am Mittwoch sein Gesellenstück präsentiert: Erstmals ist es Scott Bessent gelungen, einen wichtigen bilateralen Vertrag auszuhandeln. Seite an Seite mit der ukrainischen Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko setzte der 60 Jahre alte Minister stolz seine Unterschrift unter ein Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine, mit dessen Hilfe der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes finanziert werden soll.

    Zur Story