In der Stadt Zürich haben sich am Freitagabend Velofahrerinnen und Velofahrer zur monatlichen Demonstration Critical Mass versammelt. Dies, obwohl die Veranstaltung von der Polizei zum ersten Mal nicht bewilligt worden war.
Wie diverse Medien berichteten sind heute aber weniger Leute vor Ort als bei den vorherigen Demonstrationen. Laut dem «Tages-Anzeiger» trafen sich rund 50 Teilnehmende auf dem Bürkliplatz. Später nahm diese Zahl dann zu: Diverse Gruppen fuhren durch Zürich, die laut dem «Tages-Anzeiger» aus bis zu 200 Leuten bestehen. Insgesamt sollen laut Keystone-SDA «einige hunderte» Demonstrantinnen und Demonstranten mitgefahren sein.
Am Treffpunkt war auch die Polizei, wo rund 20 Einsatzkräfte das Geschehen verfolgten. Ebenfalls vor Ort war ein Kastenwagen mit der Leuchtaufschrift: «Unbewilligte Demonstration – Anweisung der Polizei befolgen». Zudem wurden die Teilnehmenden um 19 Uhr mit einer Durchsage darauf hingewiesen, dass die Demo nicht bewilligt sei und man die Örtlichkeit verlassen solle. Die Teilnehmenden reagierten mit Veloklingen.
Nach 19 Uhr setzten sich die Fahrerinnen und Fahrer dann im Bewegung – allerdings nicht alle zusammen, sondern gestaffelt in mehreren Gruppen. Die Polizei intervenierte nicht. Solange sich die Gruppen an die Verkehrsregeln halten und den Verkehr nicht beeinträchtigen würden, sei es auch erlaubt, so Velo zu fahren, so Daniela Brunner, Leiterin Kommunikation der Stadtpolizei.
Im Laufe der Demo griff die Polizei vereinzelt ein. So wurden diverse Velofahrerinnen und Velofahrer kontrolliert, sie mussten sich ausweisen. Zudem wurden die Teilnehmenden an gewissen Stellen von der Polizei gefilmt. Wie ein Besucher dem «Tages-Anzeiger» berichtete, kam es auch zu Bussen. Kurz vor 20 Uhr liess die Stadtpolizei auf Twitter verlauten, blockierende Personen würden kontrolliert, verzeigt und weggewiesen werden. Es seien zudem Musikanlagen sichergestellt worden.
Wir stellen mehrere grössere Gruppierungen in der Stadt Zürich fest. Die Teilnahme an einer unbewilligten Veranstaltung ist strafbar. Musikanlagen werden sichergestellt. Blockierende Personen werden kontrolliert, verzeigt und weggewiesen.
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) July 28, 2023
Im öffentlichen Verkehr waren mit Einschränkungen zu rechnen. Wie ZVV bekannt gab, waren Tram- und Buslinien in der City und Zürich West verlangsamt unterwegs oder fielen aus.
Die Grüne Partei, der auch Sicherheitsvorsteherin Kathrin Rykart angehört, forderte die Polizei im Vorfeld auf, zurückhaltend zu sein. Die FDP, die eine Aufsichtsbeschwerde beim Statthalter eingebracht hatte, zeigte sich am Freitagabend erfreut.
Der öffentliche Verkehr habe dank ihrer Intervention weitgehend ungestört rollen können. Dies im Gegensatz zu früheren Critical Mass-Abenden, teilte die Partei mit.
Jeden letzten Freitag im Monat findet die Critical Mass in Zürich statt. Was vor circa 25 Jahren mit ein paar Dutzend Teilnehmern begann, hat mittlerweile eine beachtliche Grösse erreicht. Laut Beobachtern sollen schon bis zu 10'000 Teilnehmerinnen dabei gewesen sein.
Wie der Name vermuten lässt, ist die Teilnehmerzahl durchaus wichtig: Die Idee hinter der Bewegung ist nämlich, dass sich eine grosse Anzahl Leute – also eine kritische Masse – an einem Ort trifft und gemeinsam mit dem Fahrrad durch die Stadt fährt.
Gemäss der Webseite des Zürcher Ablegers der Critical Mass ist ein solcher Anlass deshalb notwendig, weil Fahrradfahrer sich im Strassenverkehr täglich grossen Gefahren aussetzen und «als minderwertige Verkehrsteilnehmer marginalisiert» werden.
Für die Demonstration am 28. Juli hätten die Organisatorinnen und Organisatoren nach einem erfolgreichen Rekurs der FDP erstmals eine Bewilligung einholen müssen. Darauf wurde verzichtet.
(dab)
Muss ich jetzt um mein Autoradio fürchten?