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National-League-Saison wird trotz Corona fortgesetzt: Das sagen die CEOs

Marc Luethi, Geschaeftsfuehrer der SC Bern Eishockey AG, rechts, spricht an der Seite von Andre Bechir, Senior Advisor, Gadget-abc Entertainment Group, links, waehrend einer Podiumsdiskussion ueber da ...
SCB-Geschäftsführer Marc Lüthi hofft auf Unterstützung des Bundes.Bild: keystone

Hockey-Saison geht weiter: «Wie wenn ein Bäcker Brot backt und es nicht verkaufen darf»

Die National League wird ihren Spielbetrieb vorläufig bis zum 1. Dezember aufrecht erhalten. Danach soll eine neue Lagebeurteilung vorgenommen werden.
29.10.2020, 15:46
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Der Bundesrat will mit den am Mittwoch getroffenen Massnahmen – unter anderem wurde die Zuschauerzahl an Grossveranstaltungen auf 50 beschränkt – einen zweiten Lockdown unbedingt verhindern. «Für uns ist es allerdings ein Lockdown», stellt Marc Lüthi, der CEO des SC Bern, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA klar. «Wir sind jeder Möglichkeit beraubt worden, Geld zu verdienen.» Es sei, wie wenn ein Bäcker Brot backe, es aber nicht verkaufen dürfe.

«Ich rede rein aus wirtschaftlicher Optik, die Massnahmen sind wahrscheinlich berechtigt.»
Marc Lüthi, CEO SC Bern

Bis zum ersten Dezember bestreiten die Berner nach aktuellem Stand fünf Heimspiele, bis Ende Jahr wären es deren acht. Jede Partie in der heimischen Arena kostet den Verein rund 500'000 Franken. «Das verlieren wir zusätzlich zu dem, was wir budgetiert haben», erklärt Lüthi. Schliesslich brachte schon die alte Regelung, dass zwei Drittel der Sitzplätze belegt werden dürfen, happige Verlust mit sich. Lüthi betont aber: «Ich rede nun rein aus wirtschaftlicher Optik, die Massnahmen sind wahrscheinlich berechtigt.»

Patrick Lengwiler, der CEO des EV Zug, äusserte sich dahingehend, dass Restriktionen ohne Unterstützung nicht akzeptabel seien. Das sieht auch Lüthi so. Zwar dürften die Vereine im Dezember vom Bund zinslose Darlehen erhalten, das ist jedoch nicht mehr als eine Liquiditätshilfe. «Darlehen mit Rangrücktritt sind besser als nichts, aber es braucht eine Entschädigung. Wir machen ja nicht einen Verlust pro Spiel, den wir irgendwann wieder hereinholen können», sagt Lüthi.

In die gleiche Richtung äussert sich Markus Bütler, der CEO der Rapperswil-Jona Lakers: «Zum Überleben sind die Darlehen sicher wichtig. Diese zurückzuzahlen, erachte ich aber als ziemlich schwierig, wenn einem die Wirtschaftlichkeit entzogen wird. Es ist eigentlich ein Fass ohne Boden.»

Deshalb forderten die Präsidenten der zwölf Vereine der National League am Dienstag in einem offenen Brief an den Bundesrat A-fonds-perdu-Beiträge. Für Lüthi und Bütler wäre zudem angebracht, dass die Klubs, obwohl sie spielen, Kurzarbeitsentschädigungen erhalten, da diese genau dazu da sind, das Überleben von Unternehmen zu sichern.

«Wir müssen nun dem Bund zuerst die Chance geben, zu entscheiden, ob er den Sport noch will oder nicht.»
Marc Lüthi, CEO SC Bern

Für befristete Verträge sind solche jedoch nicht mehr möglich – vom 1. März bis 31. August war dies der Fall. Allerdings profitierten die Eishockey-Vereine nur bis zur Aufnahme des Sommertrainings davon. Ein entscheidender Punkt ist für Bütler, dass alle Arbeitnehmer im Eishockey «ihre (Lohn-)Beiträge in all den letzten Jahren ebenfalls geleistet hätten. Das darf nicht vergessen werden.» Insofern findet er die Ungleichbehandlung unfair.

Der CEO des EV Zug Patrick Lengwiler waehrend der Saison Medienkonferenz des EV Zug vom Montag 10. September 2018 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
EVZ-CEO Patrick Lengwiler war gegen die Fortsetzung der Saison.Bild: KEYSTONE

Trotz der entzogenen Wirtschaftlichkeit waren der SCB und die Lakers im Gegensatz zum EV Zug für die Fortsetzung der Saison zumindest bis am 1. Dezember. Warum? «Erstens würden wir sonst auch noch die allerletzten Einnahmen verlieren - die TV-relevanten Werbungen. Und zweitens wären dann auch die Fernsehgelder in Frage gestellt», sagt Lüthi. Er will zunächst abwarten, «wie uns geholfen wird. Wenn wir dann wissen, was Fakt ist, können wir darauf bezogen das weitere Vorgehen beschliessen. Wir müssen nun dem Bund zuerst die Chance geben, zu entscheiden, ob er den Sport noch will oder nicht.»

Für Bütler hat das Ganze auch einen emotionalen Aspekt, in einer Zeit, in denen den Leuten viel weggenommen wird. Insofern erachtet er es als wichtig, ihnen zumindest im Fernsehen einen Unterhaltungswert zu bieten. «Momentan gewinnen wir nichts, wenn wir nicht spielen, bleiben doch die Personalkosten gleich.»

Der EVZ dagegen hätte lieber zugewartet, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, weil alle Involvierten «möglichst viele Spiele vor möglichst vielen Zuschauern verdient haben» (Lengwiler). Falls Entschädigungen ausbleiben, ist dann der erneute Saisonabbruch unvermeidbar? Lüthi: «Das wissen wir momentan noch nicht. Nun bleiben wir mal positiv.» (abu/sda)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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egemek
29.10.2020 16:02registriert Mai 2016
Als Besitzer einer Saisonkarte und somit einigermassen Direktbetroffener muss ich sagen, dass mir das ewige Gejammer von Lüthi, Lengwiler und Co. langsam aber sicher auf den Sack geht.

Es gibt viele Branchen, die schwere Zeiten durchmachen im Moment, aber gefühlt ist das Gejammere bei den Hockeyclubs weitaus am grössten. Die Fussballer scheinen es da einiges sportlicher zu nehmen.

Und nur schon der Gedanke an einen Saisonabbruch ist für mich ein klares No-Go. Wenn schon untergehen, dann bitte mit wehenden Fahnen, und nicht mit eingerolltem Schwanz.
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Chalbsbratwurst
29.10.2020 15:57registriert Juli 2020
Ich finde es wichtig, dass der Staat die Sportvereine unterstützt damit diese weiter spielen können. Dadurch haben nämlich sehr viele Fans in der ganzen Schweiz einen Grund zuhause zu bleiben und die Spiele am TV zu schauen. Also genau das was der Bundesrat möchte. Zudem läuft ja sonst nichts... die Spiele sind immer eine willkommene Abwechslung und gut fürs Gemüt.
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maylander
29.10.2020 15:58registriert September 2018
Da bin ich ganz mit Bütler vom SCRJ.

Lengwiler tscheggt es irgendwie nicht. Spiele mit Zuschauern wird es diese Saison wahrscheinlich nicht mehr geben.
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