Was für ein Zufall: 365 Tage hat das Jahr und exakt 365 Spieler sind bisher diese Saison in der National League eingesetzt worden. Es ist nicht immer einfach, die 50 besten Tage des Jahres zu benennen und erst recht ist es nicht leicht, die 50 besten Spieler der laufenden Saison zu küren.
Im richtigen Leben wäre es am leichtesten, einfach dem Kalender zu folgen und die Sonntage zu wählen. Im Eishockey führt uns der Weg des geringsten Widerstands zu den Statistiken. Aber diese Zahlen sagen nicht immer die letzte Wahrheit. Sie erzählen uns keine Geschichten. Sie berücksichtigen nicht, welchen Einfluss ein Spieler auf sein Team hat, unter welchen Umständen einer seine Leistung erbringt und erst recht nicht, ob einer nun weit mehr leistet als er eigentlich von seinem Talent her dazu in der Lage wäre. Kurzum: Statistiken sind blutleer und langweilig.
Der Chronist erhebt nicht den Anspruch, die 50 Besten zu kennen. Da sei Gott vor. Eigentlich ist es ja gar nicht möglich, eine objektive Rangliste zu erstellen, die dem wahren Leistungsvermögen gerecht wird. Wir könnten 100 Experten einladen und hätten nach einem Seminar von 100 Tagen keine Einigkeit, wer nun die 50 Besten sind. Was ist die Liste dann? Es ist eine rein subjektive, ungerechte und ein bisschen provokative Liste. Kurzum: Ein Beitrag zur Unterhaltung. Eishockey ist ja ein Teil unserer Unterhaltungsindustrie.
Wir zeigen die Top 50 der besten Spieler der ersten Qualifikationshälfte 2021/22 in einer fünfteiligen Serie. Hier der erste Teil:
Statistisch sind Sandro Aeschlimann, Reto Berra, Philip Wüthrich, Joren van Pottelberghe und Melvin Nyffeler besser. Götterdämmerung für den sechsfachen Meistertitanen und WM-Finalhelden? Nein, er kann in den Playoffs alles wieder ins rechte Licht rücken.
Bis der Engelberger mit 26 in Ajoie die NL-Bühne betritt, hat er bloss ein einziges Spiel in der höchsten Liga bestritten (mit Zug). Und nun hat er schon 5 Tore und 6 Assists auf dem Konto – wer so spät seine Chance nützt, hat den Eintrag im Geschichtsbuch verdient.
Die beiden Brüder haben in dieser Saison gemeinsam schon gleich viele Punkte (13) produziert wie zuvor während ihrer ganzen Karriere. Und Zaccheo ist schon 27 und Isacco 28. Eine Geschichte über Geduld und dem Willen, nie aufzugeben, die nur in Ambri möglich ist.
Der vergessene WM-Silberheld von 2018 und defensive Rumpel-Leitwolf der Meisterteams von 2012, 2014 und 2018. Seine Eiszeit ist seit Einführung des schwedischen Stils um fast die Hälfte reduziert worden. Rockt der ZSC auch deshalb nicht mehr richtig?
Chris McSorley rühmt ihn als «Schlachtross». Mit gutem Grund: kein anderer Spieler der Liga spielt so viel Boxplay. Schon während 138 Minuten, mehr als zwei Spiele lang, hat sich Mirco Müller in Unterzahl gewehrt. Aber 3 Tore und 7 Assists sind für einen WM-Silberhelden und ehemaligen NHL-Profi etwas mager.
Nach sechs Jahren Dominanz in der Swiss League kann er nun auch National League. Aber Ajoies Topskorer muss alles selber machen: Am meisten Eiszeit aller Stürmer der Liga, kein Schnauf für die Defensive und die miserabelste Plus-Minus-Bilanz der Liga (365). Ein vergessener Held dieser Meisterschaft.
Die gewöhnlichen Statistiken sagen: Ein Dutzendverteidiger, so unspektakulär wie sein Arbeitgeber es lange war und nicht mehr ist. Aber er ist ein «Analytics Darling». Macht sein Team in jeder Zone besser, bei den «Expected Goals» Rappis bester Verteidiger.
Weil er lange Zeit verletzt war, hat er noch keine Schlagzeilen geschrieben. Aber Achtung: 13 Punkte in bisher 12 Partien. Ein kompletter Stürmer mit dem Potenzial zum Liga-Topskorer. Der bisher beste Transfer von Hnat Domenichelli.
Ein Schweizer wechselt in die NHL und wird bei der Rückkehr als Messias mit himmelhohen Erwartungen empfangen. Die hat auch Biels Captain nicht erfüllen können (bisher 4 Tore). Aber er ist einer der komplettesten Schweizer Center und wird in den Playoffs erstmals für Spektakel sorgen.
Bisher nur 16 Punkte und seinen Rekord (42 Punkte in der Saison 2018/19) wird er bei weitem verfehlen. Aber er ist und bleibt einer der brillantesten Vorbereiter der Liga («Alpen-Gretzky») und wenn sein Sportchef ihm endlich einen brauchbaren ausländischen Vollstrecker findet, wird er wieder rocken.