Er ist kein Superstar. Elia Rivas statistische Werte sind solide, aber nicht spektakulär: 7 Punkte aus 26 Partien und knapp 18 Minuten Eiszeit pro Partie. Ligaweit ist er die Nummer 21 der Schweizer Verteidiger. Wenn nun einer mit dieser statistischen Kragenweite in Gottes Namen halt seine Ausstiegsklausel aus dem noch bis Ende der nächsten Saison laufenden Vertrag aktiviert, dann ist das eigentlich noch kein Grund zur Aufregung.
Aber der Sohn der Ambri-Legende Luigi Riva (54) ist ein ungeschliffener Diamant. Seine ersten Gleitversuche auf dem Eis machte er in Ambri. Seit 2011 kümmert sich Lugano um dieses Supertalent. Elia Riva ist mit einer Berufung an eine U 18- und U 20-WM und einem guten Dutzend-Operetten-Länderspiele geadelt worden. Eigentlich sind sich alle einig: Seine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Und das ist das Problem – für Lugano.
Elia Riva will noch besser werden. Aber kann er das in Lugano? Bekommt er genug Karriere-Sauerstoff neben Santeri Alatalo, Calle Andersson, Mirco Müller und einem oder zwei ausländischen Verteidigern? Diese Saison ist er bisher pro Spiel nur für 12 Sekunden fürs Powerplay aufgeboten worden. Und so melden die Gewährsleute aus dem Tessin: Elia Riva ist nicht ganz sicher, dass er in Lugano besser werden kann und hat die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag aktiviert.
Wie geht es nun weiter? Wie Gewährsleute aus der Innerschweiz melden, hat Zug durchaus Bedarf an einem entwicklungsfähigen, spielstarken, lauffreudigen jungen Schweizer Verteidiger. Dass es möglich ist, in Zug unter Trainer Dan Tangnes besser zu werden, hat sich längst herumgesprochen. Ist denn nicht beispielsweise aus dem Junior Yannick Zehnder in Zug ein Nationalstürmer geworden, den jetzt gar die mächtigen ZSC Lions abgeworben haben? Eben.
Und so ist nun Elia Riva sozusagen verhandlungstechnisch auf dem Weg nach Zug. Zugs umsichtiger Sportchef Reto Kläy – nach dem Verlust von Yannick Zehnder sowieso und auch ein wenig aus Prestigegründen an einem Transfer interessiert, der in der Liga beachtet wird – ist erfreut, die Verpflichtung von Elia Riva melden zu können.
Nun ist Hnat Domenichelli gefordert. Die Fans reagieren sensibel auf den Verlust von eigenen Talenten mit italienischer Muttersprache. Natürlich hat er alles versucht, um Elia Riva zu halten. Was ihm nicht gelungen. Also braucht er Ersatz.
Fürs spielerische Spektakelmachen ist ja eigentlich das ausländische Personal zuständig. Luganos Verteidigung könnte hingegen durchaus noch ein wenig defensives Schmirgelpapier gebrauchen. Und dafür gibt es sogar geeignete Kandidaten. In Davos oben hat sich beispielsweise Claude-Curdin Paschoud (28) nach einer langen Verletzungspause (er fiel die ganze letzte Saison aus) in bewundernswerter Art und Weise ins Team zurückgekämpft. Auch sein Talent ist mit einer Junioren-WM (U 20) und einigen Operetten-Länderspielen bestätigt worden und sowieso ist er ein im Team überaus beliebter Musterprofi. Nun läuft sein Vertrag aus.
Verlängert der sanfte Riese mit der NHL-Postur (193 cm/96 kg) in Davos oben oder verlässt er zum ersten Mal den HC Davos, um in der Fremde noch besser zu werden? Da Elia Riva erst vor drei Tagen seinem Sportchef die Scheidungsabsichten durch die Aktivierung der Ausstiegsklausel eröffnet hat, ist der Trennungsschock noch so frisch, dass Hnat Domenichelli in der Sache noch nicht aktiv geworden ist.
Affaire à suivre über die Festtage in Lugano, Zug und Davos.