Gegen den SCB lässt Trainer Luca Cereda Chris DiDomenico erstmals neben Dominik Kubalik stürmen. In der 13. Minute gelingt dem Kanadier gegen die beste SCB-Linie um Liga-Topskorer Austin Czarnik das 1:0. Sein erstes Tor für Ambri. Die Partie wird er mit einer Plus-1-Bilanz und fast 20 Minuten Eiszeit beenden. Aber ein zweiter Treffer gelingt ihm nicht mehr. Luca Cereda hat am letzten Montag von seinem Sportchef Paolo Duca erfahren, dass die Möglichkeit besteht, Jakob Lilja bei Gottéron gegen Chris DiDomenico einzutauschen.
Der Kanadier habe die Erwartungen erfüllt. «Er will immer gewinnen. Auch in kleinen Spielchen im Training. Mit dieser Leidenschaft ist er ein Vorbild und inspiriert gerade unsere jungen Spieler.»
Die Frage wird nun sein: Wie viel kann Chris DiDomenico auf dem Eis noch bewegen? Luca Cereda sieht durchaus Steigerungspotenzial. «Wir befinden uns noch in der Kennenlern-Phase und müssen herausfinden, in welcher Linienzusammensetzung er uns am meisten bringen kann.»
Ein Problemspieler sei «DiDo» sicher nicht. In Biel verursachte der Kanadier zwar mit einer Strafe den Ausgleich zum 1:1 (29. Minute) und damit die Wende zur Verlängerungs-Niederlage (1:2).
Drei Spiele, ein Tor, eine Plus-1-Bilanz und mit durchschnittlich 20:56 Minuten am meisten Eiszeit von allen Stürmern: Seine Statistik dürfte bald besser sein als jene bei Gottéron (16 Spiele/9 Punkte, Minus-3, 18:28 Minuten Eiszeit). Er darf mit einem Stammplatz rechnen. Wenn ein Ausländer auf die Tribüne muss, dann wird es entweder der finnische Torhüter Janne Juvonen oder der kanadische Stürmer Philippe Maillet sein.
Ist Chris DiDomenico bei Gottéron davongelaufen oder «davongejagt» worden? Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen: Er spürte nicht mehr das bedingungslose Vertrauen seines Trainers. Ob dieses Vertrauen wegen ungenügender Leistung fehlte oder ob mangelndes Vertrauen eine ungenügende Leistung provozierte: Darüber lässt sich so trefflich streiten wie über die Frage, was zuerst da war: das Ei oder das Huhn.
Chris DiDomenico sagt, sein Agent habe sich um die Angelegenheit gekümmert und sich nach einem neuen Klub umgesehen. Am letzten Montag sei er nach dem Mittagessen über den Wechsel nach Ambri informiert worden. Es war, die Juniorenzeit eingerechnet, sein 10. Transfer während einer laufenden Saison. Kein Grund zur Aufregung also. Er wohnt nun in Bellinzona («a nice place») und fühlt sich bei seinem neuen Arbeitgeber wohl.
Ambri hat erst drei Spiele nach 60 Minuten gewonnen, aber immerhin in neun weiteren Partien gepunktet. Das zeigt: Die Mannschaft «funktioniert», aber so ziemlich jede Partie steht auf des Messers Schneide. Die Ausländer machen immer wieder die Differenz und Fehlbesetzungen auf den Ausländerpositionen können die Saison ruinieren.
Wie auch das Spiel gegen Bern gezeigt hat: Ambri ist viel mehr auf den wahren Chris DiDomenico angewiesen als zuvor Gottéron und kann sich keinen Romantik-Transfer leisten. Die Streicheleinheiten für sein Ego sind der Sauerstoff für sein Spiel und seine Leidenschaft. Die wird er von Luca Cereda und Paolo Duca bekommen.
Ende Saison läuft der Vertrag aus. Eine Zukunft in der höchsten Liga hat der alternde Leitwolf mit ziemlicher Sicherheit nur noch in Ambri. Entweder rockt er die Leventina oder es bleibt ihm, wenn er in der Schweiz bleiben möchte, nur noch eine Zukunft in der Swiss League. Der Kreis würde sich dann schliessen. Im Laufe der Saison 2013/14 ist er von Italien nach Langnau in die damalige NLB gekommen. Inzwischen hat er bei Langnau, Gottéron, dem SC Bern und Ambri über 450 NL-Spiele bestritten, mehr als 400 Skorerpunkte gesammelt und fast 700 Strafminuten abgesessen.
Chris DiDomenico wird die Leventina mit ziemlicher Sicherheit schon noch ein wenig rocken. Nichts motiviert einen Spieler so sehr, wie ein auslaufender Vertrag. Dafür ein aktuelles Beispiel: Berns Simon Moser (35) hat letzte Saison bei durchschnittlich 15:16 Minuten Eiszeit und einer Minus-Bilanz (-8) in 52 Partien 8 Tore und 8 Assists beigesteuert. Nun sind ihm bei weniger Eiszeit (13:19 Minuten) und zeitweiser Verbannung in die 4. Linie in 19 Spielen bereits 3 Tore und 5 Assists bei einer Plus-Bilanz (+9) gelungen. Er ist also besser als im Vorjahr und wird es mindestens bis zur Unterzeichnung eines neuen Vertrages auch bleiben.
Manchmal ist das Hockey-Geschäft gar nicht so schwierig zu verstehen und die Motivation eines Spielers kein Hexenwerk.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Bei Langnau Theater gemacht, damit er wechseln kann, Bei Bern nix respekiert und nach einer Saison abgeschlichen, bei Fribourg als Papa Dubé weg war dasselbe... das Muster ist nun wirklich nicht so schwer zu erkennen.