
Trainerin Eteri Tutberidze nach der Kür mit Athletin Kamila Valieva.Bild: keystone
Der Eiskunstlauf-Wettkampf der Frauen an den Olympischen Spielen in Peking wirft weiter hohe Wellen. Die im Zentrum eines Dopingfalls stehende Kamila Valieva zerbrach am grossen Druck, der auf ihr lastete. Für Platz 4 wurde sie von ihrer Trainerin scharf kritisiert.
18.02.2022, 10:5318.02.2022, 12:52

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Am Ende gab es nichts als Tränen. Kamila Valieva, die Führende nach dem Kurzprogramm, stürzte während ihrer Kür mehrmals aufs Eis. Rang 4 statt eine Medaille, Enttäuschung statt dem gut möglichen Olympiasieg.
Die ganze Welt schaute auf eine 15-jährige Sportlerin, deren Start höchst umstritten war. Schliesslich war eine positive Dopingprobe von ihr aufgetaucht, das Resultat des Teamwettkampfs (Gold mit Russland) ist nach wie vor nicht definitiv.
«Erklär mir das!»
Kamila Valieva konnte diesen Wirbel – wen wundert's? – nicht ausblenden. Als die letzten Töne von Ravels «Bolero» in der Halle verstummten, hielt sich die Hochtalentierte ihre roten Handschuhe vor die Augen. Dass Eiskunstläuferinnen nach einem Auftritt weinen, ist weiss Gott nichts Neues, ob dieser gelungen ist oder verhaut wurde. Aber selten waren Tränen in der Kiss-and-Cry-Ecke passender als in diesem Moment.
Die Kür von Kamila Valieva.Video: SRF
Dort, wo Valieva auf ihre Benotung wartete, nahm Trainerin Eteri Tutberidze ihre Athletin in die Arme. Worte des Trosts? Nicht nur.
In der Fernsehübertragung war zu vernehmen, wie Tutberidze der Jugendlichen unmittelbar nach der verpatzten Kür sagte: «Warum hast du alles so aus den Händen gegeben? Warum hast du aufgehört zu kämpfen? Erklär mir das! Nach dem Axel hast du es aus den Händen gegeben.»
Eine Schleiferin der alten Schule
Tutberidze war in der Sowjetunion einst selber Eiskunstläuferin, schaffte es aber, auch wegen eines Wirbelbruchs, nie ganz an die Spitze. Wesentlich erfolgreicher ist die 48-Jährige als Trainerin. Der Weltverband ISU zeichnete sie 2020 als beste Trainerin aus.

Coach und Athletin beim Training in Peking.Bild: keystone
Tutberidze scheint eine zu sein, die alles auf den kurzfristigen Erfolg setzt. In der Szene ist die Russin für ihre Härte bekannt, und dafür, Jugendliche mit Drill an die Weltspitze zu führen. «14-, 15-Jährige lenkt nichts ab», sagte sie laut dem Deutschlandfunk einmal dem russischen «Ersten Kanal». Tutberidze weiter über die Teenager: «Sie haben nur das eine Ziel. Sobald sie das erreichen, lassen sie nach und tun sich selbst leid. Die Praxis zeigt, dass sie dann weniger trainieren.»
Witt weint wegen Valieva
Video: watson
Selbst in Russland wurde die Trainerin für ihre Einstellung kritisiert. Ein Einwand, den Tutberidze nicht verstehen will. «Ich stimme absolut nicht zu. Das ist Fortschritt. Warum sollte man die jungen Mädchen bremsen?»
Russinnen in einer eigenen Liga
Fakt ist, dass zahlreiche Athletinnen, die sie an die Weltspitze führte, so rasch verglühten wie Sternschnuppen. Alina Sagitowa und Jewgenija Medwedewa gewannen 2018 Gold und Silber an den Olympischen Spielen von Pyeongchang. Heute ist die damals 16-jährige Sagitowa nicht mehr Teil des Nationalkaders, und die damals 19-jährige Medwedewa läuft wegen chronischer Rückenschmerzen nicht mehr.

Das Podest 2018: Medwedewa, Sagitowa und die Kanadierin Osmond (von links).Bild: EPA
Tutberidzes Erfolgs-Ära begann mit Yulia Lipnitskaya an den Heimspielen in Sotschi 2014. Seither führte die Trainerin Athletin nach Athletin nach oben. Sie brachte ihnen so schwierige Sprünge bei, dass die Russinnen in einer eigenen Liga laufen. Valieva wäre ohne das Brimborium um ihre Person mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit aufs Podest gelaufen. So feierte Russland «nur» einen Doppelsieg durch zwei 17-Jährige: Weltmeisterin Anna Schtscherbakowa gewann vor Alexandra Trussowa.
Bis zu zwölf Stunden am Tag würden ihre Sportlerinnen trainieren, sagte Eteri Tutberidze laut der «Washington Post». Wer weiss, ob Kamila Valieva dies auch weiterhin machen wird. Sollte sie gesperrt werden, ist die Karriere erst einmal unterbrochen. Und sollte sie weiterlaufen dürfen, ist offen, wie sehr sie die Geschehnisse dieses Februars belasten.
In Peking wurde vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine 15-jährige Sportlerin verheizt. Es ist Kamila Valieva zu wünschen, dass sie dies gut verkraftet.
Fall Valieva geht weiter
Valieva will in der Doping-Affäre mithilfe der B-Probe ihre Unschuld beweisen. Laut der Anwälte der 15-Jährigen könnte ein technischer Fehler des Stockholmer Anti-Doping-Labors bei der Analyse ihres Tests vorgelegen haben. In ihrer Verteidigung verwiesen Valievas Anwälte auf die «extrem niedrige Konzentration» des verbotenen Herzmittels Trimetazidin, das in der A-Probe nachgewiesen worden war. (sda)
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quelle: keystone / diego azubel
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