Am 16. Juni, dem zweiten Tag des «Gipfels für den Frieden in der Ukraine» auf dem Bürgenstock, stellte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den anwesenden Journalistinnen und Journalisten, um Fragen zu beantworten.
Ann Guenter von «20 Minuten» nutzte die Gelegenheit, um Präsident Wolodymyr Selenskyj zu fragen, was er gegen die Kriegsmüdigkeit in der Ukraine tue. Das Publikum und auch der ukrainische Regierungschef reagierten irritiert.
Irritiert zeigte sich auch ein ukrainischer Soldat, der sich auf Instagram «der kleine Prinz» nennt und der Journalistin auf der Social-Media-Plattform in einem zynisch-sarkastischen Video antwortete:
Guenter, die schweizerisch-finnische Doppelbürgerin ist und laut eigenen Aussagen selbst neun Monate aus der Ukraine über den Krieg berichtete, war bestürzt über die negativen Reaktionen, die ihre Frage ausgelöst hat. Auf X (vormals Twitter) entschuldigt sie sich bei den Ukrainerinnen und Ukrainern:
👉I experienced my first shitstorm, partly inflicted by myself and through thoughtless/aggressive statements. I won't fully apologize - because some people are just real shitheads. But I do apologize to any Ukranian I might have hurt or insulted.
— ann guenter (@sicgux) June 19, 2024
Wie der ukrainische Soldat in einem weiteren Video erzählt, habe sie sich bei ihm gemeldet und die beiden hätten ein klärendes Gespräch geführt.
Er erklärte dabei auch nochmal, warum er so gereizt reagiert habe. So herrsche zwischen der ukrainischen Zivilbevölkerung und den Soldatinnen und Soldaten eine Art stiller Pakt: Niemand beschwere sich über den Krieg, weil beide Parteien das Leid und die Opfer der anderen nicht richtig nachvollziehen könnten. Gerade deshalb sei es vielen auch so unverschämt vorgekommen, dass Menschen aus dem Westen sich beklagen, während die Betroffenen selbst genau dies eben nicht dürften.
(lzo)
Es ist aber notwendig, dass wir Putinverstehermüde sind, dass wir es müde sind, dass Firmen wegen angeblichen Kriegsauswirkungen einfach die Preise erhöhen und hoch halten, wir sollten es müde sein, dass es Inflationsprofiteure gibt und wir sollten der Propaganda müde sein.
Lasst uns unseren eigenen "Krieg" kämpfen, nämlich gegen all die Üblen, die den Angriffskrieg unterstützen oder verstehen oder welche von diesem Krieg profitieren möchten. Es wird ein langer "Krieg". Und auch dann dürfen wir nicht kriegsmüde sein.