Wirtschaft

Hochpreisinsel Schweiz: Schuld sind nicht die hohen Löhne, sondern die teure TV-Werbung

Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Preisüberwacher Stefan Meierhans.Bild: KEYSTONE
Überraschender Befund

Hochpreisinsel Schweiz: Schuld sind nicht die hohen Löhne, sondern die teure TV-Werbung

Preisüberwacher Stefan Meierhans hat im Bericht «Preise und Kosten» die vielfältigen Ursachen für hohe Preise untersucht. Dabei ist er zu überraschenden Resultaten gekommen.
28.05.2014, 13:1328.05.2014, 14:26
Mehr «Wirtschaft»

Die hohen Löhne in der Schweiz werden immer wieder als Argument für die hohen Preise hierzulande gebraucht. Preisüberwacher Stefan Meierhans hält dagegen: Zwar trügen die Löhne zu den hohen Preisen bei, denn sie schlügen sich «auch unmittelbar in den Produktions- und Distributionskosten» nieder, «jedoch nicht so stark wie zum Teil behauptet wird».

Relativ niedrige Lohnnebenkosten und längere Arbeitszeiten verringerten den Kostenunterschied und erlaubten eine konkurrenzfähige Produktion. «Die Arbeitsmarkteffizienz ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz ein wichtiger Vorteil», schreibt Meierhans.

«Die Arbeitsmarkteffizienz ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz ein wichtiger Vorteil.»

Der Nachteil des hohen Lohnniveaus werde zudem durch weitere Faktoren teilweise aufgewogen. Dazu zählten die tiefen Zinsen und niedrige Steuern. Deshalb könne keine «umfassende Aussage zur Wirkung der hohen Löhne auf die Preisunterschiede zum Ausland» gemacht werden.

Teure Fernsehwerbung

Dass Markenprodukte des täglichen Gebrauchs deutlich teurer sind als in Deutschland liegt gemäss dem Preisüberwacher gerade nicht an einer teureren Produktion, sondern an den deutlich höheren Kosten für Marketing und Werbung. Besonders bei den intensiv im TV beworbenen Marken fallen die Werbekosten stark ins Gewicht. Fernsehwerbung sei hierzulande mehr als doppelt so teuer wie in Deutschland. 

Dafür gebe es mehrere Gründe: die wegen der Marktmacht der SRG SSR und von Goldbach Media an sich schon viel höheren Preise für Fernsehwerbung und dass der kleine Schweizer Markt dreisprachig sei. Auch die Logistikkosten seien «systematisch höher als in Deutschland». 

Starker Franken

Weiter bleibe die Frankenstärke «eine Herausforderung für den Produktionsplatz». Sie habe «den Schweizer Firmen gegenüber Deutschland seit 2009 einen verbleibenden Kostennachteil von 12 Prozent gebracht». Umgekehrt geben die Importeure und Händler, die aus dem starken Franken Wechselkursvorteile erzielen, diese nach wie vor nur verzögert an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter.

«Die Hochpreisinsel Schweiz ist in unseren Köpfen verankert.»

Weitere Preistreiber seien die teuren Mieten und Immobilien. Auch sehr strenge Vorschriften führten zu hohen Preisen, weil sie den Markt einschränkten. Als Beispiele nannte «Monsieur Prix» die Vorschriften für Feuerlöscher oder Heizungen.

Konsumenten zu wenig preissensibel

«Die Hochpreisinsel Schweiz ist in unseren Köpfen verankert», schreibt Meierhans. Sie werde meist «mit der hohen Kaufkraft bei hohen Löhnen legitimiert». Wohlstand bedeute aber nicht automatisch ein hohes Preisniveau. Das zeige der Vergleich mit Luxemburg bei den Nahrungsmitteln oder den alkoholischen Getränken. (whr/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Die Espresso-Königin über steigende Preise und den Schweizer Café Crème
Cristina Scocchia, Geschäftsführerin der italienischen Kaffeefirma Illy aus Triest, verrät, wie sie in der Schweiz zulegen will, wie es sich in einer Familienfirma arbeitet - und erklärt ihren Migros-Deal.

Sie ist eine von weniger als 4 Prozent weiblicher CEOs in Italien: Cristina Scocchia leitet seit 2022 die Traditionsfirma Illy, bekannt für den gemahlenen Kaffee in silbernen Dosen mit rotem Logo. Die Spezialität: der Espresso. Im Telefoninterview spricht die 50-Jährige über ihre Vision für die Zukunft des Familienunternehmens mit Sitz in Triest, die Rolle von Starbucks und Nespresso für die Branche und ihre eigene Kaffeevorliebe, mit der sie überrascht.

Zur Story