Die hohen Löhne in der Schweiz werden immer wieder als Argument für die hohen Preise hierzulande gebraucht. Preisüberwacher Stefan Meierhans hält dagegen: Zwar trügen die Löhne zu den hohen Preisen bei, denn sie schlügen sich «auch unmittelbar in den Produktions- und Distributionskosten» nieder, «jedoch nicht so stark wie zum Teil behauptet wird».
Relativ niedrige Lohnnebenkosten und längere Arbeitszeiten verringerten den Kostenunterschied und erlaubten eine konkurrenzfähige Produktion. «Die Arbeitsmarkteffizienz ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz ein wichtiger Vorteil», schreibt Meierhans.
Der Nachteil des hohen Lohnniveaus werde zudem durch weitere Faktoren teilweise aufgewogen. Dazu zählten die tiefen Zinsen und niedrige Steuern. Deshalb könne keine «umfassende Aussage zur Wirkung der hohen Löhne auf die Preisunterschiede zum Ausland» gemacht werden.
Dass Markenprodukte des täglichen Gebrauchs deutlich teurer sind als in Deutschland liegt gemäss dem Preisüberwacher gerade nicht an einer teureren Produktion, sondern an den deutlich höheren Kosten für Marketing und Werbung. Besonders bei den intensiv im TV beworbenen Marken fallen die Werbekosten stark ins Gewicht. Fernsehwerbung sei hierzulande mehr als doppelt so teuer wie in Deutschland.
Dafür gebe es mehrere Gründe: die wegen der Marktmacht der SRG SSR und von Goldbach Media an sich schon viel höheren Preise für Fernsehwerbung und dass der kleine Schweizer Markt dreisprachig sei. Auch die Logistikkosten seien «systematisch höher als in Deutschland».
Weiter bleibe die Frankenstärke «eine Herausforderung für den Produktionsplatz». Sie habe «den Schweizer Firmen gegenüber Deutschland seit 2009 einen verbleibenden Kostennachteil von 12 Prozent gebracht». Umgekehrt geben die Importeure und Händler, die aus dem starken Franken Wechselkursvorteile erzielen, diese nach wie vor nur verzögert an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter.
Weitere Preistreiber seien die teuren Mieten und Immobilien. Auch sehr strenge Vorschriften führten zu hohen Preisen, weil sie den Markt einschränkten. Als Beispiele nannte «Monsieur Prix» die Vorschriften für Feuerlöscher oder Heizungen.
«Die Hochpreisinsel Schweiz ist in unseren Köpfen verankert», schreibt Meierhans. Sie werde meist «mit der hohen Kaufkraft bei hohen Löhnen legitimiert». Wohlstand bedeute aber nicht automatisch ein hohes Preisniveau. Das zeige der Vergleich mit Luxemburg bei den Nahrungsmitteln oder den alkoholischen Getränken. (whr/sda)