Das amerikanische Unternehmen Uber mischt derzeit auch den Zürcher Taximarkt gehörig auf. Es gibt keine Zentrale, sondern nur eine App. Diese lotst Fahrzeuge zu Kunden, rechnet direkt über die Kreditkarte ab und ist halb so teuer wie klassisches Taxifahren.
Der günstigste und auch umstrittenste Dienst von Uber ist Uberpop. Jeder kann für ein bisschen mehr als den Selbstkostenpreis Fahrgäste chauffieren. Einzige Voraussetzungen: Ein tadelloser Leumund, ein Auto mit vier Türen, das nicht älter als zehn Jahre alt ist und einen definitiven Fahrausweis. Taxiprüfung, Fahrtenschreiber oder Taxameter sind nicht nötig.
Uber preist den Dienst als «Ridesharing» für nichtprofessionelle Fahrer an und startete vergangenen November einen Pilotversuch in Zürich und im Dezember auch einen in Basel. Die Testphasen mit dem Dienst, dessen Fahrten weniger als die Hälfte einer normalen Taxifahrt kosten, scheinen sehr erfolgreich zu sein.
Vergangene Woche schrieb Uber sämtliche Kunden an, und forderte Sie auf, sich als Uberpop-Fahrer zu melden. «Das sind mehrere zehntausend Kunden, die diesen Newsletter erhalten haben», sagt Rasoul Jalali, Manager von Uber Zurich. Bloss: Ein Grossteil der Kunden, die sich mit der gleichen Email-Adresse als Fahrer anmelden wollten, mit der sie bereits als Kunden registriert sind, liefen ins Leere. «Da haben wir offensichtlich einen Bug», sagt Jalali und bittet Kunden, die sich für eine Tätigkeit als Uberpop-Fahrer interessieren, sich direkt
beim Support (partnerzurich@uber.com) zu melden.Die Anwerbe-Offensive deutet darauf hin, dass Uber den Dienst Uberpop in Zürich massiv ausbauen will. Dagegen protestiert die organisierte Taxibranche seit Anfang des Pilotversuchs scharf. Es ist gemäss Personenbeförderungsgesetz verboten, öfter als alle zwei Wochen gegen Entgelt Personen zu befördern, ohne über die nötigen Bewilligungen zu verfügen. Bloss kann bei Uberpop-Fahrern niemand von aussen erkennen, ob es sich um Uberpop-Fahrer handelt oder nicht. Und die gewerbliche Fahrtätigkeit eines Fahrers könnte nur mit unverhältnismässigen Massnahmen, wie etwa der Durchsuchung des Smartphones festgestellt werden.
«Deshalb fühlt sich Uber sicher, aber sobald sich der erste Unfall ereignet, wird es einen Skandal geben», sagt Dolores Zanini, Vizepräsidentin der Taxi-Sektion Zürich. Denn es sei nicht klar, wie die Amateurfahrer von Uberpop und ihre Fahrgäste versichert seien. Gemäss Rasoul Jalali seien die Uberpop-Fahrer für Personenschäden zusätzlich durch Uber versichert, Details will er aber keine preisgeben. Für Zanini sind das unhaltbare Zustände. Niemand wisse, wie viele Uberpop-Fahrer in welchem Zustand bereits in Zürich unterwegs seien: «Uberpop ist eine einzige Dunkelziffer.»
Die markigen Statements von Zanini könnten den Schluss zulassen, dass in der Taxi-Branche Einigkeit darüber herrscht, dass Uber schädlich sei und dass die Täxeler ähnlich geschlossen gegen Uber kämpfen wie gegen die Landtaxis. Dem ist aber nicht so. «Viele Taxifahrer fahren heimlich Uber, um Wartezeiten zu überbrücken und untergraben so die Branche von innen», klagt Zanini.
Ab dem 1. März werden zudem die Taxitarife dereguliert, einen Mindestpreis gibt es dann nicht mehr. Zanini will deshalb von ihrem Amt bei der Taxi-Sektion Zürich zurücktreten: «Dann wird die Situation für viele Taxifahrer noch prekärer, aber die, die es jetzt noch gibt, die finden keinen anderen Job mehr und müssen weitermachen bis zum bitteren Ende.»