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Uber will umstrittenen Billig-Service in Zürich und Basel massiv ausbauen

Vom Hauptquartier in San Francisco aus erobert Uber die Welt. 
Vom Hauptquartier in San Francisco aus erobert Uber die Welt. Bild: Eric Risberg/AP/KEYSTONE
Zehntausende potentielle Fahrer angeschrieben

Uber will umstrittenen Billig-Service in Zürich und Basel massiv ausbauen

Der US-Fahrdienst Uber will den umstrittenen Dienst Uberpop in Zürich und Basel massiv ausbauen und hat zehntausende potentielle Fahrer angeschrieben. 
04.02.2015, 10:4112.03.2015, 16:35
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Das amerikanische Unternehmen Uber mischt derzeit auch den Zürcher Taximarkt gehörig auf. Es gibt keine Zentrale, sondern nur eine App. Diese lotst Fahrzeuge zu Kunden, rechnet direkt über die Kreditkarte ab und ist halb so teuer wie klassisches Taxifahren. 

Der günstigste und auch umstrittenste Dienst von Uber ist Uberpop. Jeder kann für ein bisschen mehr als den Selbstkostenpreis Fahrgäste chauffieren. Einzige Voraussetzungen: Ein tadelloser Leumund, ein Auto mit vier Türen, das nicht älter als zehn Jahre alt ist und einen definitiven Fahrausweis. Taxiprüfung, Fahrtenschreiber oder Taxameter sind nicht nötig. 

Uber preist den Dienst als «Ridesharing» für nichtprofessionelle Fahrer an und startete vergangenen November einen Pilotversuch in Zürich und im Dezember auch einen in Basel. Die Testphasen mit dem Dienst, dessen Fahrten weniger als die Hälfte einer normalen Taxifahrt kosten, scheinen sehr erfolgreich zu sein. 

Programmierfehler stört Anwerbeaktion

Vergangene Woche schrieb Uber sämtliche Kunden an, und forderte Sie auf, sich als Uberpop-Fahrer zu melden. «Das sind mehrere zehntausend Kunden, die diesen Newsletter erhalten haben», sagt Rasoul Jalali, Manager von Uber Zurich. Bloss: Ein Grossteil der Kunden, die sich mit der gleichen Email-Adresse als Fahrer anmelden wollten, mit der sie bereits als Kunden registriert sind, liefen ins Leere. «Da haben wir offensichtlich einen Bug», sagt Jalali und bittet Kunden, die sich für eine Tätigkeit als Uberpop-Fahrer interessieren, sich direkt beim Support (partnerzurich@uber.com) zu melden. 

Die weltweite Verbreitung von Uber ist beachtlich. Verschiedene Länder haben bereits mit Verboten reagiert. 
Die weltweite Verbreitung von Uber ist beachtlich. Verschiedene Länder haben bereits mit Verboten reagiert. Bild: KEYSTONE
Schreckgespenst Uber
Das App-Start-Up Uber erobert die Welt mit seinem Fahrdienst. Die Strategie hinter der App-basierten Fahrtenvermittlung ist simpel. Mittels einer IT-Infrastruktur sollen weltweit Fahrten vermittelt werden, was sowohl Zentralen-, Funk- und Administrationskosten auf Vermittlerseite als auch Wartezeiten auf Fahrerseite massiv reduziert. 
Uber bietet drei Dienste an: Den Limousinen-Service UberBlack, den Taxi-Service UberX und das Ridesharing Uberpop. Studien in Zürich zeigen, dass der Mittelklasse-Dienst UberX etwa 40 Prozent günstiger ist, wie herkömmliche Taxifahrten. Fahrten mit Uberpop sind noch billiger. So kostet etwa die Strecke Seebach – Idaplatz mit Uberpop 17 Franken. Die gleiche Taxifahrt rund 45 Franken. 

Die Anwerbe-Offensive deutet darauf hin, dass Uber den Dienst Uberpop in Zürich massiv ausbauen will. Dagegen protestiert die organisierte Taxibranche seit Anfang des Pilotversuchs scharf. Es ist gemäss Personenbeförderungsgesetz verboten, öfter als alle zwei Wochen gegen Entgelt Personen zu befördern, ohne über die nötigen Bewilligungen zu verfügen. Bloss kann bei Uberpop-Fahrern niemand von aussen erkennen, ob es sich um Uberpop-Fahrer handelt oder nicht. Und die gewerbliche Fahrtätigkeit eines Fahrers könnte nur mit unverhältnismässigen Massnahmen, wie etwa der Durchsuchung des Smartphones festgestellt werden. 

«Deshalb fühlt sich Uber sicher, aber sobald sich der erste Unfall ereignet, wird es einen Skandal geben», sagt Dolores Zanini, Vizepräsidentin der Taxi-Sektion Zürich. Denn es sei nicht klar, wie die Amateurfahrer von Uberpop und ihre Fahrgäste versichert seien. Gemäss Rasoul Jalali seien die Uberpop-Fahrer für Personenschäden zusätzlich durch Uber versichert, Details will er aber keine preisgeben. Für Zanini sind das unhaltbare Zustände. Niemand wisse, wie viele Uberpop-Fahrer in welchem Zustand bereits in Zürich unterwegs seien: «Uberpop ist eine einzige Dunkelziffer.» 

«Viele fahren heimlich Uber»

Die markigen Statements von Zanini könnten den Schluss zulassen, dass in der Taxi-Branche Einigkeit darüber herrscht, dass Uber schädlich sei und dass die Täxeler ähnlich geschlossen gegen Uber kämpfen wie gegen die Landtaxis. Dem ist aber nicht so. «Viele Taxifahrer fahren heimlich Uber, um Wartezeiten zu überbrücken und untergraben so die Branche von innen», klagt Zanini. 

Ab dem 1. März werden zudem die Taxitarife dereguliert, einen Mindestpreis gibt es dann nicht mehr. Zanini will deshalb von ihrem Amt bei der Taxi-Sektion Zürich zurücktreten: «Dann wird die Situation für viele Taxifahrer noch prekärer, aber die, die es jetzt noch gibt, die finden keinen anderen Job mehr und müssen weitermachen bis zum bitteren Ende.»

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stadtzuercher
04.02.2015 11:21registriert Dezember 2014
Stichwort Schwarzarbeit: Wenn die offiziellen Taxifahrer aufhören würden Steuern zu bezahlen (nebst all den Vorschriften die sie erfüllen müssen), dann sind sie locker auch mit uber konkurrenzfähig. De facto stiftet hier der amerikanische Konzern zu Schwarzarbeit an. Zudem wird der Konzern in der Schweiz keinen einzigen Rappen Steuern bezahlen. Um das zu erkennen, brauchts doch eigentlich keinen Hochschulabschluss?
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