Japan ist ein wichtiger Konkurrent der Schweizer Uhrenindustrie und zugleich einer ihrer besten Abnehmer. Während die Branche in Japan seit 20 Jahren mit dem veränderten Marktumfeld kämpft, sind die Schweizer Uhrenhersteller weiter auf Wachstumskurs.
Diese Entwicklung zeigt sich insbesondere bei den Exporten nach Japan. Im vergangenen Jahr stiegen die Ausfuhren von Schweizer Uhren in das asiatische Land auf 1,2 Mrd. Franken. Gegenüber 2012 bedeutet das ein Plus von 5,7 Prozent. Damit ist Japan der siebt wichtigste Absatzmarkt weltweit, nach Hongkong, den USA, China, Deutschland, Italien und Frankreich.
Die Uhrenausfuhren machten dabei wertmässig im letzten Jahr 18,7 Prozent aller Exporte nach Japan aus, hinter jenen der Pharmaindustrie mit einem Anteil von mehr als 36,7 Prozent. Insgesamt hatten die exportierten Waren in das asiatische Land 2013 einen Wert von 6,2 Mrd. Franken.
Die Aussichten für die Uhrenbranche dieses Jahr seien vielversprechend, erklärte Jean-Daniel Pasche, Präsident des Uhrenverbands FH, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Im Juni haben die Exporte nach Japan erneut zugelegt, im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,8 Prozent. Laut Pasche ist bei allen Uhrensegmenten ein Zuwachs zu verzeichnen.
Mit dem Schweizer Exportvolumen kann Japan nicht mithalten. Gemäss der Eidg. Zollverwaltung lieferte das Land im letzten Jahr Uhren im Wert von 79 Mio. Fr. in die Schweiz. Gegenüber 2012 sanken die Ausfuhren um 27 Prozent. 2010 hatten die Exporte noch mehr als 117 Mio. Fr. betragen.
Aus Sicht von Pasche ist es aber schwierig die genauen Zahlen zu eruieren, da ein Teil der Uhren ausserhalb von Japan produziert würden. Die japanische Industrie unterhält wichtige Standorte in anderen asiatischen Ländern wie China.
Die globalen Verkäufe japanischer Uhren stagnierten seit der Jahrtausendwende, erklärte Pierre-Yves Donzé, assoziierter Professor an der Universität Kyoto, auf Anfrage. Im Jahr 2010 betrug der Wert aller exportierten Uhren 226 Mrd. Yen (rund 2,0 Mrd. Fr.), im Jahr 2000 beliefen sich die Ausfuhren auf 255 Mrd. Yen.
Vorausgegangen war der Stagnation laut Donzé ein veritabler Zusammenbruch der japanischen Exporte im Laufe der 1990er-Jahre. Noch 1992 beliefen sich die weltweiten Ausfuhren auf 411 Mrd. Yen. Seit 2010 veröffentlicht Japan keine vergleichbaren Zahlen mehr.
Professor Donzé begründet den Niedergang der japanischen Uhrenindustrie mit ihrer fehlenden Flexibilität. Für die Konzerne hänge ihre Wettbewerbsfähigkeit von der Qualität der Produkte und den Fabrikationskosten ab.
Geleitet von ihrer technologischen Obsession tut sich die Industrie laut Donzé daher mit der Anpassung an ein verändertes Marktumfeld schwer. In den Betrieben seien viele Ingenieure, aber keine Frauen oder Ausländer beschäftigt.
Für Donzé ist klar: Solange Innovation in der Industrie weiterhin so wichtig bleibt, wird sich daran nichts ändern. Einst technisches Produkt, sei die Uhr längst zu einem Modeartikel und sozialen Unterscheidungsmerkmal geworden. (sza/sda)