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Corona-Studie: Virus schwächt Immunsystem nachhaltig

Students wear face mask to protect against the corona virus and the COVID-19 disease during a ceremony to mark the 32th anniversary of the fall of the Berlin Wall in Berlin, Germany, Tuesday, Nov. 9,  ...
Bei milden und schweren Verläufen: Infektionen mit SARS-CoV-2 verändern das Immunsystem.Bild: keystone

Corona-Studie: Virus schwächt Immunsystem nachhaltig

Eine Corona-Infektion macht laut Studie anfälliger für weitere Erkrankungen. Welche am häufigsten auftreten, berichten nun Forscher aus den USA.
21.04.2025, 17:0121.04.2025, 17:01
Melanie Rannow / t-online
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Ein Husten, der einfach nicht weggeht. Eine Blasenentzündung, die zurückkehrt. Oder plötzlich eine Lungenentzündung nach einer vermeintlich harmlosen Erkältung: Viele Menschen berichten seit ihrer Corona-Erkrankung über eine grössere Krankheitsanfälligkeit. Jetzt bestätigt eine Studie, was bislang eher als Bauchgefühl galt – und zeigt: Covid-19 beeinflusst das Immunsystem nachhaltig.

Erhöhtes Risiko für Infekte bis zu einem Jahr nach der Erkrankung

Ein Forschungsteam der University of St. Louis (USA) hat über 230'000 Menschen mit bestätigter Corona-Infektion mit rund 600'000 Personen verglichen, die in derselben Zeit negativ auf das Virus getestet wurden. In den Krankenakten suchten die Wissenschaftler gezielt nach Infekten – von Pilzerkrankungen über bakterielle Infektionen bis zu schweren Atemwegserkrankungen.

Das Ergebnis: In den zwölf Monaten nach einer Corona-Infektion kam es bei Betroffenen deutlich häufiger zu zusätzlichen Krankheiten. So erlitten deutlich mehr Patienten bakterielle Infektionen, akute Bronchitis oder sogar Blutvergiftungen. Insgesamt stieg das Risiko für neue Infekte um 20 bis 50 Prozent – je nach Schwere der ursprünglichen Covid-19-Erkrankung.

Wichtiger Hinweis
Die Studie bezieht sich vor allem auf ältere Männer, da sie vorrangig auf Daten aus US-Veteranenkrankenhäusern basiert. Die Ergebnisse sind deshalb nicht auf alle Menschen übertragbar.

Selbst Menschen mit milden Verläufen, die ihre Corona-Infektion zu Hause auskurierten, erkrankten in der Folge häufiger: Bei 10'000 Personen traten im Schnitt 525 zusätzliche Atemwegserkrankungen auf – verglichen mit 362 Fällen bei jenen ohne Corona-Vorgeschichte. Bei Patienten, die wegen Corona im Krankenhaus lagen, stieg die Zahl auf über 970 Fälle.

Das Virus hinterlässt Spuren im Körper

Die Ursache für diese Anfälligkeit ist noch nicht vollständig geklärt. Doch die Studienautoren vermuten, dass das Coronavirus langfristige Spuren im Körper hinterlässt. So können Schutzmechanismen wie die Schleimhäute geschädigt und durchlässiger für Krankheitserreger werden. Zudem beeinflusst das Virus offenbar das Immunsystem und schwächt es anhaltend.

Coronavirus
3D-Abbildung des Coronavirus: Der Erreger verbreitet sich über Tröpfchen und Aerosole.Bild: Shutterstock

Mehr als ein Nachholeffekt nach Lockdowns

Oft wurde in der Vergangenheit argumentiert, dass viele Erkrankungen nach Corona nur auf einen sogenannten Nachholeffekt zurückgehen. Gemeint ist: Während der Lockdowns hatten Menschen weniger Kontakt zu Viren – deshalb erkrankten sie später häufiger. Doch dieser Effekt allein erklärt die Zahlen nicht, so die Forscher.

Die US-Studie berücksichtigte gezielt diesen Aspekt – und stellte fest: Beide Gruppen waren den gleichen Bedingungen ausgesetzt. Trotzdem hatten ehemals Infizierte deutlich mehr Folgeerkrankungen.

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Impfungen oder Ängste spielten keine Rolle

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Forscher konnten ausschliessen, dass Menschen mit Corona-Vorgeschichte einfach häufiger ärztliche Hilfe suchten und deshalb mehr Diagnosen erhielten. Auch Unterschiede in der Impfquote oder des allgemeinen Gesundheitszustands vor der Pandemie wurden in der Studie nicht festgestellt.

Selbst im Vergleich mit Grippepatienten zeigten sich Unterschiede: Nach einer Corona-Infektion mussten deutlich mehr Menschen wegen Atemwegserkrankungen oder Blutvergiftung ins Krankenhaus – häufiger als nach einer Influenza.

Die gute Nachricht: Experten gehen davon aus, dass die Schwächung des Immunsystems durch Corona nicht dauerhaft ist. Das heisst, bei den meisten Menschen kann sich der Körper im Laufe der Zeit regenerieren. Und: Eine gesunde Lebensweise hilft dem Körper, sich zu erholen – vor allem nach einer Infektion.

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wombsen
21.04.2025 18:08registriert September 2016
So oft krank wie nach meiner Corona-Infektion war ich noch nie. Alle drei bis vier Wochen hat es mich wieder erwischt, dabei war ich früher fast nie krank. Aber seit einiger Zeit geht es zum Glück langsam wieder bergauf.
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Spawn
21.04.2025 18:42registriert Januar 2024
Umweltverschmutzung, Klimawandel, Hungersnot, oder eben hier Erforschen des Coronavirus. Es gäbe unendlich viele Anliegen die dringend angegangen werden müsste. In einer zivilisierten Welt würde sich die Menschheit zusammen diesen Problemen annehmen...und dafür Milliarden verwenden statt zur Produktion von Waffen

Leider wurde ich in einer Zeit geboren in der man Neandertaler-Nazis (von Gier getrieben) als Präsidenten möchte ( ist leider klar, wenn man selbst einer ist) dabei schien es auf mich, in den 90er/00er Jahren als würde sich die Welt zum besseren wenden.
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001328.9cb45ed3@apple
21.04.2025 18:02registriert Februar 2025
Eigentlich müsste man jetzt reagieren und anerkennen: Luftfilter, Masken und Forschung bräuchte es seit gestern. Aber alle möchgten das Thema vergessen, wie Long Covid auch.
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