«Operationsfehler wie Seiten- oder Eingriffsverwechslungen, Infektionen oder vergessene Fremdkörper sind auch in der Schweiz keine Seltenheit», schreibt die Stiftung patientensicherheit schweiz in einer Mitteilung vom Dienstag. Um solche Fehler zu vermeiden, wurde im vergangenen Sommer ein Pilotprojekt lanciert: Zehn Spitäler sollten mit der chirurgischen Checkliste arbeiten.
Doch es zeigte sich, dass die Checkliste nicht einfach eingeführt und abgehakt werden konnte. «Es braucht fundierte Wissensvermittlung und ein systemweites Umdenken, um die Sicherheitskompetenz trotz der branchenüblich hohen Personalfluktuation nachhaltig zu verankern», schreibt die Stiftung.
Denn mit der Checkliste verbunden ist ein eigentlicher Kulturwandel im Operationssaal: Der Chef steht nicht mehr unantastbar über allem, sondern muss selbst zu Kritik ermuntern. Und die Teammitglieder ihrerseits müssen es sagen, wenn ihnen etwas falsch vorkommt, denn die Checkliste fördert bei richtiger und konsequenter Anwendung die strukturierte Teamkommunikation über Hierarchiehürden hinweg.
Deshalb haben in den vergangenen Monaten die zehn ausgewählten Spitäler die Checkliste an ihre Bedürfnisse und Abläufe angepasst: OP-Personal wurde geschult und die Anwendung der Checkliste trainiert. Seit Anfang Mai wird diese nun in den Pilotspitälern zu 100 Prozent eingesetzt und angewandt.
«Wir zielen bewusst auf 100 Prozent, weil es bei jeder Operation um die Sicherheit und das Leben eines Menschen geht. Nur wenn immer alle Punkte der Checkliste durchgegangen werden, lässt sich die Zahl der unerwünschten Ereignisse senken», wird Paula Bezzola, Programmleiterin von patientensicherheit schweiz, zitiert.
Gemäss patientensicherheit schweiz stirbt in westlichen Ländern mindestens jeder tausendste Spitalpatient an einem Fehler: «Schätzungen aufgrund aktueller Studien aus vergleichbaren Gesundheitssystemen zeigen, dass wir in der Schweiz mit mindestens 700 bis 1700 fehlerbedingten Todesfällen pro Jahr in den Spitälern rechnen müssen.» (whr/sda)