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Die Top Ten skurriler neuer Arten – selbst der Forscher spricht von «wunderschönen Bestien»

Schau mir in die Augen, Gecko

Die Top Ten skurriler neuer Arten – selbst der Forscher spricht von «wunderschönen Bestien»

Eine Seeanemone aus dem Eis und eine durchsichtige Schnecke ohne Augen: Forscher haben die jährliche Liste der skurrilsten neuen Arten veröffentlicht - von winzig bis riesig ist alles dabei.
23.05.2014, 15:37
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Eine transparente Mini-Krabbe, eine Zwergwespe namens «Tinkerbell» und ein Gecko mit einem blattähnlichen Schwanz gehören zu den zehn skurrilsten Entdeckungen im Tier- und Pflanzenreich: Das Institut für Artenforschung der State University of New York (IISE) veröffentlicht wie jedes Jahr eine Liste mit bizarren Spezies.

Die Top Ten wurden aus insgesamt 18'000 neuen Arten ausgewählt, die im vergangenen Jahr beschrieben worden sind. Weitere zehn Millionen Tier- und Pflanzenarten warten nach Angaben der Wissenschafter weltweit noch auf ihre Entdeckung, wie das Institut mitteilte: Erst ein Fünftel sei bisher bekannt.

Die transparente Mini-Krabbe (Liropus minusculus) entdeckten Forscher in einer Höhle auf der Insel Santa Catalina vor Südkalifornien. Die Männchen sind nur 3,3 Millimeter lang, die Weibchen sogar nur 2,1 Milimeter. Die Haut der Tiere, die nur sehr entfernt mit den als Delikatesse geltenden Krabben verwandt sind, ist gespenstisch durchsichtig.

Wir dürfen vorstellen: die transparente Mini-Krabbe (Liropus minusculus).Bild: APA SINC (Servicio de Informacion y

Den Gecko Saltuarius eximius entdeckten Wissenschafter in Australien. Mit seinem bräunlich-weiss gefleckten Äusseren und seinem platten Schwanz, der einem Blatt ähnelt, passt sich das Tier perfekt seiner Umgebung an und ist extrem schwer zu finden. Er lebt im Regenwald oder in steinigen Gebieten, gilt den Wissenschaftern zufolge als «Nachteule» und scheint sehr selten zu sein.

Der Gecko habe eine «beunruhigende Ähnlichkeit zu einem erfundenen Monster», sagte der Biologe Antonio Valdecasas vom Naturmuseum in Madrid, der Vorsitzende des elfköpfigen Auswahlgremiums. Trotzdem hätten gerade der Gecko und die durchsichtige Mini-Krabbe ihn am meisten fasziniert. «Es sind wunderschöne Bestien, würde ich sagen.»

Der Gecko Saltuarius eximius.Bild: WikiCommons/Conrad Hoskins

Den schönsten Namen der «Top Ten» hat wohl eine Zwergwespe abbekommen: Tinkerbella nana heisst das nur 250 Mikrometer grosse Insekt, das zu den kleinsten der Welt gehört. Sie ist nach der Fee aus dem Kindermärchen «Peter Pan» benannt. Auf Deutsch wird die Figur meist mit «Glöckchen» oder «Naseweis» übersetzt. Wissenschafter entdeckten das Mini-Wesen, das wahrscheinlich nur eine Lebensdauer von wenigen Tagen hat, im zentralamerikanischen Costa Rica.

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Hier grüsst Sie Tinkerbella nana.
Hier grüsst Sie Tinkerbella nana.Bild: WikiCommons/John T. Huber, John S. Noyes, J. Read

An ungewöhnlichen Orten fanden Experten die extrem widerstandsfähige Mikrobe Tersicoccus phoenicis: Sie wurde in Räumen in Florida und Französisch-Guayana entdeckt, in denen Raumschiffe zusammengebaut werden. Dort wird besonders intensiv nach Organismen geforscht, um nicht versehentlich «Verunreinigungen» in den Weltraum zu bringen.

So sieht (stark vergrössert) Tersicoccus Phoenicis aus.
So sieht (stark vergrössert) Tersicoccus Phoenicis aus.Bild: WikiCommons/NASA/JPL-Caltech/DSMZ

Nur ein Einzeller, aber dafür ungewöhnlich gross: Der Tarnungskünstler Spiculosiphon oceana ist vier bis fünf Zentimeter lang und wurde in Unterwasserhöhlen vor der Küste Spaniens entdeckt. Die Einzeller sammeln Überreste von im Meer lebenden Schwämmen, bilden daraus Hüllen und sehen dann fast selbst aus wie ein Schwamm.

Neu entdeckter Fleischfresser

Andere Neuentdeckungen haben ganz andere Ausmasse: Zwölf Meter wird der Drachenbaum Dracaena kaweesakii gross. «Es ist schwer zu glauben, dass er so lange nicht bemerkt wurde», kommentierten die Wissenschafter. Der Baum mit den schwertförmigen Blättern und den cremefarbenen Blüten wachse in Thailand und möglicherweise in Burma. Allerdings gebe es von der Art insgesamt wohl nur 2500 Stück.

Das Waschbär-ähnliche Raubtier Bassaricyon neblina, das im Nebelwald der kolumbianischen und ecuadorianischen Anden gefunden wurde, kann bis zu zwei Kilogramm schwer werden. Seit rund 35 Jahren ist den Forschern zufolge kein fleischfressendes Tier mehr in der westlichen Hemisphäre neu entdeckt worden.

Auch auf der List steht der in Tunesien gefundene Pilz Penicillium vanoranjei, der sich orange färbt. Deswegen wurde er der niederländischen Königsfamilie gewidmet. 

Bassaricyon neblina in Ecuador.
Bassaricyon neblina in Ecuador.Bild: WikiConmmons/Mark Gurney

(phi/sda/dpa)

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