International
Luftfahrt

Falscher Bombengürtel und Brief: Was wollte der Luftpirat?

Entführter Egyptair-Airbus auf Zypern

1 / 6
Entführter Egyptair-Airbus auf Zypern
Der Airbis A320 der EgyptAir nach der Landung in Larnaka auf Zypern: Der Entführer hielt Wort und entliess nach der Landung wie angekündigt ...
quelle: epa/epa / katia christodoulou
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Falscher Bombengürtel und ein Brief an die Ex: Was wollte der Luftpirat eigentlich wirklich?

29.03.2016, 19:0030.03.2016, 10:54
Mehr «International»

Die Entführung eines ägyptischen Passagierflugzeuges ist unblutig zu Ende gegangen. Nach einem stundenlangen Nervenkrieg ergab sich der Entführer auf Zypern. Was ihn antrieb, blieb vorerst unklar.

Das Flugzeug der Gesellschaft Egyptair war am Dienstagmorgen innerhalb Ägyptens auf dem Weg von Alexandria nach Kairo. Der Entführer zwang die Piloten dann zur Landung auf dem Flughafen der Hafenstadt Larnaka.

An Bord waren nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums 55 Passagiere – unter ihnen mehrere Ausländer – sowie 15 Besatzungsmitglieder. Der Entführer liess bereits kurz nach der Landung einen Grossteil der vorwiegend ägyptischen Passagiere frei.

Hier soll der Entführer die Sicherheitskontrolle passieren.
Hier soll der Entführer die Sicherheitskontrolle passieren.
Bild: REUTERS TV/REUTERS

Ab Mittag waren noch drei Passagiere und vier Crewmitglieder in der Gewalt des Entführers. Vier von ihnen konnten die Maschine kurz vor der Aufgabe des Entführers verlassen – ein Mann kletterte dabei spektakulär aus einem Cockpitfenster und seilte sich von dort ab.

Sicherheitskräfte nahmen den Ägypter schliesslich nach sechsstündiger Geiselnahme fest. Der Mann verliess das Flugzeug und ging mit erhobenen Händen über die Piste in Richtung zweier Anti-Terror-Polizisten.

Nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums hatte der Mann mit der Detonation eines Sprengstoffgürtels gedroht. Nach dem Ende der Entführung wurde laut Polizei aber weder beim Entführer noch im Flugzeug Sprengstoff gefunden worden.

Kein terroristischer Hintergrund 

Bei dem Entführer soll es sich um einen 59-jährigen Ägypter handeln. Er sei aus dem Jura-Studium an der Universität geflogen und der Polizei wegen einer langen Liste von Straftaten bekannt, erklärte das Innenministerium in Kairo. Er habe unter anderem Raubtaten begangen.

Unklarheit herrschte bis zuletzt über sein Motiv. In Regierungskreisen hiess es, der Täter habe psychisch labil gewirkt. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades sagte im Fernsehen, die Entführung habe keinen terroristischen Hintergrund gehabt.

Regierungssprecher Nikos Christodoulides sagte: «In den ersten drei Stunden der Verhandlungen erklärte der Entführer, er wolle einen Umschlag mit einem Brief an seine Ex-Frau übergeben.» Dann habe er auch einige andere Forderungen gestellt. Diese habe er ebenfalls in seinem Brief niedergeschrieben. Erst nach dessen Übersetzung werde man mehr über die Motive des Mannes wissen.

Ein Passagier rettet sich spektakulär aus dem Cockpit.
Ein Passagier rettet sich spektakulär aus dem Cockpit.
Bild: YIANNIS KOURTOGLOU/REUTERS

Zyprischen Medien zufolge verlangte der Entführer ausser einem Gespräch mit seiner Ex-Frau – einer Zyprerin, mit der er gemeinsame Kinder habe – auch die Freilassung oppositioneller Frauen aus ägyptischen Gefängnissen.

Nach Angaben von Aussenminister Kassoulides forderte der Ägypter ferner die Betankung des Flugzeugs und einen anschliessenden Weiterflug nach Istanbul. «Wir haben dies ausgeschlossen. Dann hat er sich ergeben», sagte der Minister.

Kritik an Sicherheitslage in Ägypten

Der Flugverkehr in Ägypten ging mit Ausnahme einiger Verspätungen normal weiter. Der Tourismus ist eine entscheidende Einnahmequelle für die ägyptische Wirtschaft. Die Branche leidet aber seit langem unter der schlechten Sicherheitslage.

Ende Oktober stürzte ein russisches Verkehrsflugzeuge über dem Sinai ab. Die Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») bekannte sich zum Anschlag, bei dem alle 224 Menschen an Bord umkamen und der eine Debatte über die Sicherheit der ägyptischen Flughäfen auslöste. (feb/sda/dpa/afp/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Micha Moser
29.03.2016 19:32registriert März 2014
Kann man ja mal ausversehen machen, so n Flugzeug entführen.. 🙄😂
342
Melden
Zum Kommentar
5
Polizei sucht nach Terrorangriff auf Bischof in Sydney nach Krawallmachern

Nach dem Messerangriff auf einen Geistlichen in Sydney und anschliessenden Ausschreitungen vor der Kirche hat die Polizei die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche nach den Krawallmachern aufgefordert. «Je früher sie identifiziert und vor Gericht gebracht werden, desto schneller kann gegen sie vorgegangen werden», zitierte der australische Sender ABC am Donnerstag Polizeichefin Karen Webb. Eine beteiligte Person habe etwa eine sehr markante Tätowierung auf dem Oberkörper, habe aber während der Unruhen «feige das eigene Gesicht vermummt».

Zur Story