International
EU

EU-Parlamentspräsident Schulz droht Türkei mit Strafmassnahmen

European Parliament President Martin Schulz attends a debate on the last European Summit at the European Parliament in Strasbourg, France, October 26, 2016. REUTERS/Vincent Kessler
Martin Schulz zieht Konsequenzen nach der Verhaftungswelle in der Türkei.Bild: VINCENT KESSLER/REUTERS

EU-Parlamentspräsident Schulz droht Türkei mit Strafmassnahmen

13.11.2016, 05:3713.11.2016, 08:18
Mehr «International»

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz droht der Türkei angesichts der politischen Entwicklung mit Strafmassnahmen. «Wir werden als EU darüber nachdenken müssen, welche wirtschaftlichen Massnahmen wir ergreifen können», sagte Schulz der «Bild am Sonntag».

«Wenn die Türkei die Todesstrafe wieder einführen würde, wären die Beitrittsverhandlungen beendet»
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz

Bis Ende des Jahres solle die Zollunion, in der auch die Türkei Mitglied ist, reformiert werden. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir nach dieser Verhaftungswelle gegen Oppositionsabgeordnete und Journalisten die Zollunion ausweiten.»

Trotz der Lage in der Türkei will Schulz die Beitrittsverhandlungen mit der Regierung in Ankara möglichst fortführen. «Wenn wir die Beziehungen zur Türkei abbrechen, haben wir keine Möglichkeiten mehr, der Opposition und den Gefangenen zu helfen.» Deshalb sei er weiterhin für einen Dialog. «Wenn die Türkei die Todesstrafe wieder einführen würde, wären die Beitrittsverhandlungen beendet», machte er jedoch deutlich.

«Wir haben andere Instrumente»

Auch EU-Kommissar Günther Oettinger sprach sich gegen ein Ende der Beitrittsverhandlungen aus. «Wirtschaftssanktionen oder ein Einfrieren der Beitrittsgespräche wären derzeit völlig kontraproduktiv, weil sie unseren Einfluss auf die Türkei in dieser schwierigen Phase schwächen würden», sagte Oettinger der «Welt am Sonntag» laut Vorabbericht.

«Wir haben andere Instrumente, wie beispielsweise die Gewährung der Visafreiheit, um der Türkei deutlich zu machen, dass wir den derzeitigen politischen Kurs nicht akzeptieren.» Um die Visafreiheit zu bekommen, müsse die Türkei noch fünf Bedingungen erfüllen. «Ich gehe nicht davon aus, dass die Türkei noch in diesem Jahr die Visafreiheit erhalten wird.»

Neustart mit Trump gefordert

Mit Blick auf das transatlantische Verhältnis forderte Schulz nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten einen Neustart. «Beide Seiten sollten nun auf Null schalten und sich eine Chance geben.» Schulz hatte den Milliardär während des Wahlkampfs scharf kritisiert. «Trump ist jetzt aber der gewählte Präsident der USA und verdient den Respekt, der sich mit diesem Amt verbindet», sagte Schulz. «Der Präsident Trump wird ein anderer sein als der Wahlkämpfer Trump.»

Schulz forderte, dass die europäischen Regierungschefs bei ihrem Treffen eine gemeinsame Linie gegenüber Trump definieren. Europa müsse sich darauf einstellen, mehr für die Verteidigung zu tun. Drastische aussenpolitische Konsequenzen befürchtet der EU-Parlamentspräsident durch Trumps Sieg allerdings nicht: «Ein Austritt aus der NATO oder aus der Welthandelsorganisation wäre für die USA genauso riskant wie für alle Partner der USA. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir über solche Dinge mit dem US-Präsidenten Trump nicht diskutieren müssen.» (ehi/sda/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
10
    «Die Amerikaner sind zum Spielball der Israelis geworden»
    Militärexperte Fabian Hoffmann sagt, was eine US-Intervention bedeuten würde – und welche hochrelevante Lehre der Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran für uns in Westeuropa hat.

    Was würde ein Kriegseintritt der USA gegen den Iran bedeuten?
    Fabian Hoffmann: Für Israel gibt es im Moment zwei Wege: Entweder sie bringen selber zu Ende, was sie begonnen haben, indem sie dem Iran die Mittel nehmen, nochmals ein ernsthaftes Nuklearprogramm zu starten. Allein durch militärische Mittel, oder auch allenfalls durch einen Deal, der früher oder später geschlossen wird. Wenn das aber nicht gelingt, dann ist der Anreiz im Iran enorm gross, sich eine Atombombe zu beschaffen, und diese auf ballistische Raketen zu packen.

    Zur Story