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Roger Köppel: Ohne ihn holt die SVP den Zürcher Ständerratssitz nicht

Weltwoche-Chefredaktor und designierter SVP-Nationalrat Roger Köppel will bei den Ständeratswahlen nicht für seine Partei antreten.
Weltwoche-Chefredaktor und designierter SVP-Nationalrat Roger Köppel will bei den Ständeratswahlen nicht für seine Partei antreten.
Bild: KEYSTONE

Bastien Girod – oder 5 Gründe, warum die SVP nach Köppels Absage nie im Leben den Zürcher Ständeratssitz gewinnt

SP-Mann Daniel Jositsch wurde am Sonntag im ersten Wahlgang glänzend gewählt, SVP-Mann Hans-Ueli Vogt hat nur 69 Prozent der Stimmen erreicht, die es für das absolute Mehr gebraucht hätte. Will die SVP in Zürich doch noch jemand ins Stöckli schicken, müsste sie diese fünf Probleme beseitigen. 
20.10.2015, 11:1421.10.2015, 08:07
Rafaela Roth
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Der Glanzsieg des Zürcher SP-Ständeratskandidaten Daniel Jositsch trübt den nationalen Freudentaumel der SVP. Diese fünf Probleme müsste die SVP aus dem Weg räumen, damit es doch noch klappen könnte, mit dem Stöckli-Einzug. 

Der schwache Kandidat

Hans-Ueli Vogt spricht im Januar im Zürcher Kantonsrat.
Hans-Ueli Vogt spricht im Januar im Zürcher Kantonsrat.
Bild: KEYSTONE

Trotz souveränen Auftretens und geschickten Wahlkampfs – bis hin zur Werbeplatzierung in Gay-Magazinen – hat es der Jurist Hans-Ueli Vogt nicht geschafft, eine Mehrheit der Zürcher Wähler für sich zu begeistern. Der eher zurückhaltende 46-jährige Quereinsteiger sollte als Vertreter der intellektuell-urbanen SVP das linke Zürich einnehmen. Das ist ihm nicht gelungen. Das Land wählte ihn zwar, in der Stadt räumte aber vor allem SP-Mann Jositsch ab. Vogt kam 54'627 Stimmen hinter dem absoluten Mehr zu stehen. Er müsste in einem zweiten Wahlgang antreten.

Am Montag sagt er dazu nicht Nein, aber auch nicht Ja. «Ich klammere mich nicht an die Kandidatur», sagt er gegenüber watson mit wenig Kampfgeist. Den Sitz wolle die SVP aber sicher nicht kampflos den anderen überlassen. Wer dafür die geeignete Person sei, werde der Vorstand der Kantonalpartei am Dienstag entscheiden. Bereits am Sonntag wurden andere Kandidaten gehandelt. Vogt sieht dem Ganzen dennoch «relaxt» entgegen: «Es geht nicht um mich als Person», sagt er. 

Die unwilligen Sprengkandidaten

Hans-Ueli Vogt, Natalie Rickli, Roger Köppel und Albert Rösti singen an einer Wahlkampfveranstaltung im Zürcher Hauptbahnhof die Nationalhymne.  
Hans-Ueli Vogt, Natalie Rickli, Roger Köppel und Albert Rösti singen an einer Wahlkampfveranstaltung im Zürcher Hauptbahnhof die Nationalhymne.  
Bild: KEYSTONE

Vogts Ego ist nach eigenen Aussagen ein wenig angekratzt. Wahrscheinlich nicht nur wegen des verpassten Ständeratssitzes. Seine Freude über den Nationalratssitz – den er immerhin nach nur vier Jahren als Kantonsrat gemacht hat – wurde auch von Natalie Rickli getrübt. Kaum war ausgezählt, schlug sie gegenüber Blick Roger Köppel als neuen Ständeratskandidaten vor. «Mit seinem Resultat hat er gute Wahlchancen», sagte sie. Ein paar Tage zuvor hatte sie Köppel noch als überheblich bezeichnet, weil er mit dem Wahlspruch «Wählen Sie Roger Köppel: Endlich ein Politiker, der die Schweiz verteidigt!» antrat.

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Die Konkurrenz ist hart bei der Zürcher SVP. Köppel will sich vorerst nicht darauf einlassen. Eine Ständeratskandidatur «sei kein Thema», sagte er am Montag gegenüber dem Tages-Anzeiger. «Ich konzentriere mich auf mein Mandat als Nationalrat. Dieser Rucksack ist schwer genug», sagte Köppel. Der aufsteigende Stern am SVP-Himmel steht also nicht als Stöckli-Ticket für die Zürcher SVP zur Verfügung. Rickli selber winkte ebenfalls ab. 

Der starke Konkurrent

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Einen Glanz-Kandidaten wie Köppel hätte die SVP gut gebrauchen können, denn nach Jositsch hat der FDP-Kandidat Ruedi Noser im ersten Wahlgang die meisten Stimmen gemacht. Und dieser denkt nicht daran, nicht wieder anzutreten, obwohl SVP-Präsident Alfred Heer giftelte: «Die SVP ist doppelt so gross, wenn schon müsste die FDP verzichten.»

Doch Nosers Chancen stehen gut, vor allem, wenn er nur gegen Hans-Ueli Vogt antreten muss. Um einen SVP-Sitz zu verhindern, könnte der FDP-Kandidat auch einige linke Stimmen auf sich vereinen. Gegenüber watson sagt Noser: «Ich trete für den zweiten Wahlgang an. Ich respektiere die SVP-internen Diskussionen, aber ich möchte sie nicht kommentieren.» In diesem Punkt werden sich FDP und SVP also nicht annähern.

Der Krach mit der FDP 

Ruedi Noser und Natalie Rickli bei der angeregten Diskussion im Nationalratssaal.
Ruedi Noser und Natalie Rickli bei der angeregten Diskussion im Nationalratssaal.
Bild: KEYSTONE

Nosers Unwille seine Kandidatur zurückzuziehen, um die Stimmen der bürgerlichen Wähler nicht auf zwei Kandidaten zu verzetteln, kommt nicht von ungefähr. Das Verhältnis zwischen der Zürcher FDP und SVP ist belastet. Heer hat Noser bereits im Wahlkampf angegriffen, ihn einen «Euroturbo» genannt und empfohlen, neben Vogt «einen Strich auf den Wahlzettel zu machen», schreibt die NZZ

Heers Frust ist im Wahlkampf gewachsen. Ihm passte es nicht, dass die FDP sich weigerte, mit der SVP eine Listenverbindung einzugehen. Vertragen sich die Bürgerlichen nicht bald wieder, könnte ihr Gezanke am Ende die Linke freuen. 

Die linke Bedrohung 

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Bild: KEYSTONE

Denn ein dritter Player hat noch nicht aufgegeben. Der Grüne Bastien Girod, der gerade auf Social Media einen sehr engagierten Wahlkampf hingelegt hat, hat gestern Abend seine Teilnahme am zweiten Wahlgang angekündigt. Diverse Grüne wie Kantonsrat Robert Brunner und GP-Fraktionschefin Esther Guyer haben bereits ihre Unterstützung versprochen. Mit seiner Kampagne will Girod den Unmut weiter linker Kreise über den Rechtsrutsch vom Sonntag aufnehmen und unter dem Hashtag #rechtsreichts für sich mobilisieren.

Girod hofft als linker Kandidat gegen zwei bürgerliche Kandidaten, die Wählerstimmen von Jositsch auf sich zu vereinen. Ob diese Rechnung aufgeht, ist fraglich. Für Vogt werden aber mit Sicherheit nur die treuen SVP-Wähler stimmen, die gemässigten Rechten werden sich für Noser entscheiden, einige Linke, die den SVP-Sitz mit Sicherheit verhindern möchten, vielleicht ebenfalls. Sollten sich diese aber für Girod entscheiden, würde die Zürcher Ständeratsvertretung sehr links ausfallen. Mit Köppel im Boot hätte das ganz anders ausgesehen. 

Schwarzer Wahlsonntag: Diese Nationalräte schafften die Wiederwahl nicht

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Da muss der SVP-Historiker und Zürcher Nationalrat leer schlucken: Christoph Mörgeli, von Listenplatz 2 aus gestartet, wird nach hinten durchgereicht – und schliesslich nicht mehr wiedergewählt.
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mate
20.10.2015 12:06registriert April 2015
Falls alle linken Parteien und die CVP für Girod aussprechen könnte es möglich sein! Das wäre die richtige Reaktion auf den Rechtsrutsch #rechtsreichts
6640
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kEINKOmmEnTAR
20.10.2015 13:57registriert Januar 2014
Ich denke ich werde, obwohl ich mich Mitte-Rechts sehe, Girod wählen um so eine Reaktion auf den Rechtsrutsch im Nationalrat zu zeigen.
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