
Fehr vs. Fehr: Im Fall Tobias Kuster schieben sich die beiden Regierungsräte gegenseitig die Schuld zu.
Bild: KEYSTONE
Die Frage, weshalb nach Tobias Kuster erst neun Tage nach seinem Verschwinden öffentlich gefahndet wurde, ist weiterhin unklar. Die Direktionen der Regierungsräte Jacqueline Fehr und Mario Fehr schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.
08.07.2016, 11:0708.07.2016, 11:29
Weshalb wurde die Öffentlichkeit erst neun Tage nach Tobias Kusters Verschwinden über dessen Fahndung informiert? Diese Frage beschäftigt die Parteien, Medien und Öffentlichkeit seit Tagen. Unbegreiflich – auch für «Talk täglich»-Moderator Markus Gilli, der in der Sendung vom Dienstagabend noch einmal bei seinem Gast, Justizdirektorin Jacqueline Fehr, nachhakte.
Sie wiederum schob die Verantwortung der Polizei zu: «Für die Gefahreneinschätzung ist nicht die Justizbehörde, sondern die Polizei verantwortlich», stellte Fehr in «Talk täglich» klar. Die Polizei habe entschieden, nicht öffentlich zu fahnden – bis zu dem Tag des Tötungsdeliktes im Zürcher Seefeld.
Fall Kuster: Wer hat den schwarzen Peter?
Für Jacqueline Fehr ist das Auslösen einer öffentlichen Fahndung Sache der Polizei. Das Interview, in dem es um den Informationsfluss zwischen der Justiz und Polizei geht, wurde jedoch von der Polizei zurück gezogen. Video: © TeleZüri
Ein gezielter Seitenhieb an die Kantonspolizei Zürich und Sicherheitsdirektion von Mario Fehr oder nur ein Versuch, sich selbst von den Anschuldigungen zu distanzieren? Am Mittwochmorgen äusserte sich die Kantonspolizei laut «TeleZüri» gegenüber dem Sender ausführlich zu den Vorwürfen. Am späten Nachmittag habe der Sprecher jedoch alle Aussagen vom Interview zurückgezogen. Die Begründung: Der Fahndungserfolg habe oberste Priorität.
Offenbar versucht man die Dissonanz zwischen den zwei Fehrschen Direktionen intern zu klären. Welche Informationen nach Kusters ausbleibender Rückkehr vom Justizvollzug an die Polizei weitergeleitet worden seien, werde derzeit untersucht, meldet die Justizdirektion gemäss «NZZ».
Was bisher geschah
- Am 23. Juni wurde Häftling Tobias Kuster nach eineinhalb Jahren in Haft für einen Tag unbegleitet beurlaubt. Den ganzen Tag sei er unter Aufsicht des Vaters gestanden, bis er ihn am Abend davon überzeugen konnte, alleine in die Strafanstalt Pöschwies zurückzukehren. Daraufhin verschwand er, die Polizei wurde um 9.30, eine halbe Stunde nachdem Kuster hätte eintreffen müssen, über dessen ausgebliebene Rückkehr informiert. Eine Fahndung wurde eingeleitet – allerdings fernab der Öffentlichkeit.
- Am 30. Juni starb ein 42-jähriger Mann in Zürich-Seefeld an Stichverletzungen, ein Tatverdächtiger wurde festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft.
- Am 1. Juli fand die Polizei aufgrund Spuren am Tatort heraus, dass auch der 23-jährige Kuster mit dem Mord in Verbindung stehen könnte.
- Erst am 2. Juli – 9 Tage nach dessen Verschwinden – veröffentlichte die Zürcher Kantonspolizei einen Fahndungsaufruf vom flüchtigen Kuster und beschrieb ihn als gewaltbereit und gefährlich.
- Am 6. Juli bat die Polizei schlussendlich die Öffentlichkeit um Mithilfe und setzte eine Belohnung von 10'000 Franken für Hinweise aus. Kuster ist weiterhin unauffindbar.
Eine Flucht wird zum Politikum
Der mutmassliche Mörder Tobias Kuster nutzte die erstbeste Möglichkeit zum Abhauen. Warum hat der gewalttätige 23-Jährige Hafturlaub bekommen? Video: © TeleZüri
(az)
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