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Die Preise sinken, Arbeitsplätze gehen verloren und die Schweizer sind Online-Shopping-Muffel

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Bild: Paul Sakuma/AP/KEYSTONE
5 Fakten zum Internethandel in der Schweiz

Die Preise sinken, Arbeitsplätze gehen verloren und die Schweizer sind Online-Shopping-Muffel

Für den Schweizer Detailhandel wird das Internet immer wichtiger. Doch welche Sparten mischen gross mit im Internet und welche nicht? Und wo können die Schweizer noch aufholen? Der Fakten-Check.
07.01.2015, 18:2908.01.2015, 13:46
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Die neueste Studie der Credit Suisse zum Detailhandel in der Schweiz zeigt: Der E-Commerce verändert die Einkaufsgewohnheiten auch in unserem Land massiv. 

Die Schweizer Detailhändler sind für das kommende Jahr nicht gerade optimistisch. Vor allem die Lebensmittelhändler geben sich skeptisch. In einer Befragung haben 11 Prozent von ihnen angegeben, dass sie insgesamt mit einem Gewinnrückgang rechnen.

Umsätze 2014
Der Detailhandel blicke auf ein verhaltenes Jahr 2014 zurück. Schuld daran sind die leicht schwächere Zuwanderung und die sich verschlechternde Konsumentenstimmung. Die Detailhandelsumsätze wuchsen gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent und entwickelten sich deutlich schwächer als erwartet.
Die Ökonomen der CS rechnen für 2015 mit einem Umsatzplus im Detailhandel von 0,7 Prozent. (sda)

Bei nicht im Lebensmittelverkauf tätigen Detailhändlern hingegen sieht die Lage besser aus: Sie setzen immer mehr und immer deutlicher auf das Internet als Verkaufskanal. Ein Viertel von ihnen plant sogar, die Verkaufsflächen zu reduzieren.

Wie das Internet sonst den Detailhandel verändert, zeigen 5 Fakten aus der CS-Studie:

Bis 2020 wächst der Online-Handel auf 11 Prozent

Insgesamt wird der Anteil des Onlinehandels am gesamten Detailhandelsumsatz in der Schweiz bis 2020 von heute 5 auf 11 Prozent steigen. 

2013 erwirtschafteten die Detailhändler 4,7 Prozent des Umsatzes im Onlinehandel. Das entspricht 4,6 Milliarden Franken oder dem Umsatz von 90 Coop Megastores. 

Der Onlinehandel ist laut CS eindeutig auf der Überholspur: Zwischen 2009 und 2013 wuchs er in der Schweiz jährlich um 6,6 Prozent – während der Detailhandelsumsatz insgesamt nur 1 Prozent wuchs.

Der Onlineanteil an den Detailhandelsumsätzen wird auch in Zukunft wachsen. Gemäss dem Zukunftsszenario der CS dürfte er im Segment Food 3,5 Prozent, im Bekleidungssegment 27 Prozent und im Bereich Heimelektronik 38 Prozent betragen.

Online-Handel funktioniert am besten bei der Heimelektronik

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Online-Handel nach Segmenten

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quelle: GfK Switzerland, VSV, Credit Suisse

Im Bereich Heimelektronik generierte der Onlinehandel 2013 bereits 23 Prozent des Umsatzes. Der Grund für den Erfolg: Die Qualität der Elektronikprodukte lässt sich in wenigen Kennzahlen einfach und verlässlich darstellen. 

Das Bekleidungssegment wies einen E-Commerce-Anteil von 12,4 Prozent auf. Eine Herausforderung für den Onlinehandel sei die hohe Rücksenderate bei Kleidungsstücken, schreibt die CS. 

«Das breitere Sortiment im Onlineshop, die stressfreie Anprobe zuhause und die Vergleichsmöglichkeiten mit der vorhandenen Kleiderausstattung verhelfen dem Bekleidungs-E-Commerce jedoch zu grosser Beliebtheit.»
CS-Studie zum Detailhandel in der Schweiz

Bei den Lebensmitteln verlassen sich Herr und Frau Schweizer aber lieber noch auf den Einkauf im Laden: 2013 wurden bloss 1,5 Prozent des Umsatzes mit Onlinehandel erwirtschaftet. 

Das beträchtliche E-Commerce-Potenzial von ungekühlten Grundnahrungsmitteln mit längerer Haltbarkeit sei schwierig auszuschöpfen, stellt die Grossbank in ihrer Studie fest. Grundnahrungsmittel würden häufig «zusammen mit Frischeprodukten gekauft», deren Qualität die Konsumenten selber im Laden bestimmen wollten.

Der Online-Handel «spart» Arbeitsplätze ein

Onlinehandel, Beschäftigte und Preise

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quelle: GfK, VSV, Bundesamt für Statistik, Credit Suisse

Das Wachstum des Onlinehandels mischt die Strukturen im Detailhandel kräftig auf. Die empirische Analyse der CS ergibt, dass mit wachsendem Anteil des Onlinehandels am Detailhandelsumsatz die Beschäftigung weniger stark zunimmt.

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Reine Onlinehändler haben tendenziell weniger Personal, da sie in Bereichen wie Sortimentsmanagement, Zahlungsabwicklung und Beratung anstelle von Mitarbeitenden Software einsetzen können.

Der Online-Handel senkt die Preise

Auch auf die Preisentwicklung übt der wachsende Onlineanteil Druck aus. Reine Onlinehändler haben dank Einsparungen bei Verkaufsflächenmiete, Ladenausstattungen und Personal bei der Preissetzung unter Umständen mehr Spielraum gegen unten. 

Ausserdem senkt die zunehmende Verbreitung des E-Commerce auch die Markteintrittsbarrieren für ausländische Detailhändler, die ihre Produkte oft zu tieferen Preisen anbieten können. 

Schweizer sind immer noch Internet-Shopping-Muffel

Der Onlineanteil am Detailhandelsumsatz betrug in der Schweiz 2012 inklusive Auslandeinkäufe via Internet rund 5,4 Prozent. 

Einkaufstourismus

Der Einkaufstourismus dürfte sich gemäss den CS-Ökonomen 2014 auf hohem Niveau stabilisiert haben. Das zeigen die Mehrwertsteuereinnahmen aus dem privaten Reiseverkehr: Sie stagnierten bereits das dritte Jahr in Folge.

Auch verringerte sich 2014 die Differenz zwischen dem Preisniveau in der Schweiz und jenen in den Nachbarländern erneut und der Schweizer Franken wertete sich gegenüber dem Euro nur geringfügig auf.

Hingegen hat der Onlineeinkauf im Ausland deutlich zugenommen. (egg)

Online-Handel vom Ausland in die Schweiz

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quelle: GfK, VSV, Credit Suisse

Damit befindet sich die Schweiz in einer Gruppe mit Schweden, Frankreich und den Niederlanden, deren Anteile sich allesamt zwischen 5,1 Prozent und 5,5 Prozent bewegen. 

Mehr wird hingegen in Deutschland, Österreich und Norwegen übers Internet gekauft: Sie bilden mit 6,4 bis 6,8 Prozent die Gruppe mit leicht höheren Anteilen am Online-Shopping.

Klar am meisten kaufen die Menschen in Grossbritannien übers Internet ein: Der britische Onlinehandel hält einen Anteil von 13,5 Prozent.

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