Wie populär eine Netflix-Serie gerade ist, können wir immer nur an der Frage abschätzen: «Wie viele Leute reden gerade darüber?» Denn Netflix gibt bekanntlich keine Zahlen raus. Wir wissen nur: Der Streaming-Dienst hat aktuell weltweit 109 Millionen zahlende Abonnenten. Und: Manchmal lässt Netflix ein Projekt nach einer Staffel wieder fallen. Da spielt das Verhältnis von Einschaltquote zu Produktionskosten dann schon eine Rolle.
Doch jetzt ist sie da, die erste Erhebung zum absoluten Suchtverhalten. Untersucht hat Netflix dafür seine 8,4 Millionen sogenannten «Binge-racer», also Menschen, die jeweils eine ganze Serien-Staffel in 24 Stunden verschlingen. Besonders viele Binge-racer sitzen angeblich in Kanada. Sonst erfahren wir nichts über sie, weder Alter, Geschlecht noch Ausbildungsgrad.
Und was kann man nun daraus schliessen? Der «Guardian» probiert's mal mit fünf Punkten:
Gut drei Viertel der schnellst konsumierten Serien sind in Folgen von einer halben Stunde aufgeteilt. Von denen können's dann ruhig auch viele sein. Offenbar ist die Aufmerksamkeitsökonomie der Binge-racer so getaktet.
14 der 20 Serien sind Komödien oder sonst was Leichteres. Elendes, vergnügungssüchtiges Pack!
Okay, die Hoffnung, dass Kritik noch irgendeinen Einfluss auf das kulturelle Konsumverhalten haben könnte, haben wir schon längst (fast) aufgegeben. «Wahrscheinlich hätte ich mehr Einfluss, wenn ich den Journalismus aufgeben und den Rest meines Lebens damit verbringen würde, in einem Schrank zu furzen», schreibt Stuart Heritage im «Guardian».
Wieso würden sie sonst so viel seriellen Junk-Food integral in sich hineinfressen?
«Gilmore Girls», «Fuller House» und «Arrested Development» sind alles aufgewärmte alte Shows. «Stranger Things» und «GLOW» verklären die 80er-Jahre, «dass es fast weh tut» (Heritage). «The Ranch» ist irgendwie «Bonanza Reloaded». Und, und, und ...
(sme)