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Trumps Plan nimmt angeblich Form an – USA könnten Gaza temporär verwalten

Palestinians collect belongings from a school used as a shelter by displaced residents that was hit twice on Tuesday, killing more than 25 people, in Bureij, central Gaza Strip, Wednesday, May 7, 2025 ...
Für Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser ist unklar, unter welcher Verwaltung sie dereinst leben.Bild: keystone

Trumps Plan nimmt angeblich Form an – USA könnten Gaza temporär verwalten

Donald Trumps Vorschlag für den Gazastreifen könnte Realität werden. Die Amerikaner sollen offenbar als Übergangsverwaltung infrage kommen.
08.05.2025, 04:5408.05.2025, 04:54
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Ein Artikel von
t-online

Die USA und Israel haben nach Angaben von Insidern eine Nachkriegsverwaltung für den Gazastreifen unter US-Führung erörtert. In den Gesprächen ging es um eine Übergangsregierung für den schmalen Küstenabschnitt, bis das Gebiet entmilitarisiert und stabilisiert ist sowie eine funktionsfähige palästinensische Verwaltung steht, wie fünf mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Es werde keinen festen Zeitplan für die Dauer einer solchen Verwaltung geben, dies hänge von der Lage vor Ort ab. Die Gespräche befänden sich in einem Anfangsstadium und seien noch nicht so weit fortgeschritten, als dass bereits über Schlüsselpositionen gesprochen werde. US-Präsident Donald Trump hatte schon zuvor vorgeschlagen, dass die USA die Kontrolle über das Gebiet übernehmen.

Auch andere Länder sollten zur Teilnahme an der Übergangsregierung bewegt werden. Um welche Staaten es sich handelt und wer den aktuellen Vorschlag für eine Verwaltung des Gazastreifens unter US-Führung eingebracht hat, liessen die Insider offen. Die Verwaltung würde den Angaben nach auch Palästinenser einbeziehen. Diese dürften aber weder der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas noch der Palästinensischen Autonomiebehörde angehören. Letztere kontrolliert Teile des besetzten Westjordanlands.

Keine Stellungnahme aus Israel

Das US-Aussenministerium äusserte sich auf Reuters-Anfrage nicht direkt zu möglichen Gesprächen mit Israel über eine provisorische Behörde in Gaza. «Wir wollen Frieden und die sofortige Freilassung der Geiseln», sagte ein Sprecher.

«Die Grundpfeiler unseres Ansatzes bleiben bestehen: Wir stehen zu Israel und für den Frieden.»

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu lehnte eine Stellungnahme ab. Der Chef des Hamas-Medienbüros sprach sich gegen eine von den USA oder einer ausländischen Regierung geführte Verwaltung aus. Die Palästinenser in Gaza sollten ihre eigenen Herrscher wählen, sagte Ismail Al-Thawabta. Die Palästinensische Autonomiebehörde reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Die Idee für eine Gaza-Verwaltung unter Führung der USA ist nicht neu: Trump hatte in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, den Gazastreifen übernehmen und Millionen Palästinenser umsiedeln zu wollen. Ihm zufolge sollten Nachbarländer die mehr als zwei Millionen im Gazastreifen lebenden Palästinenser aufnehmen. Der Küstenstreifen habe das Potenzial, die «Riviera des Nahen Ostens» zu werden. Einen Einsatz des US-Militärs schloss Trump nicht aus. International stiess sein Vorschlag auf scharfe Kritik.

Auslöser des Krieges im Gazastreifen war der Überfall der Terrororganisation Hamas und des mit ihr verbündeten Islamischen Dschihads am 7. Oktober 2023 auf den Süden Israels. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Das israelische Militär reagierte mit einer grossangelegten Offensive, bei der nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 52'000 Menschen starben.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur Reuters
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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
08.05.2025 07:31registriert Januar 2024
Eine Übergangsphase mit Fremdverwaltung durch eine Koalition von Drittstaaten mit dem Zweck des Friedens und Wiederaufbaus ist eventuell gar nicht so schlecht. Aber die USA sollten einfach nicht federführend sein, da zu Nahe bei Israel. Die Vertreibung der friedlichen Palästinenser ist jedoch strikt abzulehnen. Denen würde diese Verwaltung etwas Ruhe und Frieden bringen und Zeit geben zivile Strukturen wiederaufzubauen. Das werden die Hamas und deren Vertreter aber nie zulassen, denn so verliert sie ihre Daseinsberechtigung; daher muss erst die Hamas weg und zwar mit allen Mitteln.
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bokl
08.05.2025 07:04registriert Februar 2014
Gegen eine temporäre Fremdverwaltung unter Einbezug der Palästinenser und OHNE Deportierung der Bevölkerung und OHNE israelische Siedler ist nichts einzuwenden. Dazu ein Wiederaufbauplan inklusive Übergabe der Kontrolle an eine stabile, friedliche palästinensische Verwaltung. Am besten gleich als eigenständiger Staat.
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Ichsagstrotzdem
08.05.2025 06:26registriert Juni 2016
Nach 80 Jahren soll Gaza, das grösste Gefängnis der Welt geräumt werden.
Was macht man mit diesen hartnäckigen Bewohner, die trotz kompletter Isolation und Unterbindung von Nahrung und medizinischer Versorgung einfach nicht sterben wollen?
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