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Gauck und Burkhalter stritten über die direkte Demokratie

Gauck und Burkhalter stritten über die direkte Demokratie

Die Gaucks und Burkhalters auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache. Der Käsedegustation auf dem Markt von Bern. Bild: EPA/KEYSTONE POOL
01.04.2014, 16:2301.04.2014, 17:47

Der deutsche Bundespräsident Gauck zeigte bei seinem Besuch in der Schweiz Verständnis für das Schweizer Ja zur Zuwanderungsinitiative. Er sehe aber auch Nachteile in der direkten Demokratie, sagte er am Dienstag nach Gesprächen mit dem Bundespräsidenten Didier Burkhalter.

«Die direkte Demokratie kann Gefahren bergen, wenn die Bürger über hochkomplexe Themen abstimmen», sagte Gauck an der Medienkonferenz im Landgut Lohn in Kehrsatz. Er sei ein überzeugter Unterstützer der repräsentativen Demokratie, mit der Deutschland «sehr gut fährt».

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Gauck sagte weiter, er könne sich nicht vorstellen, wie ein Land, das so europäisch sei und so viele verschiedene Kulturen in sich vereine wie die Schweiz, sich von der EU distanzieren wolle. Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sollten gestärkt, nicht geschwächt werden.

Kein Verständnis von Burkhalter

Burkhalter konterte, die direkte Demokratie sei ein Teil der Schweizer Kultur. Dazu gehöre, zu akzeptieren, wenn die Bevölkerung gegen die Empfehlung der Behörden stimme. Die Stimme jedes Einzelnen sei wichtig.

«Ich kann nicht ganz verstehen, weshalb die EU wegen dem Volksentscheid Forschungsabkommen mit der Schweiz gestoppt hat», sagte Burkhalter, denn die Personenfreizügigkeit gelte zurzeit noch. Er forderte mehr Verständnis der EU für den Entscheid in der Schweiz.

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Gauck hatte nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar seinen Schweiz-Besuch vorgezogen. Er wolle damit die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland bekräftigen, erklärte er, auch wenn es wegen des Volksentscheids Differenzen gebe.

Burkhalter bekräftigte, die Schweiz wolle mit der EU weiter diskutieren - die EU müsse aber Verständnis aufbringen für den Schweizer Volksentscheid. Burkhalter sowie Gauck zeigten sich überzeugt, dass die Schweiz mit der EU eine Lösung finden werde. (kub/sda)

Die Damen Gauck und Burkhalter scheinen sich gut zu verstehen

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Hier lesen Sie mehr zur Beziehung Schweiz - EU.

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Zwischen Heilung und Zwang: Die Vermessung der Psyche in der Schweiz
Die Seele wurde zwar nicht in der Schweiz erfunden, aber immerhin dort gesucht und gedeutet – und im Krankheitsfall auch dort behandelt. Ein Gang durch die streckenweise sehr düstere Geschichte der Psychologie in unserem Land, die das Zürcher Landesmuseum zum 150. Geburtstag C. G. Jungs beleuchtet.
Es hilft wahrscheinlich nicht, wenn man, kaum aus der Haustür getreten, schon die Birne am nächsten Berg anstösst. Für einen weiten Geist braucht es auch einen weiten Blick, der hat es in unserem von den Alpen zerfalteten Land eher schwierig, ausser natürlich man steht auf dem Gipfel und schaut sich die ganze Sache von oben an. Dort könnte der Einzelne durchaus in der Lage sein, seine seelische Entwicklung voranzutreiben und seine «nationale Präjudiz» zu überwinden.
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