Das Wallis will Schulklassen und Bevölkerung mit einer Simulationsplattform auf Erdbeben vorbereiten. Die künstlichen Erdbeben schütteln die Besucher mit einer Stärke von bis zu 7 auf der Richterskala durch.
Dass der Kanton Wallis ein innovatives Präventionsmodell entwickeln liess, ist kein Zufall. In der Schweiz werden am meisten Erdbeben im Wallis verzeichnet. Der Kanton weist auch die höchste Gefährdung der Schweiz auf - gefolgt von Basel, Graubünden, dem St. Galler Rheintal und der Zentralschweiz.
Im statistischen Durchschnitt wird das Wallis alle 50 bis 100 Jahre von einem Erdbeben mit einer Magnitude von ungefähr 6 auf der Richterskala heimgesucht. Das letzte grosse Erdbeben erschütterte 1946 die Region um Siders und forderte drei Todesopfer.
Wegen der dichteren Besiedlung würden heutzutage die Schäden um ein Vielfaches höher ausfallen, wie die Walliser Behörden am Freitag bei der Präsentation des Simulators festhielten. Um die Bevölkerung auf einen Ernstfall vorzubereiten, liess der Kanton von der Westschweizer Fachhochschule HES-SO ein Präventionskonzept ausarbeiten.
In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Erdbebendienst und der ETH Zürich resultierte nun eine fünf auf sechs Meter grosse Plattform, auf der 30 Personen gleichzeitig ein Erdbeben erleben können. Die Plattform kann Erdstösse wie jener von 1946 im Wallis nachstellen.
Schüler sind beeindruckt
Am Freitag wurde der Simulator im Rahmen der Einweihung von einer Schulklasse aus Sitten getestet. Bei einem Erdbeben der Stärke 6.3 fand die Mehrzahl der Schüler noch ein Lächeln. Bei Stärke 7 verging den Schulkindern allerdings das Lachen.
Die meisten klammerten sich an die auf der Plattform aufgestellten Tische. Ab dem nächsten Jahr sollen regelmässige Ausbildungen für Schüler stattfinden. Jedes Walliser Schulkind soll bis zu dreimal in während der Schulzeit das Erdbeben-Zentrum besucht haben.
Ausstellung, Simulation und erste Hilfe
Auch die verheerenden Erdbeben im italienischen L'Aquila oder jenes von Nepal können simuliert werden. Die Plattform kann zudem nachstellen, wie ein Erdbeben auf Sediment- oder Felsboden oder je nach Gebäudehöhe wirkt.
Ferner können auch Ausrüstungen und Maschinen auf ihre Erdbebensicherheit getestet werden. Neben dem Erlebnis auf der Plattform werden Besucher auch in einer Ausstellung über Erdbeben informiert. Nach der Simulation wird den Teilnehmenden beigebracht, wie sie Hilfe leisten und Leben retten können.
Das Pädagogische Zentrum für Erdbebenprävention in Sitten öffnet seine Tore offiziell im September. Bis dann wird das Konzept zunächst an weiteren zehn Schulklassen getestet. Die Kosten von 1.4 Millionen Franken teilten sich der Kanton Wallis, die Westschweizer Lotterie, die Fachhochschule HES-SO Wallis und das Erdbebenzentrum. (sda)