Im Zuge des Nationalen Forschungsprogramms «Stammzellen und regenerative Medizin» (NFP 63) haben Forschende untersucht, wie Stammzellen zur Entstehung und Heilung verschiedener Krankheiten beitragen. Viele der Erkenntnisse sind nun auf dem Weg zur Anwendung.
Über hundert Publikationen in zum Teil sehr renommierten Fachjournalen können die zwölf beteiligten Forschungsgruppen des NFP 63 «Stammzellen und regenerative Medizin» zu dessen Abschluss verzeichnen, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Montag mitteilte. Mehrere Gruppen seien bereits in Kontakt mit Biotech- und Pharmafirmen, um ihre Ergebnisse für Patienten nutzbar zu machen.
Stammzellen sind praktisch Alleskönner: Sie bringen die verschiedenen Zelltypen des Körpers hervor und stehen somit im Mittelpunkt der Bemühungen, Ersatzorgane und -gewebe im Labor zu züchten. Geraten sie jedoch ausser Kontrolle, könnten sie schlimmstenfalls auch Krebs verursachen.
Die Forschungsgruppen aus Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich beschäftigten sich mit unterschiedlichen Krankheiten, und welche Rolle Stammzellen bei ihrer Entstehung spielen, oder wie sie zu ihrer Heilung beitragen könnten.
Das Zellwachstum kontrollieren
Ein wichtiger Punkt für den Einsatz von Stammzellen in der Medizin ist, ihr Wachstum zu kontrollieren. Daher beschäftigten sich mehrere Gruppen mit der Regulierung dieser Zellen. Ohne funktionierende Kontrollmechanismen könnte im schlimmsten Fall aus einer Stammzelle ein Tumor entstehen.
Zwei Gruppen stellten zum Beispiel fest, dass dabei nicht nur die Stammzellen ein Risiko darstellen. Auch wenn eine Zelle sich schon teilweise spezialisiert hat und dabei ist, beispielsweise zu einer Blutzelle zu reifen, kann sie aus dem noch unreifen Zustand wieder in einen ursprünglicheren zurückfallen und sich zu einem Tumor entwickeln.
Neue Diabetes-Therapie und Knorpelersatz
Lassen sich Stammzellen kontrolliert und sicher einsetzen, bergen sie jedoch ein immenses Potential. So stellte die Gruppe von Pedro Herrera an der Universität Genf bei Studien an Mäusen fest, dass die Zellen der Bauchspeicheldrüse erstaunlich wandlungsfähig sind, wie der SNF in der Mitteilung schrieb.
Nach Verlust aller Insulin-produzierender Zellen der Bauchspeicheldrüse konnten diese wieder aus artverwandten Zellen neu entstehen. Dies könnte dereinst die Diabetes-Therapie beim Menschen revolutionieren: Statt Insulin zu spritzen, könnte man unter Umständen körpereigene Zellen dazu anregen, Insulin zu produzieren.
Auch der Ersatz einzelner Körperteile könnte dank Stammzellen möglich werden. Für Patienten mit Knorpelschäden am Knie, oder solche, die durch einen Unfall oder eine Krebserkrankung eine Ohrmuschel verloren haben, entwickelten Forschende von der ETH Zürich einen künstlichen Knorpelersatz. Mit körpereigenen Stammzellen kombiniert könnte er die Regeneration von Geweben unterstützen. (sda)