Die Entführung eines ägyptischen Passagierflugzeuges ist ohne Blutvergiessen beendet worden. Nach einem stundenlangen Nervenkrieg ergab sich der Entführer auf Zypern. Was ihn antrieb, blieb vorerst unklar.
Das Flugzeug der Gesellschaft Egyptair sollte am Dienstagmorgen von Alexandria nach Kairo fliegen. Der Entführer zwang die Piloten dannl, die Maschine nach Zypern zu fliegen und in der Hafenstadt Larnaka zu landen.
An Bord waren nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums 55 Passagiere - unter ihnen mehrere Ausländer - sowie 15 Besatzungsmitglieder. Zeitweise war von 81 Passagieren die Rede. Schon kurz nach der Landung in Zypern liess der Entführer einen Grossteil der vorwiegend ägyptischen Passagiere frei.
Kidnapper ergab sich
Ab Mittag waren noch drei Passagiere und vier Crewmitglieder in der Gewalt des Entführers. Vier von ihnen konnten die Maschine kurz vor der Aufgabe des Entführers verlassen - ein Mann kletterte dabei spektakulär aus einem Cockpitfenster und seilte sich von dort ab.
Sicherheitskräfte nahmen den Ägypter schliesslich nach sechsstündiger Geiselnahme fest. Der Mann verliess das Flugzeug und ging mit erhobenen Händen über die Piste in Richtung zweier Anti-Terror-Polizisten.
Nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums hatte der Mann mit der Detonation eines Sprengstoffgürtels gedroht. Nach dem Ende der Entführung wurde laut Polizei aber weder beim Entführer noch im Flugzeug Sprengstoff gefunden worden. Gemäss dem zyprischen Aussenminister Ioannis Kassoulides trug der Mann eine Bombenattrappe um den Bauch.
Kein terroristischer Hintergrund
Unklarheit herrschte bis zuletzt über die genauen Motive des Entführers. «Die Entführung hatte keinen terroristischen Hintergrund», sagte Zyperns Präsident Nikos Anastasiades im Fernsehen.
Der zyprische Regierungssprecher Nikos Christodoulides sagte: «In den ersten drei Stunden der Verhandlungen erklärte der Entführer, er wolle einen Umschlag mit einem Brief an seine Ex-Frau übergeben.» Dann habe er auch einige andere Forderungen gestellt. Diese habe er ebenfalls in seinem Brief niedergeschrieben. Erst nach dessen Übersetzung werde man mehr über die Motive des Mannes wissen.
Zyprischen Medien zufolge verlangte der Entführer ausser einem Gespräch mit seiner Ex-Frau - einer Zyprerin, mit der er gemeinsame Kinder habe - auch die Freilassung oppositioneller Frauen aus ägyptischen Gefängnissen.
Nach Angaben von Aussenminister Kassoulides forderte der Ägypter ferner die Betankung des Flugzeugs und einen anschliessenden Weiterflug nach Istanbul. «Wir haben dies ausgeschlossen. Dann hat er sich ergeben», sagte der Minister. (sda/dpa/reu/afp)