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Liebe Frau Freitag. Nach längerer, ergebnisloser Recherche in den Weiten des Internets und in den Köpfen anderer Menschen sind Sie meine letzte Hoffnung. 

Gewisse modische Tendenzen lohnen nicht vertieft zu werden.
Gewisse modische Tendenzen lohnen nicht vertieft zu werden.Bild: Kafi Freitag
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Liebe Frau Freitag. Nach längerer, ergebnisloser Recherche in den Weiten des Internets und in den Köpfen anderer Menschen sind Sie meine letzte Hoffnung. 

Warum haben Hemden die verschiedensten Muster, öfters auch Längsstreifen, manchmal sogar Blümchen und Tierchen, nie, aber wirklich nie Querstreifen? Die scheinbare Belanglosigkeit einer solchen Frage kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit einer Antwort eine der letzten Gesetzmässigkeiten der menschlichen Natur gelöst werden kann. In grosser Hoffnung, Robin, 23 
09.07.2014, 14:3509.07.2014, 15:45
Kafi Freitag
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Lieber Robin 

Ihre Recherche war nicht sorgfältig. Ich habe genau einen Suchbegriff bei Google eingegeben und dies hier gefunden. Was wieder einmal beweist, dass Männer nicht suchen können, aber danach hatten Sie mich ja nicht gefragt. Trotzdem gut, dass ich das mal ansprechen konnte.

Ihre Frage hat mich aber durchaus zum Lachen gebracht. Und zwar wegen einer Geschichte, die ich vor ein paar Jahren in Thailand erlebt hatte. Ich wollte dort für meinen damaligen Mann ein paar Hemden nach dem Muster seines Lieblingshemds schneidern lassen. Dafür hatte ich im grossartigsten Stoffgeschäft Zürichs, bei den unfreundlichsten Stoffverkäufern Zürichs, ein paar unglaublich schöne Stoffe gekauft. Darunter auch drei gestreifte. Mit diesem Stoffballen unter dem Arm bin ich damals von Zürich nach Thailand und dort weiter zum Schneider meines Vertrauens gespurtet und er hatte auch tatsächlich innert weniger Tage alle Hemden fertig genäht. Wie immer war alles wunderbar, bis auf die Tatsache, dass er die gestreiften Stoffe tatsächlich quer verarbeitet hatte und ich demzufolge drei quer gestreifte Hemden in Händen hielt. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, ihm zu sagen, wie er die Stoffe zu nähen hätte, weil ich – genau wie Sie – noch nie ein horizontal gestreiftes Hemd gesehen hatte. Bis zu jenem feuchtheissen Tag in der thailändischen Schneiderei. Verdutzt, wie ich war, zahlte ich und packte die Hemden ein, die danach nie das Tageslicht sahen und bald bei der Caritas landeten, weil es wirklich nur der vollkommenen Irritation diente, wenn man sie trug.

Falls Sie also jemals einem mutigen Herrn in einem besagten Hemd begegnen, dann muss es entweder der Schnittige von obigem Blog sein oder einer, der sich die Raritäten bei der Caritas unter den Nagel gerissen hat. Erst wollte ich noch die Möglichkeit eines Blinden erwähnen, aber dieser würde den Fehler ertasten und das Hemd liegen lassen. Das Problem von Querstreifen ist bekannt, sie ziehen in die Breite anstatt in die Länge. Und zeigen Sie mir den Mann, der seine Kleidung bewusst danach aussucht, kleiner und dicker auszusehen. Eine der letzten Gesetzmässigkeiten der menschlichen Natur ist die Tatsache, dass Männer möglichst etwas grösser wirken möchten, als sie es tatsächlich sind und ich bin froh, dass wir das so ganz nebenher klären konnten.

Ich muss aber zugeben, dass es vom richtigen Mann richtig getragen sehr schick aussehen kann. Allerdings sollte dieser es dann tunlichst vermeiden, das Jacket auszuziehen, weil ich glaube, man hält das wirklich nur auf einer kleinen Fläche aus und wird ob einem ganzen Hemd meschugge.

Mit liebem Gruss, Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.

Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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