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Klimaschutz verjährt nicht – diese Filme zum Thema auch nicht

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Klimakatastrophen werden immer häufiger. Der Klimawandel ist keine drohende Katastrophe, sondern bereits Realität.
Bild: 3sat
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Klimaschutz verjährt nicht – diese Filme zum Thema auch nicht

15.04.2022, 09:0421.06.2023, 09:54
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Contentpartnerschaft mit WWF
Dieser Blog ist eine Contentpartnerschaft mit WWF. Die Beiträge werden von der freischaffenden Journalistin Jennifer Zimmermann verfasst.

Man muss nicht perfekt sein, um das Klima zu schützen! In dem WWF-Motto findet sich auch Jennifer wieder. Sie lebt (meist) vegetarisch, duscht (zu) oft (zu) lange und wühlt zum Unbehagen mancher Familienmitglieder (fast) immer in den «Gratis zum Mitnehmen»-Kisten am Strassenrand. Als «Die Nachhalterin» schreibt sie für den WWF und hilft dir und sich selbst, den Weg zu einem nachhaltigeren Leben zu finden. Für weitere Panda-Tipps zur Nachhaltigkeit: wwf.ch/umwelttipps

Es handelt sich nicht um bezahlten Inhalt.

Wenn ihr wieder einmal in die Abgründe der Menschheit schauen und mehr über den Klimawandel und unsere Ausbeutung von Natur und Tieren erfahren wollt, empfehle ich euch diese (Dokumentar-)Filme.

Es ist keineswegs eine abschliessende oder Best-of-Liste, sondern eine Auswahl von Filmen, die unterschiedliche thematische Fokusse haben; manche sind auf Englisch, manche auf Deutsch, manche gratis, manche kostenpflichtig. Die Auswahl soll über die bekannten Filme wie Seaspiracy, Cowspiracy, I am Greta und Co. hinausgehen.

Ich hoffe, ihr mögt hinsehen. Starke Nerven werdet ihr brauchen. Als sanften, aber dennoch emotionalen Einstieg gibt's erst mal einen Zeichentrickfilm von Dr. Seuss.

1. The Lorax

Den ganzen Film könnt ihr hier schauen.Video: YouTube/jefronty

Dr. Seuss, mit richtigem Namen Theodor Seuss Geisel, ist im englischsprachigen Raum sehr bekannt und ein begnadeter Kinderbuchautor und Meister im Reimen. «The Lorax» schrieb er aus Wut, wie er selbst sagte, und es sei angeblich seine Lieblingsgeschichte.

In der Fabel geht es um die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt durch den Menschen. Ebenso wird an die Verantwortung aller appelliert, diese Zerstörung aufzuhalten: «Unless someone like you cares a whole awful lot, nothing is going to get better. It's not.»

Mehr als 50 Jahre ist die Fabel alt – und zeigte schon damals eines der grossen Umweltprobleme auf: Die Abholzung von Wäldern, die Verschmutzung von Luft und Boden zugunsten von profitgierigen Unternehmen. In diesem Fall wird aus Trüffelbäumen «Thneed», ein vielseitiges Kleidungsstück gestrickt – aber ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Happy End gibt es zum Glück trotzdem.

2. Im Hungerstreik – Wie weit gehen AktivistInnen für den Umweltschutz?

Hier kannst du die ganze Reportage schauen.Video: YouTube/SRF Dok

Hungern oder gar den Tod riskieren – und alles «nur» für das Klima? Die hier vorgestellten AktivistInnen tun genau das. Sie sehen keinen anderen Weg, um ihre Ziele zu erreichen: Der Klimanotstand soll ausgerufen und Sofortmassnahmen zum Stoppen der Erderwärmung ergriffen werden.

In dieser Reportage werden verschiedene Klima-Gruppierungen bei ihren Aktionen begleitet. Im Fokus steht unter anderem der 20-jährige Rumen Grabow. Er tritt zusammen mit sechs weiteren AktivistInnen in Berlin in den Hungerstreik. Es folgen: Durststreik, Ohnmacht (auch im übertragenen Sinne), Intensivstation – aber auch einiges an Medienaufmerksamkeit.

Der dreifache Familienvater Guillermo Fernandez geht auf dem Bundesplatz ebenfalls in den unbefristeten Hungerstreik. «Ich möchte, dass meine Kinder eine Zukunft haben – und dafür kämpfe ich», sagt er am neunten Tag seines Streiks. Er strahlt dabei so viel Lebensfreude und Entschlossenheit aus, dass man den Eindruck bekommt, seine Aktion sei das Natürlichste der Welt. «In einem Kampf sterben oft auch Menschen. Das gehört dazu.»

Haben sich die Hungerstreiks gelohnt? Haben die AktivistInnen ihre Ziele erreicht? Die Doku hinterlässt mich betroffen, beeindruckt und mit vielen (philosophischen) Fragen. Hier findest du ausserdem ein Q & A zur Reportage.

3. Die Natur und Wir – Eine Kunstgeschichte (3 Teile)

Trailer zur dreiteiligen Serie.Video: YouTube/Irgendwas mit ARTE und Kultur

Eine Doku, die einen Ansatz verfolgt, den ich so noch nie gesehen habe: Anhand von Kunst wird das wechselhafte Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Verlauf der Zeitgeschichte aufgezeigt.

Wie wurde und wird die Natur künstlerisch festgehalten, verehrt, betrachtet und was sagt das über unsere Beziehung zu ihr aus? Was bedeutet «Natur» überhaupt und ist der Mensch teil davon – oder war er das nur vor langer Zeit einmal?

Kunst vermittelt die Thematik für einmal auf andere, emotionalere Art und Weise als durch Statistiken oder Politik. Die ZuschauerInnen begeben sich auf eine Reise vom arktischen Norwegen über die Dschungel von Guatemala bis zur heiligen Stadt Varanasi in Indien. Immer auf der Suche nach Antworten, mitunter auf die Frage, wieso wir die Natur verehren und sie dennoch mehr und mehr zerstören.

4. More than Honey

Trailer zum Film.Video: YouTube/Films Boutique

Die Bestäubung von Pflanzen durch Bienen ist für uns überlebensnotwendig. Für mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel ist sie nötig.

«More than Honey» ist ein inhaltlich und visuell beeindruckender Dokumentarfilm des Schweizer Filmemachers Markus Imhoof. Mit Makroaufnahmen, Infrarot- und Radarbildern sowie Zeitraffer- und Satelliten-Aufnahmen tauchen wir ein in das faszinierende Leben der Bienen und der ganzen Industrie, die sich um sie gebildet hat.

Die Geschichte nimmt bei einem Imker in den Schweizer Bergen ihren Lauf. Weiter geht es in die USA, wo Bienen massenweise von Monokultur zu Monokultur transportiert werden, nach China, wo in manchen Regionen die Blüten bereits von Hand bestäubt werden müssen oder nach Österreich, wo eine Familie Königinnen züchtet und in die ganze Welt verschickt.

Der Film zeigt eine gelungene Mischung aus anschaulichen Beispielen, Interviews mit WissenschaftlerInnen und dem (Über-)Leben der Bienen.

5. Surviving Paradise: A Family Tale

Trailer zur Doku.Video: YouTube/Netflix
  • 2022 / Netflix

Eine klassische Tierdoku mit vielen eindrücklichen Luft-, Nah- und Unterwasseraufnahmen. Die ZuschauerInnen folgen während eines Jahres mitunter einer Familie von Löwen, Elefanten und afrikanischen Wildhunden auf ihrer Reise durch das Okovango Delta in Botswana.

Im Sommer wird das Delta mit 9 Billionen Litern Süsswasser geflutet. Es ist Regen, der vor vier Monaten im angolischen Hochland fiel und nun die Tiefebene zur grössten Oase der Erde macht.

Die Tiere durchleben aber ebenso die grösste Dürre seit Jahrzehnten. Der Film ist trotzdem (und für meinen Geschmack zum Glück) nicht zu brutal. So werden zum Beispiel keine Elefanten gezeigt, die im Wildfeuer umkommen. Die Herde vor dem Hintergrund des flammenden Infernos zu sehen, reicht aber aus, um sich dem Ausmass der Zerstörung und der Bedrohung durch den Klimawandel bewusst zu werden.

Die Doku zeigt eindrücklich und verständlich, wie Natur und Tierwelt voneinander abhängen und zusammenspielen. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Elefanten sind zum Beispiel die natürlichen Gärtner und sorgen ebenso wie Nilpferde dafür, dass die Wasserwege der Oase nicht verstopfen und sich das Wasser im ganzen Delta verbreiten kann.

Gegen Ende des Jahres wird das Paradies wieder zur Wüste und die Temperaturen steigen auf über 45 Grad. Die Trockenperioden werden immer heisser und dauern immer länger. Wie lange das wohl noch gutgehen wird?

6. Wirtschaft, die gut tut – Wie Unternehmen die Zukunft planen

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Bild: SRF

Immer mehr Unternehmen fragen sich: Geht grenzenloses Wachstum auf Dauer? Dieser Frage geht die Doku nach und stellt verschiedene Unternehmen vor, deren Antwort darauf klar «Nein» lautet.

Wir bekommen Einblick in eine deutsche Firma, die Badeliegen herstellt und beschlossen hat, nicht mehr zu wachsen. Seither geht es ihr besser. Ein weiteres Beispiel ist die Tourismusbranche, die typischerweise jährlich hohe Wachstumsraten verkündet. Ein Vier-Sterne-Hotel in Voralberg setzt aber auf eine andere Strategie. Ausserdem wird die Outdoor-Marke Patagonia vorgestellt, die seit Jahren auf Nachhaltigkeit, Upcycling und transparente Lieferketten setzt.

7. Anthropozän - Naturgewalt Mensch

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Menschenmeer in einem Vergnügungspark.Bild: 3sat

Im Jahr 2050 soll es um die 10 Milliarden Menschen geben. Wir sind eine Naturgewalt, auch wenn wir die Erde erst seit kurzem bevölkern. Die Veränderungen des Klimas und der Biosphäre, also überall dort, wo etwas lebt, sind markant und anders als die Veränderungen der vergangenen 12'000 Jahre. Die lange Periode der Stabilität wird Holozän genannt. Die nun eingeläutete Phase mit all ihrem Veränderungen wird als Anthropozän bezeichnet. Das Wort drückt aus, dass der Mensch zu einem «geologischen Faktor» geworden ist; wir befinden uns im «Erdzeitalter des Menschen».

Davon zeugt nicht zuletzt die sogenannte «Technosphäre». Damit sind die von Menschen hergestellten Dinge gemeint. Sie wiegen mittlerweile mehr als die Gesamtheit aller Tiere und Pflanzen. Statistisch gesehen lasten rund 50 Kilogramm Menschenwerk auf jedem Quadratmeter der Welt.

Der Film beleuchtet, wie wir wurden, was wir sind, was wir zu verlieren haben, aber auch, was wir bewahren können – sei das mit Aufforstungsprojekten, neuen Arten der Trinkwassergewinnung oder der Rückgewinnung von CO2 aus der Atmosphäre.

Ausserdem auf 3sat:

Die 3sat-Mediathek haut mich um, als ich nach Klima-relevanten Filmen, Reportagen und Newsberichten suche. Übersichtlich unterteilt in 18 verschiedene Rubriken, wie etwa «Natürlich CO2 senken», «Kultur trifft Klima», «Guten Ideen zum Klimaschutz» oder «Folgen des Klimawandels», kannst du zwischen etlichen Filmen auswählen.

8. Kinder der Klimakrise – 4 Mädchen, 3 Kontinente, 1 Mission

Hier den ganzen Film schauen. Video: YouTube/Irada Alpenfoehn
  • 2020 / u. a. auf ARD

Der Dokumentarfilm begleitet vier Mädchen aus Indien, Australien, Indonesien und dem Senegal. Sie sind zwischen 11 und 14 Jahre alt und haben täglich mit dem Klimawandel zu kämpfen. Sie erzählen von ihren Erfahrungen mit Wasserknappheit in Senegal, Verbrennung von Kohle und das Absterben des Great Barrier Reef in Australien, Luftverschmutzung in Indien und  Vermüllung durch Plastik in Indonesion.

So betrübend die Aussichten, so engagiert stellen sich die Mädchen den Problemen entgegen und lassen die ZuschauerInnen mit ihnen bangen, aber ebenso hoffen.

9. Earthlings

Trailer zum Film.Video: YouTube/einHerzfuerTiere

Die Doku berichtet über den Konsum von Fleisch und die Nutzhaltung von Tieren, sei das für Kleidung, Sport, Unterhaltung oder die Wissenschaft. Die damit einhergehende Umweltzerstörung thematisiert sie nicht. Da der Zusammenhang unbestritten ist, liste ich den Film auch auf.

Der Film ist mit Vorsicht zu «geniessen»: Die Bilder, die zum Teil mit versteckter Kamera gefilmt wurden, sind der Stoff für Albträume. Erzählt wird die Geschichte mit eindringlicher Stimme vom Schauspieler Joaquin Phoenix. Er soll über die Doku Folgendes gesagt haben: «Von allen Filmen, in denen ich mitgewirkt habe, ist dieser der, über den am meisten gesprochen wird. Jede Person, die Earthlings gesehen hat, wird drei weiteren Personen davon erzählen.»

Kritik erntete der Film unter anderem, weil er auf Schockmomente setzt und Vergleiche zum Holocaust gezogen werden. Dadurch rücke die gesellschaftlich wichtige Frage in den Hintergrund, inwiefern wir Tiere zu unserem eigenen Vorteil benutzen «dürfen», nur weil wir stärker sind.

Weitere Empfehlungen

Es gibt unendlich viele gute Filme zu den Themen Klimaschutz, Tierwelt und Tierwohl, Klimwandel und Co., sodass ich nicht nach den obigen zehn aufhören kann.

Ganz besonders gerührt haben mich alle Filme, für die David Attenborough die Sprecherrolle übernommen hat; darunter die achtteilige Serie Our Planet oder Breaking Boundaries. Ebenso rührend fand ich My Octopus Teacher, in dem es um die Schöhnheit der Unterwasserwelt und eine Freundschaft zwischen Mensch und Oktopus geht. Auf BBC Earth findest du etliche Filme über die Tierwelt und das Klima; darunter auch viele, die weniger als 30 Minuten lang sind.

Ebenso faszinierte mich der Dokumentarfilm Minimalism. Zum selben Thema machte auch SRF eine spannende Doku: Minimalistisch leben – Weniger ist mehr.

Bei Meltdown geht es um das Schmelzen der Gletscher, das in rasendem Tempo vor sich geht, und bei Brave Blue World um Wasserknappheit, aber ebenso um Innovationen weltweit, um Wasser zu gewinnen oder trinkbar zu machen.

Zurzeit besonders aktuell ist das Thema Weizen beziehungsweise deren Knappheit und die Folgen der Agrarpolitik auf das Klima. Diese Themen werden unter anderem in der ARTE-Doku: Weizen – Instrument der Macht und in dieser ZDF-Doku aufgegriffen.

Nach all den Empfehlungen sei natürlich aber auch gesagt: Vergesst bei all der Screentime nicht, ab und zu die Sonne und frische Luft zu geniessen – und pflanzt bei der Gelegenheit grad ein paar Pflanzen, wenn ihr Lust habt.

Welche Dokus, Serien und Filme könnt ihr empfehlen? Ab in die Kommentare damit!

So sieht es aus, wenn gegen 100'000 fürs Klima demonstrieren

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So sieht es aus, wenn gegen 100'000 fürs Klima demonstrieren
Gegen 100'000 Menschen strömten laut Organisatoren am Samstag nach Bern, um vor den Wahlen für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
quelle: jan hostettler / jan hostettler
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13 Kommentare
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    So viel verdient ein Schriftsteller in der Schweiz wirklich
    Nicolas Feuz, erfolgreicher Schriftsteller und Staatsanwalt aus der Westschweiz, beantwortet DIE Frage, die Leser ihm stellen – wenn sie sich denn trauen.

    Diese Frage wird Autorinnen und Autoren regelmässig gestellt: im Freundeskreis, auf Buchmessen, bei Signierstunden oder sogar noch häufiger bei Veranstaltungen in Bibliotheken, Mediatheken sowie in Schulen. Übrigens kommt diese Frage fast systematisch bei Events an Schulen auf – denn Kinder haben oft weniger Hemmungen als Erwachsene. Und es tut gut, offen darüber zu sprechen. Auf eine direkte Frage folgt schliesslich eine ehrliche – aber differenzierte – Antwort.

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