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12 Balkonpflanzen, die du jetzt setzen kannst – und die überleben

Aus Duftveilchen kannst du unter anderem Glace, Sirup oder Essig machen.
Aus Duftveilchen kannst du unter anderem Glace, Sirup oder Essig machen.bild: shutterstock
Nachhalterin

12 Balkonpflanzen, die du jetzt setzen kannst – und die überleben

Pflanzen erfreuen das Gemüt, Bienen, Wespen, Falter und Schmetterlinge. Viele der hier vorgestellten einheimischen Wildstauden kannst du ausserdem in der Küche verwenden.
01.04.2022, 08:2521.06.2023, 09:55
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Contentpartnerschaft mit WWF
Dieser Blog ist eine Contentpartnerschaft mit WWF. Die Beiträge werden von der freischaffenden Journalistin Jennifer Zimmermann verfasst.

Man muss nicht perfekt sein, um das Klima zu schützen! In dem WWF-Motto findet sich auch Jennifer wieder. Sie lebt (meist) vegetarisch, duscht (zu) oft (zu) lange und wühlt zum Unbehagen mancher Familienmitglieder (fast) immer in den «Gratis zum Mitnehmen»-Kisten am Strassenrand. Als «Die Nachhalterin» schreibt sie für den WWF und hilft dir und sich selbst, den Weg zu einem nachhaltigeren Leben zu finden. Für weitere Panda-Tipps zur Nachhaltigkeit: wwf.ch/umwelttipps

Es handelt sich nicht um bezahlten Inhalt.

Schon manche angeblich noch so robuste Pflanze musste bei mir daran glauben. Damit es dieses Jahr anders wird, habe ich mich von einem Gärtner beraten lassen. Er verriet mir nicht nur, welche Pflanzen am ehesten überleben, sondern auch, welche besonders gut für die Biodiversität sind.

Wichtig sei nicht unbedingt, wo man die Pflanzen kaufe, sondern, «dass das Saatgut aus der Schweiz kommt», erklärt Markus Neubauer. Das sei sehr wichtig für die Erhaltung der Biodiversität. Er muss es wissen; führt er doch seit 1989 die Biogärtnerei Neubauer. «Es geht beim heimischen (autochthonen) Saatgut vor allem darum, die einheimische Flora nicht zu verfälschen und für unsere Insekten eine passende Pollen- und Nektarquelle zu bieten. Manche Bienen ernähren sich zum Beispiel ausschliesslich von gewissen Pollen. Sind es die Falschen, sammeln sie diese gar nicht erst.» Führe man artfremde Pflanzen ein, könnten sich diese ausserdem auf Kosten der lokalen Flora ausbreiten oder mit lokalen Pflanzen einkreuzen.

Markus Neubauer empfiehlt, einheimische Wildstauden zu pflanzen. Sie sind nicht domestiziert, also nicht züchterisch bearbeitet. Dies im Gegensatz etwa zu Petunien oder Geranien. Sie blühen zwar bis in den Oktober hinein, haben aber keine Pollen. «Ihr Preis für die ewige Jugend ist, dass sie unfruchtbar sind», so Neubauer. Wildstauden mögen im Juni oder Juli verblüht sein, aber das sei der natürliche Lauf der Dinge.

Die folgenden Pflanzen kannst du ab sofort pflanzen, sie sind Überlebenskünstler und allfälliger Frost – die sogenannten «Eisheiligen» Mitte Mai – halten diese Generalisten gut aus. Viele kannst du ausserdem in der Küche verwenden und ich gebe euch gleich das ein oder andere Rezept mit auf den Weg.

4 Pflanzen für den Schatten

1. Waldmeister (Galium odoratum)

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  • Fun Fact: Soll früher als Mittel gegen dämonische Kräfte eingesetzt worden sein und ist mit der Kaffeepflanze verwandt.
  • Pflege: Mag es feucht und bevorzugt nährstoffreiche und kalkhaltige Böden; wächst unter anderem gut neben Duftveilchen.
  • Biodiversität: Futterpflanze für die Raupen verschiedener Nachtfalter
  • Verwendung: Sirup, zum Beispiel nach diesem Rezept. Daraus lässt sich dann die Waldmeister-Bowle machen, die man auch als Maibowle kennt.
Bereits im Mittelalter trank man den sogenannten Maiwein. Er sah aber wahrscheinlich nicht ganz so fancy aus.
Bereits im Mittelalter trank man den sogenannten Maiwein. Er sah aber wahrscheinlich nicht ganz so fancy aus.bild: shutterstock

Rezept für Waldmeister-Bowle

In einem grossen Bowleglas den Saft einer Zitrone, 100 ml Waldmeister-Sirup und 7 dl eines leichten Weissweins verrühren, eine Orangen- oder Zitronenschale und ein paar Blättchen Melisse hinzufügen und 30 Minuten ziehen lassen. Wenn gewünscht, mit Sekt aufspritzen und kalt geniessen.

2. Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus)

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  • Fun Fact: Die Samen der Pflanze können zu Mehl verarbeitet werden.
  • Pflege: Mässiger Wasserbedarf, nährstoffreiche und kalkhaltige Böden
  • Biodiversität: Wichtiger Pollenlieferant für Hummeln und verschiedene Bienen
  • Verwendung: Essbar, sehr eiweissreich. Erinnern an den Geschmack von jungen Erbsen. Triebe können zwischen Mai und Juni geerntet werden, Blätter, Blütenknospen und Blüten zwischen Juni und August und die Schoten zwischen Juli und August ernten. Achtung: Nicht zu viel aufs Mal essen, da sie sonst gesundheitliche Beschwerden hervorrufen können.

3. Duftveilchen (Viola odorata)

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  • Fun Fact: Veilchen symbolisieren Jugend, Hoffnung und Liebe. Ebenso stehen sie für Demut und Bescheidenheit, da sie im Verborgenen blühen.
  • Pflege: Mittlerer Wasserbedarf bei konstant feuchter Erde (Mischung aus Blumenerde und Lehmpulver); wächst unter anderem gut neben Waldmeister.
  • Biodiversität: Wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Hummeln
  • Verwendung: Glace, Sirup, Essig, Dekoration für Salat oder Dessert, Tee gegen Kopfschmerzen und Nervosität (1 EL Blüten und Blätter mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergiessen und 5 Minuten ziehen lassen) oder frische Veilchenblüten mit Orangenkonfitüre mischen (soll gegen Stress helfen)

4. Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum)

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  • Fun Fact: Unfruchtbare Frauen trugen im Mittelalter ein Amulett aus den Früchten und Wurzeln der Pflanze in der Hoffnung auf Nachwuchs.
  • Pflege: Langblühende, mehrjährige Staude; sehr widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen; kommt gut mit Trockenheit zurecht, sollte bei länger ausbleibenden Niederschlägen aber gewässert werden; wächst gut neben Grossen Buschwindröschen und der Ästigen Graslilie.
  • Biodiversität: Wertvolle Bienen- und Insektennahrung
  • Verwendung: Tee aus Blut-Storchschnabelkraut soll bei Entzündungen der Mundschleimhaut und bei Magenproblemen helfen. Dazu 1 EL des frischen oder getrockneten Krauts in einen Liter kaltes Wasser geben und zum Sieden bringen. Tee 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und geniessen.

Bonus: Petersilie

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Zwar keine einheimische Wildstaude, aber sie wächst ebenfalls gut im Schatten und man kann sie auch jetzt schon setzen (... aber ohne Gewähr). Sie mag viel und regelmässig Wasser. Wird sie einmal zu nass, nimmt sie einem das übel. Der Boden sollte idealerweise nährstoffreich und locker sein.

4 Pflanzen für den Halbschatten

1. Schlüsselblume (Primula veris)

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  • Fun Fact: Hat eine lange Geschichte als Heilpflanze; keltische Druiden sollen aus ihr Zaubertränke hergestellt haben. In Sagen wird sie oft als Schlüssel für geheimnisvolle Keller oder Schatzkammern verwendet.
  • Pflege: Sparsam giessen; ideal für humusreiche, kalkhaltige Lehm- und Tonböden; wächst gut neben Wiesen-Salbei und Wiesen-Margerite.
  • Biodiversität: Nektarlieferant für Hummeln und Schwebfliegen
  • Verwendung: Keine! In der Schweiz ist es verboten, Schlüsselblumen zu pflücken, da sie sehr selten geworden sind.

2. Kriechender Günsel (Ajuga reptans)

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  • Fun Fact: Eine alte Legende besagt, dass der Kriechende Günsel am besten zwischen Ende Mai und Anfang Juni in einer Neumondnacht kurz vor Sonnenaufgang gepflückt werden soll, damit die Heilpflanze ihre volle Wirkung entfaltet (sie soll u. a. beruhigend, schmerzstillend, entzündungshemmend wirken).
  • Pflege: Nur giessen, wenn es sehr trocken ist; normale Gartenerde
  • Biodiversität: Ein Fest für die Bienen
  • Verwendung: Blätter, Stängel und Blüten sind essbar und erinnern an bitteren Chicorée. Geeignet für Tees, Salat, gekocht in Gemüse-, Kartoffel- oder Eiergerichten oder auch passend zu süssen Früchten wie Zuckermelonen, Bananen oder Mangos. Am besten zwischen Mai und Juni ernten.

3. Grosse Buschwindröschen (Anemone Sylvestris)

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  • Fun Fact: Auch bekannt als Schneeglöggli, Osterblume oder Wind-Blüemli. Ihr Name «Anemone» leitet sich vom griechischen Wort für Wind (ánemos) ab. Früher glaubte man, ihre Blüten öffneten sich nur, wenn es windete.
  • Pflege: Mag es trocken und warm; am liebsten in kalk- und humusreicher sowie lockerer Erde; wächst gut neben dem Blut-Storchschnabel.
  • Biodiversität: Wichtige Futterweide für Bienen und Schmetterlinge
  • Verwendung: Achtung! Diese Pflanze ist für Menschen giftig.

4. Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora)

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  • Fun Fact: Die Alchemisten dachten, die Pflanze habe Zauberkräfte. Sie meinten, dass die bei Sonnenaufgang aufgefangenen Wassertröpfchen – auch als Tränen des Himmels gedeutet – die Schönheit und Fruchtbarkeit der Frau erhalten.
  • Pflege: Humus- und nährstoffreiche Böden
  • Biodiversität: Nahrung für Raupen und Nachtfalter
  • Verwendung: Soll gegen allerlei «Frauenleiden» helfen. Dazu im Sommer die Blätter ohne Stiel ernten, ganz oder zerschnitten auf einem Tuch ausbreiten und an einem möglichst schattigen Ort auf einem Tuch trocknen, um es dann als Tee zu verwenden. Dazu 3 bis 4 Teelöffel mit ca. 150 ml heissem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen. Als Tinktur auch gegen Akne geeignet. Die jungen, kleinen Blätter schmecken gut im Salat und die Blüten kannst du als Dekoration drüber streuen.

Bonus: Basilikum

Weltweit gibt es mehr als 70 Arten von Basilikum.
Weltweit gibt es mehr als 70 Arten von Basilikum. bild: shutterstock

Der Klassiker der italienschen Küche ist der Grüne Genoveser. Er ist ein rechtes Mimösli, der es immer gleich haben will, oder wie der Gärtner Markus Neubauer sagt: «Wenn ein kalter Wind kommt, kriegt er grad den Pfnüsel.» Wer es sich einfacher machen will, dem empfiehlt er die Arten African Blue oder African Green. Sie sind robuster, schärfer und salziger im Geschmack und die Bienen lieben ihn. Wichtig ist beim Basilikum, dass du ihn erst ab Mitte Mai setzt, wenn es sicher keinen Frost mehr gibt.

4 Pflanzen für die Sonne

1. Ästige Graslilie (Anthericum ramosum)

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  • Fun Fact: Winterhart (d. h. die Pflanze kann Schnee, Eis und Wind ohne Schutzmassnahmen überstehen); frostverträglich bis –17 °C.
  • Pflege: Verträgt längere Trockenheit gut; wächst gut auf mageren, kiesigen Orten und neben dem Blut-Storchschnabel, der Bergaster oder der rundblättrigen Glockenblume.
  • Biodiversität: Nektartlieferant für Käfer, Schwebfliegen, Wespen und Bienen; die Raupe des Eulenfalters ernährt sich von den Früchten.
  • Verwendung: Gut duftende Schnittblume

2. Bergaster (Aster amellus)

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  • Fun Fact: Winterthart und bis –28 °C frostverträglich; blüht zwischen August und September, manchmal bis in den Oktober hinein.
  • Pflege: Bevorzugt kalkhaltigen, nährstoffarmen und eher trockenen Boden; wächst gut neben der Ästigen Graslilie.
  • Biodiversität: Raupenfutter für verschiedene Schmetterlingsarten
  • Verwendung: Ist vielerorts vom Aussterben bedroht.

3. Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)

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  • Fun Fact: Es gibt etwa 300 verschiedene Arten von Glockenblumen.
  • Pflege: Durchlässige, kalk- und nährstoffarme Böden; wächst gut neben der Ästigen Graslilie.
  • Biodiversität: Wichtig für zahlreiche Wildbienenarten
  • Verwendung: Achtung! Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob und wie giftig Glockenblumen sind. Wie so oft, macht wohl die Menge das Gift.

4. Karthäuser Nelke (Dianthus carthusianorum)

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  • Fun Fact: Ist in vielen Klostergärten anzutreffen und hat möglicherweise daher ihren Namen.
  • Pflege: Durchlässige, kalkhaltige, nährstoffreiche Erde; mittlerer Wasserbedarf
  • Biodiversität: Blühen lange und mehrjährig; guter Nektarlieferant für verschiedene Falterarten wie den Zitronenfalter oder das Taubenschwänzchen sowie Nahrungsquelle für Schmetterlinge und Bienen
  • Verwendung: Mönche und Nonnen trugen den zerstampften Brei der Pflanze zur Linderung von Rheuma oder Muskelschmerzen auf die betroffene Körperstelle auf; wird auch als Tee verwendet und die Blüten können als Salat- oder Dessert-Deko dienen

Bonus: Lavendel

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Der französische Lavendel, der Klassiker aus der Provence, mag es hell und an der vollen Sonne. Damit er richtig glücklich ist, empfiehlt es sich, die Erde mit Kies abzumagern. Am besten pflanzt du ihn erst ab Mitte Mai. Die Blüten kannst du als Tee, Salatdekoration oder als Füllung für Duftkissen verwenden.

Und was kommt bei euch diesen Frühling auf den Balkon? (Und was überlebt meistens?)

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18 Kommentare
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In der Kommentarspalte wurde mehr Ehrlichkeit gewünscht. Euer Wunsch sei mir Befehl.

Ich habe es euch schon einmal gestehen müssen. Ich tu es wieder. Ich lese eure Kommentare. Nicht immer alle. Nicht immer sofort. Aber ich lese sie. Und ich nehme sie ernst. Wirklich. Sehr, sehr ernst. Ausser diejenigen, die ständig meine Absetzung verlangen. Leute, Leute, meint ihr, wenn diese Texte nicht gelesen würden, wäre das nicht schon längst passiert? Eben. Da müsst ihr durch. Da muss ich durch. Wir schaffen das. Gemeinsam!

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