Wenn jemand etwas hat, das mir gefällt oder ich nützlich finde, will ich das ebenfalls. So geht es vermutlich vielen. Kinder lernen das instinktiv. Das Spielzeug der anderen ist immer spannender als das eigene.
Zurück ins Erwachsenenalter: Bei vielen Dingen macht dieses Auch-Haben-Wollen durchaus Sinn. In meinem Fall zum Beispiel bei der praktischen Heizmatte, die ich mir abgeguckt habe. Im Winter hält sie mich immer mal wieder warm und ich muss meine Wohnung nicht auf 23 Grad heizen.
Oder eben bei Solaranlagen – genauer, Mini-Solaranlagen für den Balkon.
Jedenfalls begegne ich seit einiger Zeit überall neuen Solaranlagen und -panels.
Meine Eltern haben als Stockwerkeigentümer seit Neustem eine Anlage auf dem Dach, ein befreundetes Pärchen hat ein Mini-Kraftwerk auf das Gartenhäuschen im Schrebergarten montiert, meine Gartenkooperative denkt ebenfalls über eine Solaranlage nach und selbst meine 73-jährige Nachbarin hat sich vor Kurzem zwei dieser Panels ans Balkongeländer montieren lassen.
Und plötzlich ist er nicht mehr totzukriegen, dieser Gedanke:
Also klingle ich mit Bestechungs-Guetzli in der Tasche bei meiner Nachbarin. Ich will aus erster Hand wissen, was es über diese Dinger zu wissen gibt. Aber leider kann sie mir nicht viel erzählen. «Das hat alles meine Tochter für mich organisiert», sagt sie entschuldigend und drückt mir ihre Telefonnummer in die Hand.
Das war vor gut zwei Wochen. Inzwischen hab ich mit ihrer Tochter, nennen wir sie Claudia, gequatscht und bin einiges schlauer, was diese Stecker-Solaranlagen angeht.
Als Mieterin könnte ich eine Anlage bis 600 Watt Leistung ohne Bewilligung montieren, wobei die Regeln sich kantonal unterscheiden und teils einzelne Gemeinden eigene Regelungen haben. Was das angeht, habe ich Glück, und ich wohne auch nicht in einem denkmalgeschützten Haus.
Solche Stecker-Solaranlagen oder «Plug-and-play-Anlagen» sind saupraktisch! Sogar der Wechselrichter ist schon dabei. Aber für eine Anlage an meinem Balkongeländer brauche ich – und das leuchtet sofort ein – eine Aussensteckdose. Hab ich nicht. Ein Elektriker könnte eine einbauen. Aber zum einen kann ich das als Mieterin nicht einfach machen und zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob mein Vermieter die Steckdose finanzieren würde.
Wenn die Anlage richtig viel Energie erzeugen würde, könnte ich mich vielleicht aufraffen, um mit meinem Vermieter zu sprechen. Aber bei meiner Recherche bin ich auf die «Sonnendach»-Seite des Bundes gestossen. Dort erfährt man, wie es mit der Energieausbeute auf dem Dach und an der Fassade des eigenen Hauses aussieht.
Ich gebe dort also meine Adresse ein und erfahre, dass die Balkonseite unseres Hauses kaum Ausbeute bringt. Unser Dach hingegen wäre gut geeignet, nur kann ich da als Mieterin nicht mitreden.
Also gebe ich einfach mal ein paar Adressen von Bekannten ein. Und siehe da, bei meinem Partner würde sich die Fassade gegen Süden «gut» eignen für eine Stecker-Anlage, heisst es – und er hat auch eine Aussensteckdose.
Als wir kürzlich wieder einen faulen Sonntag auf dem Sofa verbracht haben, sag ich zu ihm: «Schatz, das wär doch was für dich?» Da er ein Technik-Nerd ist, brauche ich nicht einmal Überredungsgeschick. Eine eigene Solaranlage inklusive App, die ihm jederzeit Stromproduktion und -verbrauch anzeigt? Für ihn ist das wie Weihnachten.
Da wir beide oft im Homeoffice arbeiten und den Strom entsprechend tagsüber beziehen, könnten wir viel Energie direkt verbrauchen, statt sie für wenig Entgelt ins Netz einzuspeisen. Meine bessere Hälfte meint ja, so könnten wir garantiert mehr als 20 Prozent unseres Verbrauchs decken übers Jahr. «Vielleicht sogar 30», mutmasst er ganz optimistisch. «Die Anlage hätten wir nach etwa 8 Jahren amortisiert und würden danach jedes Jahr 100 bis 150 Franken sparen.»
Soweit ich weiss, halten sich diese Dinger heutzutage mindestens 20 Jahre, wenn man beim Kauf auf die Qualität achtet. Das ergäbe also einen anständigen Betrag. Und wer weiss, wie hoch der Strompreis in ein paar Jahren ist.
Auf jeden Fall wollen wir demnächst mit seinem Vermieter über unsere Optionen sprechen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Stecker-Solaranlagen gemacht? Worauf sollen wir achten und wie viel Strom holt ihr da tatsächlich raus?