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Salvini nimmt den Tod der Flüchtlinge in Kauf, und der Papst schweigt

Pope Francis arrives to celebrate a Mass during his visit to the island of Lampedusa, southern Italy, Monday July 8, 2013. Pope Francis traveled Monday to the tiny Sicilian island of Lampedusa to pray ...
Papst Franziskus beim Besuch von Flüchtlingen in Lampedusa.Bild: keystone
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Salvini nimmt den Tod der Flüchtlinge in Kauf – und der Papst hüllt sich in Schweigen

12.08.2019, 08:44
Hugo Stamm
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Europa ist innerhalb weniger Jahre zum Tollhaus geworden. Kriege im Nahen Osten, politische Spannungen und Elend auf dem afrikanischen Kontinent lösten Flüchtlingsströme aus, die Europa umgepflügt haben. Und die christliche Moral und Ethik weggespült.

«Trendsetter» dieser amoralischen Entwicklung ist ausgerechnet Italien, der Schoss der katholischen Kirche. Den jüngsten Coup landete dieser Tage der italienische Senat, der kurz vor den Ferien auf Druck von Innenminister Salvini ein irrwitziges Gesetz durchgewunken hat. Ein Gesetz, das die Todesrate im Mittelmeer weiter ansteigen lässt.

epa07554105 Interior Minister Matteo Salvini poses for a 'selfie' with his supporters on the occasion of an election rally in Giussano, northern Italy, 07 May 2019. Salvini has defended prob ...
Populist Matteo Salvini liebt das Bad in der Menge.Bild: keystone

Das Machwerk verlangt von den Behörden, Seenotretter mit einer Strafe von bis zu einer Million Euro zu belegen, wenn sie ohne Erlaubnis einen italienischen Hafen anlaufen. Ausserdem müssen die Kapitänin oder der Kapitän inflagranti verhaftet werden. Weiter kann das Schiff konfisziert und verkauft werden.

Innenminister Salvini und seinen Vasallen – zu denen auch Abgeordnete der Cinque Stelle gehören – kümmert es nicht, ob das Gesetz möglicherweise die Verfassung oder das internationale Seerecht tangiert.

Hauptsache, der Zampano hat den Applaus eines Grossteils der Bevölkerung. Die unmenschliche Politaktion wird ihm helfen, bei den angestrebten Neuwahlen einen erdrutschartigen Sieg einzufahren.

Papst Franziskus bei einem Besuch in Lesbos 2016: Damals wehrte er sich noch für die Flüchtlinge.Video: YouTube/World Of TV 2.0

Da fragt sich, wo das kollektive christliche Gewissen geblieben ist. Einzelne Aufschreie besonnener Italiener verhallen im tosenden Applaus für Salvini. Vor allem aber: Wo bleibt der Aufschrei von Papst Franziskus? Wo bleibt seine Anmahnung der christlichen Barmerzigkeit und Nächstenliebe?

Nur zu gut erinnern wir uns an die vielen Appelle des Pontifex zu Gunsten der weltweiten Flüchtlinge. Wie oft hat er für sie gebetet. Wie oft hat er die Politiker und Gläubigen beschworen, das Elend dieser leidenden Menschen zu beenden.

Hat der Papst Angst vor dem Imageverlust?

Doch jetzt, wenn sich das Drama vor seiner Haustüre zuspitzt? Das Schweigen hat wohl einen einfachen Grund: 80 Prozent der Italiener sind katholisch. Auch die Mehrheit der Abgeordneten. Franziskus hat Angst, den Zorn eines grossen Teils der italienischen Bevölkerung auf sich zu laden, der Salvini zujubelt. Angst um seinen Ruf.

Das italienische Phänomen lässt sich auch in den USA beobachten. Dort grassiert es auch bei den Musterchristen, den Frommen aus Freikirchen. Rund 80 Prozent wählten bekanntlich Donald Trump. Einen Mann also, der Frauen verachtet, Flüchtlinge verhöhnt, Hispanos mit Tieren vergleicht, lügt, Verschwörungstheorien verbreitet und rassistische Ideen absondert. Und alles deutet darauf hin, dass sie ihn wieder wählen werden.

Damares Regina Alves, Minister of Women, Family and Human Rights of Brazil, adresses her statement, during the High-Level Segment of the 40th session of the Human Rights Council, at the European headq ...
Die brasilianische Ministerin Damares Alves ist Chefideologin von Jair Bolsonaro.Bild: KEYSTONE

Ähnlich verhält es sich in Brasilien, wo christliche Kreise stramm hinter Präsident Bolsonaro stehen. So avancierte die evangelikale Pastorin Damares Alves zur Chefideologin des Machos und führt nun einen Kreuzzug für radikale religiöse, rechtsnationale und erzkonservative Werte.

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Sie ist als Ministerin zuständig für «Frauen, Familie und Menschenrechte» und kämpft für ein Brasilien ohne Abtreibungen, gegen den Feminismus und die angebliche Gender-Ideologie.

Bei ihrem Amtsantritt gab sie den Tarif durch und verkündete: «Ab jetzt tragen die Jungen wieder Hellblau und die Mädchen Rosa!»

Am Sonntag die Kirchenbank drücken, für die Armen beten und die christliche Barmherzigkeit beschwören, um danach rechtsradikale Narzissten zu wählen, die Flüchtlinge verfolgen, ist für viele Christen heute kein Widerspruch mehr.

Wenn sie sich wenigstens Jesus als Vorbild nehmen würden.

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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236 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FITO
10.08.2019 08:13registriert April 2019
Das eine hat das andere noch nie ausgeschlossen.
Salvini nimmt den Tod der Flüchtlinge in Kauf – und der Papst hüllt sich in Schweigen
Das eine hat das andere noch nie ausgeschlossen.
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Ale Ice
10.08.2019 08:19registriert November 2017
Der vermutlich gute Mensch Jesus als Vorbild von Mitgefühl und Nächstenliebe hat sich kaum jemals wirklich durchgesetzt.

Triebfeder des Christentums scheinen seit jeher persönliche Machtgelüste von Kirchenvertretern zu sein.

Das Schweigen des Papstes bestätigt einmal mehr, was offensichtlich ist: Es geht nicht um Nächstenliebe. Es geht um Macht.
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HugiHans
10.08.2019 08:37registriert Juli 2018
Die Trennung von Kirche und Staat ist korrekt und wichtig. Damit hat sich der Papst nicht zur Politik von Salvini zu äussern, unabhängig davon ob einem das Handeln von Salvini (oder des Papstes) gefällt oder nicht.
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Wanda, die Wonderwoman, die 1 an der Waffel hat
Zu den Dingen, auf die ich so gar nicht stehe, gehören Pärli-Dinner-Dates. Neulich muss ich mal wieder antraben. Und lerne eine Frau kennen, die alles kann. Ausser nett sein.

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