Lara ist weg. Nun so richtig. Weg-weg. Wir haben uns noch einmal getroffen, ich erspare euch die Details, es war ein Desaster. Vorwürfe ihrerseits, Verwirrung meinerseits, noch mehr Vorwürfe ihrerseits, noch mehr Verwirrung meinerseits. Hanna hat ihre Nummer am nächsten Tag eigenhändig löschen wollen, weil sie Angst hat, dass ich «schwach werde», was ich aber natürlich übergriffig fand und, Leute, ich kann mich ja wohl noch beherrschen.
Heute. Heute kann ich das. Früher war das anders. Aber nicht, wenn es darum ging, sich bei einer Frau zu melden. Aber dazu gleich.
Ich sag's, wie's ist: Lara weg = Libido weg.
Ich bezweifle, dass man als Mann von der Libido spricht. Hab jedenfalls noch nie einen Kumpel von seiner Libido reden hören. Aber zweimal L, Lara, Libido, you know, ich bin ja hier immer noch als Wortkünstler gebucht.
Mimimi, Wortkünstler? Du?! Lern endlich richtig schreiben! Mimimi, Ben macht zu lange Sätze, Mimimi, setzt nur Kommas, keine Punkte und hat dabei nicht mal Sex, der Looser.
Motzt ruhig. Ihr habt auch absolut recht, wenn ihr beklagt, dass in dieser Kolumne über Sex und Sexting und Dating geschrieben werden müsste. Aber ich müsste das Skript einer Rom-Com hier rein kopieren oder einen Porno nacherzählen, irgendwie sowas, wenn ihr mich zwingt, von Sex oder Dates oder sonstigem Liebeskram zu erzählen. Denn in meinem Leben passiert in diesem Bereich zur Zeit nichts. Und mit nichts meine ich nichts.
Es ist nicht so, dass ich leide, dass es so ist. Es erstaunt mich eher.
Hanna fand, das gäbe es doch immer mal wieder. Sei doch nicht so aussergewöhnlich. Stress bei der Arbeit, Nervosität wegen Prüfungen, zu lange gefeiert und nun verkatert. Trennungsschmerz. Man hätte doch manchmal einfach keine Lust. Auf nichts.
Leute, bisher hatte ich in den von Hanna genannten Phasen gerade das Gegenteil von «keine Lust». Stress musste abgebaut werden, wenn nicht zu zweit, dann eben alleine. Hangoverhorny kennt doch jeder?! Man ist völlig matsch, alles tut weh, der Kopf hämmert, aber man ist horny as hell. Okay, wie es ist nach einer Trennung, kann ich nicht wirklich sagen, da habe ich ja nicht Riesenerfahrung. Aber die paar Mal, die ich eine Trennung hatte, hatte das keinerlei Auswirkungen auf meinen Testosteronspiegel.
Manchmal wünscht man sich ja, dass es Auswirkungen hätte. Als Mann kann es ja mitunter anstrengend sein, Testosteron im Körper zu haben. Vor allem, wenn man jünger ist. Du müsstest auf die Matur lernen, aber du schaffst kein Kapitel, ohne das Gefühl zu haben, du platzt gleich. Völlig egal, wo du bist, im Bus, in der Migros, mit deinen Eltern in einem schicken Restaurant, wenn ein Kleid zu kurz ist oder der Bus zu bumpy fährt oder auch wenn rein gar nichts passiert: Es kann immer etwas passieren.
Zum Glück ändert sich das mit den Jahren. Zum Glück kehrt etwas Ruhe ein! Wie anstrengend wäre das Leben, würde man ewig ein 14-jähriger männlicher Teenager bleiben!
Ein Kumpel meinte, ich brauche einen guten Rebound-F*ck, dann sei ich wieder am Start. Das sei wie ein Reset-Button. Das würde mich wieder auf Kurs bringen.
Er hat mir ein Profil auf Tinder aufgesetzt und zwei Bier lang sehr zufrieden auf meinem Handy rumgewischt, Klassiker, Männer, die schon lange in Beziehung sind, finden Datingapps das absolut Spannendste, dann gab er mir stolz das Handy zurück: «Er» hatte vier Matches.
Habe ich die App seither je wieder geöffnet und diesen Frauen geschrieben?
Ihr kennt die Antwort.
So long,
Ben
Warum lässt du das vermeintlich spannendste weg? Ich mag Desaster....vor allem wenn es mal Ausnahmsweise nicht mich betrifft.