
Der Pionier im Bereich der Elektro-SUVs erfindet sich neu.Image: AUDI AG
Watts on
Der 2019 lancierte und kurz unter dem Namen «e-tron» bekannte erste vollelektrische Audi hat im Sommer 2023 ein Update erhalten. Dabei hat er das Präfix Q8, eine – sehr – grosse Batterie und ein überarbeitetes Fahrwerk erhalten. Ist das genug?
03.09.2024, 10:0103.09.2024, 10:01
Die batteriebetriebene Familie des Audi e-tron, des 2019 eingeführten Pioniers bei den Elektro-SUVs, hat in fünf Jahren durch die Modelle e-tron GT, Q4 e-tron und jüngst den Q6 e-tron und den A6 e-tron Zuwachs bekommen.

Der Q8 e-tron steht an der Spitze der Elektro-SUV-Palette.Image: AUDI AG
In diesem Zeitraum ist auch die Konkurrenz stärker geworden, wodurch auch der Wettbewerb im Elektrofahrzeugmarkt zugenommen hat. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss man immer wieder Neues bieten, und zwar auf allen Ebenen.
Eine Veränderung zum Besseren?
Zu den Änderungen gehört der neue Name. Der Audi e-tron wird zum Q8 e-tron, was seinen Status als Premiummodell unter den Elektro-SUVs des Herstellers zum Ausdruck bringt. Bei der Ästhetik sind die Änderungen – wie dies beim deutschen Hersteller häufig der Fall ist – subtil: Die Neuerungen betreffen im Wesentlichen die Vorderseite mit einem grösseren Logo und ein LED-Band, das die beiden Scheinwerfer verbindet.

Die Vorderseite umfasst ein neues Leuchtband.Image: AUDI AG
Das Ingenieurteam hat vor allem an der Aerodynamik gearbeitet. So gibt es beim Q8 e-tron elektrisch betätigte Jalousien innerhalb des Grills sowie einen steuerbaren Kühllufteinlass am Stossfänger, um den Luftwiderstand zu reduzieren, was eine Verringerung des Verbrauchs zur Folge hat.

Mehr Effizienz bei der Aerodynamik.Image: AUDI AG
Die Batteriekapazität wurde erhöht, von 64 und 86 kWh auf 89 und 106 kWh, wodurch der von uns getestete Q8 e-tron 55 eine Reichweite von 571 km erbringen kann, was einen Anstieg von mehr als 30 % im Vergleich zur Vorgängergeneration bedeutet. Auch das Laden geht schneller, denn das Auto verträgt eine Ladeleistung von bis zu 170 kW.

Das überarbeitete Fahrwerk verbessert die Wendigkeit.Image: AUDI AG
Um das stolze Leergewicht des Fahrzeugs von nahezu 2,6 Tonnen auszugleichen, wurde das Fahrwerk mit sportlicherer Federung, festeren Stabilisatoren und einer direkteren Lenkung optimiert.
Altbewährtes währt am längsten
Das Interieur des Q8 e-tron bildet nahezu einen Kontrast zu seiner Modernität bei Ausstattung und Funktionalität. Während die Tendenz in Richtung mehrerer grosser Bildschirme geht, bleibt Audi seinem Virtual Cockpit in Verbindung mit einem Head-up-Display auf Fahrerseite sowie einem zentralen 12-Zoll-Display für die Schnittstelle mit dem Infotainmentsystem MMI treu. Die einzige Neuerung ist ein drittes Bedienelement für die Klimaanlage am Boden der Mittelkonsole. Über die Ergonomie von Letzterem lässt sich streiten, da der Blick für die Bedienung oft lange von der Strasse abgewendet werden muss.

Das Cockpit beinhaltet moderne Funktionen, aber sein Design wurde nicht weiterentwickelt.Image: AUDI AG
Auch die Qualität der Materialien ist enttäuschend, einige Kunststoffe wirken neben hochwertigeren Ausführungen aus Leder, Alcantara oder Carbonfaser wenig edel. Einige Anpassungen bei den Übergängen, zum Beispiel zwischen dem Türpaneel und dem Armaturenbrett könnten verbessert werden. Bei diesem Preisniveau und dieser Klasse darf man anspruchsvoll sein, besonders, wenn die Konkurrenz es zum gleichen Preis besser macht oder günstiger anbietet.

Hinten ist genug Platz für 3 Personen.Image: AUDI AG
Die virtuellen Aussenspiegel mit Kamera wirken zwar futuristisch, die Einstellung ist jedoch zeitaufwendig. Die Integration von Visualisierungsbildschirmen in die Türpaneele ist nicht ideal, da man den Blick senken muss, um das Bild zu sehen, das häufig durch die Hand am Lenkrad verdeckt ist. Ausserdem wird die Entfernungswahrnehmung verzerrt und es kann zu störenden Spiegelungen kommen. Es wäre sinnvoller, statt dieser Option für CHF 1700.– Matrix-LED-Scheinwerfer einzusetzen, die immer häufiger zur Serienausstattung der Konkurrenz gehören.

Die virtuellen Aussenspiegel sind zwar futuristisch, jedoch wenig praktisch.Image: AUDI AG
Trotz seiner Schwachstellen bietet der Q8 e-tron durch seinen Radstand von 2,9 Metern einen grosszügigen Innenraum, in dem fünf Person bequem Platz nehmen können. Der Heckkofferraum ist mit 569 bis 1637 Litern einer der geräumigsten der Kategorie und im kleinen Kofferraum mit etwa 60 Litern unter der Motorhaube kann das Ladekabel verstaut werden. Gut durchdacht!

Der Q8 e-tron bietet einen der geräumigsten Kofferräume in der Kategorie.Image: AUDI AG
Komfort und Dynamik
Auf der Strasse bietet der Audi Q8 e-tron 55 ein Fahrvergnügen auf hohem Niveau. Geräusche werden effektiv gefiltert, die pneumatische Dämpfung ist grossartig. Die Dynamik und die Wendigkeit machen dank der zuvor erwähnten Verbesserungen beim Fahrwerk einen Sprung nach vorne. Die Karosseriebewegungen sind kontrollierter, die Lenkung ist präziser.

Der Q8 e-tron punktet hinsichtlich Komfort und Leistung und bietet somit viel Fahrvergnügen.Image: AUDI AG
Die 408 PS und 664 Nm Drehmoment kommen erstaunlich gut mit dem beachtlichen Gewicht des SUVs zurecht und das Fahrzeug schafft es in 5,6 s von 0 auf 100 km/h. Die Beschleunigung ist kräftig, aber progressiv, was sich positiv auf den Komfort der Reisenden auswirkt. Hervorzuheben ist die sehr gute Handhabung der Beschleunigung, mit einem differenzierten Mapping gemäss dem gewählten Fahrmodus (Efficiency, Comfort, Dynamic, Offroad) und einer perfekt abgestimmten Reaktion. Das Bild wäre quasi perfekt, wenn die Rekuperationsbremse in der höchsten ihrer drei Stufen ausgeprägter wäre, um eine Annäherung an einen One-Pedal-Fahrmodus zu ermöglichen.
Hoher Verbrauch
Mit über 2,5 Tonnen auf der Waage und seiner hohen Leistungsstärke muss der Q8 e-tron recht häufig geladen werden. Die angekündigten 571 km Reichweite bleiben eine Illusion, obwohl wir uns diesen dank einer geruhsamen Fahrweise im Efficiency-Modus mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 19,5 kWh/100 km (oder ungefähr 550 km) annähern konnten.

Die versprochenen 571 km Reichweite sind bei einer sanften Fahrweise erreichbar.Image: AUDI AG
Im Alltag ist es schwierig, die 23 bis 25 kWh/100 km zu unterschreiten, ein Wert, der vor fünf Jahren noch recht positiv wahrgenommen wurde, heute jedoch als überhöht gilt. Die Testfahrt mit dem entsprechenden Modell der Vorgängergeneration führte zu einem Verbrauch von 26,9 kWh/100 km. Fortschritte sind dennoch erkennbar. Mit der grossen 106-kWh-Batterie, dank der man mit 450 bis 460 km Reichweite rechnen kann, bei normaler Fahrweise und milden Aussentemperaturen.

Der Q8 e-tron hat zwar einen geringeren Verbrauch, dieser ist aber dennoch hoch.Image: AUDI AG
Auch wenn die Bilanz zu dieser Testfahrt etwas enttäuschend ausfallen mag, ist der Audi Q8 e-tron bei Weitem kein schlechtes Auto. Er bleibt ein grossartiges Fahrzeug, komfortabel und leistungsstark. Die Verbesserungen bei dieser zweiten Generation sind zwar rettend, können jedoch nicht die Lücken einer veralteten Konzeption ausgleichen. Fünf Jahre sind gewiss nicht viel, aber eine Ewigkeit in einem Segment der Automobilbranche, das immer mehr auf Hightech setzt und sich in Überschallgeschwindigkeit zu entwickeln scheint.

Image: AUDI AG
Der einstige Pionier Q8 e-tron, der seine Anfänge in Erinnerung ruft, befindet sich heute im mittleren Bereich, auch aufgrund des recht hohen Preises: ab 88 150.– für den Q8 50 (340 PS), 101 300.– für den Q8 55 aus unserer Testfahrt oder 110 300.– für den SQ8 und seine 503 PS. Und die Lancierung des kleinen Bruders Q6 e-tron, der günstiger und kaum kleiner, dafür aber mit einer Plattform der Spitzentechnologie und effizient könnte ihm schnell die Show stehlen...

Image: zvg
Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Auto-Fan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der «Revue Automobile». Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
Wir erleben immer öfter trockene Wetterperioden mit hohen Temperaturen. Gehört deshalb eine automatische Bewässerung in jeden Garten und auf jeden Balkon? Oder ist das eine unnötige Investition, die nur Wasser verschwendet?
Auf dem Balkon oder der Terrasse ist eine automatische Bewässerung eine sinnvolle Investition. Pflanzen in Gefässen sind auf regelmässiges Giessen angewiesen. Eine zeitgesteuerte Tröpfchenbewässerung spart Wasser, reduziert den Aufwand und versorgt die Pflanzen gezielt.