Ich bin ein Lügner … und habe mich damit arrangiert. Obwohl ich mir vor langer Zeit mal vorgenommen habe, meine Kinder nie anzulügen, mache ich es jeden Tag.
Um mich abzugrenzen.
Weil mir nichts Besseres einfällt.
Weil ich müde bin.
Mit anderen Eltern darüber reden, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Stattdessen hört man bei Besuchen bekannte Floskeln und denkt sich «Aha, die Lüge benutzen die also auch.»
Zeit, darüber mal zu reden. Deshalb hier eine Liste von 8 Lügen, die ich so, oder so ähnlich, ständig höre und selbst benutze, und ihre Bedeutung:
Doch! In den Stunden, in denen ihr schlaft und eure Eltern noch wach sind, besprechen sie den Tag, machen blöde Witze, lästern über euch, essen mehrere Tafeln Schokolade, vögeln was das Zeug hält und gucken eine Folge ihrer Lieblingsserie nach der anderen … Wenn es ein guter Tag ist.
Ja stimmt, manchmal arbeiten wir tatsächlich daran. Ansonsten stöbern wir auf eBay Kleinanzeigen, schauen uns Katzenbilder oder Aufreger in sozialen Netzwerken an und gucken YouTube – besonders, wenn wir eigentlich arbeiten müssten.
Gut, ihr habt uns erwischt: Wir streiten. Vielleicht sogar so, wie sich die Eltern von euren Freunden vor ein paar Monaten gestritten haben. Ihr wisst schon, die, die sich gerade getrennt haben.
Stehrümchen aus dem Billig-Shop? Den sackschweren, selbstrollenden Plastikball, der auch noch Geräusche macht? Den haben wir bei Freunden liegen lassen, die uns noch einen grossen Gefallen schuldeten. Haha!
Das 12. Bild von etwas, dass das Kind «Baum» nennt – suuuuuper. Wo sollen wir das nur alles aufbewahren?!
Nein Kind, es geht mir nicht gut. Ich versuche ja authentisch in meinen Gefühlen zu sein und dir halbwegs ehrlich zu sagen, wie ich drauf bin. Aber wie oft unsere Familie kurz vor der Pleite steht, ich keinen Sex habe, obwohl ich dringend welchen bräuchte, mein Rücken schmerzt und ich Oma helfen muss, weil sie echt am Ende ist, willst du wirklich nicht wissen.
Um deine Handy-Playliste??!! Darum, für dich einen Sportkurs zu belegen, den du eh nur 2 Mal besuchst? Nee. Einfach nee. Also gut: Ich weiss, dass dir das wichtig ist, aber ich habe 1000 andere Sachen im Kopf. Irgendwann mach ich das. Demnächst. Bald vielleicht.
Überall Krieg, Flüchtlingsheime brennen, Steuernachzahlung, das Auto macht schlapp, marodes Bildungssystem, der Partner treibt einen zur Weissglut, Krebsfälle in der Familie. Es besteht tatsächlich kein Grund zur Sorge. Es besteht Grund zur PANIK. Aber Pssscht!