Obschon die meisten von uns bereits im Primarschulalter ihre ersten Vorträge halten und auch später im Studium und im Job ab und an vor Menschen sprechen müssen – richtig wohl fühlen sich viele damit nicht. Anders geht es Hugo Bigi. Der Kommunikationsexperte, HWZ-Dozent und Fachreferent für Kommunikation und Medien moderiert seit vielen Jahren die preisgekrönte TV-Interviewsendung TalkTäglich auf TeleZüri und weiss genau, was zu einem gelungenen Auftritt gehört.
Die meisten Menschen schreiben, damit ihr Text gelesen wird. Um eine knackige Vortragsgrundlage zu verfassen, ist das allerdings die falsche Herangehensweise. Denn ein Lesestück ist in der Regel komplizierter, verschachtelter und komplexer formuliert als ein Sprechtext. Es lohnt sich deshalb, die wesentlichen Inhalte erst einmal laut aufzusagen und sich dann Notizen davon zu machen.
Wer seine wohlformulierten Sätze ausdruckt und als Vortragsnotiz mitnimmt, riskiert, vom Sprech- in den Lesemodus zu fallen. Das ist für das Publikum nicht nur langweilig, sondern birgt auch die Gefahr, schnell den Faden zu verlieren. Es ist deshalb sinnvoll, den geschriebenen Sprechtext auf eine Kurzfassung oder – noch besser – einige wenige Stichworte herunterzubrechen, die man dann auf Notizkarten schreibt. Es muss sich dabei um Triggerwörter handeln, die die richtigen Gedanken in einem auslösen und einem im Falle eines Blackouts dabei helfen, wieder einen Einstieg zu finden.
Wer sich auf eine Präsentation vorbereitet, sollte das möglichst realitätsgetreu tun. Das heisst: aufrecht stehen, laut sprechen, den Text mit der Körpersprache synchronisieren, ihn verkörpern. Und: üben, üben, üben. «Reden lernt man nur durch reden», erklärt Bigi.
Vor Menschen zu sprechen ist für viele eine Ausnahmesituation. Adrenalin fliesst durch den Körper, man ist aufgeregt. Obschon diese Nervosität mit zunehmender Erfahrung abnimmt, ist selbst Hugo Bigi sie nie gänzlich losgeworden. «Ein wenig Lampenfieber gehört dazu», sagt er und rät deshalb, die Aufregung als Teil des Prozesses zu akzeptieren.
Nicht jeder Kurzvortrag profitiert von einer visuellen Ergänzung. Eine PowerPoint-Präsentation soll ein Hilfsmittel sein, um das Gesprochene zu unterstützen. Es empfiehlt sich deshalb, nach passenden Illustrationen, Bildern, Grafiken oder Schlagworten zu suchen, die einem besseren Verständnis dienen und das gesprochene Wort ergänzen. Die Person steht im Mittelpunkt – nicht die Präsentation.
Selbst bei einem packenden Thema kann es manchmal schwierig sein, die Zuhörenden bei Laune zu halten. Umso wichtiger ist es deshalb, den Augenkontakt zu behalten. Ausserdem lohnt es sich, das Publikum zu involvieren. Das kann in Form einer kurzen Frage etwa nach einem Beispiel oder Erfahrungswerten von Zuhörenden sein. «Wer seine Präsentation interaktiv gestaltet und das Publikum involviert, hat höhere Chancen, dass das Vorgetragene beim Publikum zum Wegtragen führt», weiss Bigi.
Selbst bei der besten Vorbereitung kann es passieren, dass man plötzlich vergisst, wie man den angefangenen Satz beenden wollte. In einer solchen Situation hilft nur eins: Transparenz. Das Publikum bekommt ohnehin sofort mit, wenn man ins Stocken gerät. Eine Frage in die Runde zu stellen, kann eine ungewollte Pause überbrücken. Währenddessen kann ein Blick auf die Notizkarten mit Triggerwörtern dabei helfen, einen Einstieg ins nächste Thema zu finden.