Digital
Apps

Deutschland will gegen Querdenker-Hetze bei Telegram vorgehen

epa09629421 German Minister of Justice Marco Buschmann takes an oath as he is sworn in by German Parliament 'Bundestag' president Baerbel Bas (R) at the Bundestag in Berlin, Germany, 08 Dece ...
Marco Buschmann bei seiner Vereidigung am 8. Dezember im Bundestag. Der neue deutsche Justizminister will sich den Messenger-Dienst Telegram vorknöpfen.Bild: keystone

Deutschland will gegen Querdenker-Hetze bei Telegram vorgehen

Das Bundesamt für Justiz vertritt gemäss Berichten die Auffassung, Telegram sei kein reiner Messengerdienst, sondern ein soziales Netzwerk und müsse sich an die Gesetze halten, die für Facebook und Co. gelten.
10.12.2021, 16:3113.12.2021, 06:40
Mehr «Digital»

Der neue deutsche Justizminister Marco Buschmann (FDP) ruft öffentlich zu einer konsequenten Strafverfolgung von Hetze durch sogenannte Querdenker auf. Ins Visier der Strafverfolger gerät dabei der Messenger-Dienst Telegram.

«Morddrohungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen, wie sie zuletzt wieder verstärkt aus der Szene der sogenannten Querdenker geäussert wurden, sind inakzeptabel und verletzen immer wieder rechtliche Grenzen»
Justizminister Marco Buschmann

Das deutsche Bundesamt für Justiz vertritt gemäss Berichten die Auffassung, Telegram sei kein reiner Messengerdienst, sondern ein soziales Netzwerk. Das bedeute, dass Telegram sich an die Vorgaben des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes halten müsse, so wie etwa Facebook und Twitter.

50 Millionen Euro Busse angedroht

Die Vorgaben des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes seien verbindlich und das Gesetz kenne keine pauschale Ausnahme für Messenger-Dienste, betonte Buschmann. Dazu gehörten «die Einrichtung eines leicht zugänglichen Meldeweges für strafbare Inhalte und die Benennung eines Zustellungsbevollmächtigten für Ersuchen deutscher Gerichte».

In Deutschland laufen offenbar zwei Bussgeldverfahren gegen das Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» ignoriert der Telegram-Anbieter aber konsequent die Schreiben der deutschen Justiz. Im April sei sogar ein Bussgeld in Höhe von 50 Millionen Euro angedroht worden, heisst es.

Die Regierungschefs und -chefinnen der Bundesländer und der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) befürworten schärfere Massnahmen gegen die zunehmende Corona-Hetze und Verschwörungstheorien im Netz. Die Ministerpräsidentenkonferenz sprach sich bereits dafür aus, dass Kommunikationsdienste, die sich faktisch zu einem «offenen sozialen Netzwerk mit Massenkommunikation» entwickelten, gesetzlich «angemessen» reguliert werden sollten.

Auch die SPD-Politikerin Saskia Esken forderte laut der Nachrichtenagentur DPA ein härteres Durchgreifen des Staates bei Aufrufen zu Gewalt und Mord auf Telegram.

«Aufruf zum Mord ist strafbar und muss von den Behörden auch verfolgt werden. Diese Gruppen bei Telegram sind nicht geheim und nicht geschlossen.»
Saskia Esken, SPD-Chefin

Quellen

«Es verlassen zu viele den Beruf» – der Alltag von Pflegefachkräften

Video: watson/lea bloch
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Kambodscha – mit Vogelscheuchen gegen Corona
1 / 8
Kambodscha – mit Vogelscheuchen gegen Corona
In Kambodscha haben Bauern Vogelscheuchen zum Schutz vor dem Coronavirus vor den Häusern aufgestellt. (Bild: Von Andi9876 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Plötzlich stinkt alles – TikTokerin erzählt von ihrem Long-Covid-Symptom
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rönsger
10.12.2021 18:20registriert Dezember 2014
Hauptsitz von Telegram sind die Vereinigten Arabischen Emirate. Und auf dieser ausländischen und erst noch nichtchristlichen Plattform tummeln sich die Rechtsextremisten, Esoteriker, Aluhüte, QAnon-Jünger und Reichsbürger? Ich verstehe die Welt ob all ihren Widersprüchen nicht mehr.
487
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bikemate
10.12.2021 17:49registriert Mai 2021
Die Schwurbler werden es als Bestätigung für ihre wirren Theorien sehen. So gesehen ist das ganze schon noch heikel. Aber Aufruf zum Mord usw. darf nicht straffrei sein, das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
422
Melden
Zum Kommentar
avatar
So oder so
10.12.2021 17:14registriert Januar 2020
Das ist mehr als überfällig.
335
Melden
Zum Kommentar
19
Erotikseite richtet Miss-Wahl aus – und landet einen riesigen PR-Coup

Miss-Wahlen sind nicht mehr so angesagt wie früher – könnte man meinen! Das ist zumindest hierzulande so, wo die schönste Schweizerin schon lange nicht mehr gekürt wird.

Zur Story