«The Great Firewall»: Nach Google, Facebook und Co. fällt auch der unabhängige Smartphone-Messenger Signal der chinesischen Zensurschere zum Opfer und wird im Riesenland blockiert. Die Nutzung soll nur noch über VPN-Dienste möglich sein.Bild: EPA
16.03.2021, 10:0216.03.2021, 12:45
Die chinesische Regierung hat die Signal-App, die dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abhörsicher sein soll, blockieren lassen. Dies berichtet das Online-Medium Vice.
Am Dienstagmorgen hätten Signal-Nutzer in China gemeldet, dass sie nicht mehr in der Lage seien, die App mit dem Internet zu verbinden – ein Zeichen dafür, dass die chinesischen Internetbehörden den Dienst blockiert haben. In Hongkong, einer Sonderverwaltungsregion, in der das Internet nicht von Peking reguliert werde, bleibe die App zugänglich.
Die Website von Signal sei laut der Website greatfire.org, die Zensurmassnahmen auflistet, ebenfalls blockiert.
Nur mit VPN-Dienst
In China müssen Social-Media-Apps die Anforderungen des Regimes erfüllen, das heisst, als «sensibel» erachtete Sprache zensieren und Hand bieten zur Überwachung der User.
Nutzer der dominierenden chinesischen Online-Plattform WeChat, zu der auch die führenden Messaging-Apps im Riesenland gehören, wurden laut Berichten bereits für ihre Äusserungen in privaten Chaträumen bestraft.
Die meisten ausländischen Chat-Apps, einschliesslich WhatsApp, Telegram und Messenger, sind in China nur über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) zugänglich.
Seit Jahren lege China eine immer restriktivere Internetpolitik an den Tag – staatliche Zensur sei an der Tagesordnung. Viele Websites aus dem Westen würden entweder ganz geblockt oder seien allerhöchstens in einer speziell angepassten, genauer gesagt zensierten, Variante verfügbar.
Wie funktioniert ein VPN?
Die Abkürzung VPN steht Virtual Private Network. Gemeint sind Hilfsprogramme, die es ermöglichen, (relativ) anonym zu surfen.
Es gibt kommerzielle und nicht-kommerzielle VPN-Dienst-Anbieter. Zu den bekanntesten und am besten bewerteten gehören NordVPN und IPVanish.
Bevor man eine Website oder einen Webservice aufruft, installiert und startet man einen VPN-Client auf dem Smartphone, Tablet oder PC. Der VPN-Client erstellt einen verschlüsselten «Tunnel» zwischen dem eigenen Gerät und dem Webangebot, bzw. Server, den man aufrufen will. Während der gesamten Dauer der «Internet-Session» bleibt dann der VPN-Client (im Hintergrund) aktiv und leitet den Datenverkehr verschlüsselt über den ausgewählten VPN-Server um. Solche VPN-Server können sich irgendwo auf der Welt befinden und in der Regel kann man als Nutzer den Standort bestimmen. Fast so, als würde man sich in dem Land aufhalten, dessen Serverstandort man gewählt hat.
Im VPN-Tunnel wird die eigene Herkunft und Identität verschleiert, da neugierige Dritte über die IP-Adresse keine Rückschlüsse ziehen können. Dies kann genutzt werden, um Zensurmassnahmen wie in China zu umgehen und blockierte Medieninhalte zu konsumieren. Computerbild brachte es auf den Punkt: «Die chinesischen Provider, die Internet-Polizei oder andere unerwünschte Personen haben keinen blassen Schimmer, wer was durch den verschlüsselten Datentunnel jagt und wo sich der Nutzer aufhält.»
Ein Nachteil: Beim VPN-Server-Betreiber fallen die höchst sensiblen Daten zur Internetnutzung an. Als User muss man darauf hoffen, dass diese Daten gut geschützt sind, regelmässig gelöscht werden und nicht missbräuchlich verwendet oder an Dritte weitergegeben werden.
(dsc, via vice.com)
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