Kaum surrt der Fotokite einige Meter über mir in der Luft, schlägt der Muss-ich-haben-Reflex zu.
Doch bevor wir zu meinen praktischen Flugerfahrungen sowie allen wichtigen Fragen und Antworten (FAQ) rund um den Verkaufsstart kommen, sollen die Bewegtbilder sprechen:
Die technischen Grundlagen stammen vom Flugrobotik-Experten Sergei Lupashin. Der gebürtige Russe hat während seines Doktorats an der ETH Zürich komplexe Algorithmen zur automatischen Stabilisierung von unbemannten Fluggeräten entwickelt und durch ein Patent schützen lassen.
2014 gründete Lupashin mit Mitstreitern die Perspective Robotics AG. Das Start-up mit Sitz in der Stadt Zürich ist spezialisiert auf das Anbieten von sicheren und einfachen Lösungen im Bereich der Hightech-Luftbildfotografie. Das internationale Team besteht zurzeit aus zehn Ingenieuren, die mehrheitlich aus dem Umfeld der ETH stammen.
Die Entwicklung des Fotokite wurde inspiriert durch Luftaufnahmen während der Proteste der russischen Bevölkerung im Jahr 2011. Sergei Lupashin verfolgte seitdem die Vision von einer einfach zu bedienenden und sicheren Drohne, mit der man unkompliziert und schnell Luftaufnahmen machen kann, ohne die Umgebung zu stören oder gar zu gefährden.
Weil der Quadcopter ständig an einer Leine hängt und von der Steuerung her mehr ein Lenk-Drache («Kite») ist als eine Drohne. Und weil damit wohl vor allem Luftaufnahmen gemacht werden.
Ein Quadrocopter oder kurz Quadcopter. Der Name geht auf den Antrieb mit vier Propellern zurück.
Fotokite Phi ist gemäss seinen Entwicklern die einzige Drohne auf dem Markt, die dank Leine ohne GPS, (drahtlose) Fernsteuerung oder Steuerung per Smartphone-App auskommt. Mit 350 Gramm (inklusive Kamera) soll es auch der leichteste Quadcopter sein, der für GoPro-Kameras erhältlich ist.
Fotokite Phi ist für Hobbyfilmer und professionelle Anwender interessant. So kann man für wenig Geld eindrückliche Luftaufnahmen erstellen – und zwar drinnen und draussen. Gefilmt werden kann auch bei Tätigkeiten, bei denen man sich schnell bewegt. Ob auf Skiern, in einem Boot oder auf dem Velo: Das Fluggerät «klebt» zuverlässig an den Fersen.
Nachdem ich schon verschiedene Drohnen und unbemannte Fluggeräte ausprobiert habe, bin ich begeistert: Keines liess sich nur annähernd so bequem und einfach bedienen wie der Fotokite Phi. Die Handhabung und Steuerung sind schlicht genial, wie sich bei meinem ersten Testflug zeigte.
Wie ein Hündchen folgt mir der Fotokite auf Schritt und Tritt. Er sinkt rasch, aber kontrolliert ab und steigt auch schnell wieder auf, jeder meiner Handbewegungen gehorchend. Und wenn ich mich nicht bewege, verharrt er in seiner luftigen Position und zupft nur sanft an der Leine.
Man spürt auch, dass sich die Entwickler viele Gedanken gemacht haben, um eine kinderleichte Bedienung zu gewährleisten. Das fängt beim Einschalten an und endet beim Transport.
Das Fluggerät lässt sich dank eines ausgeklügelten Mechanismus einfach zusammenklappen und in der mitgelieferten Whisky-Röhre Transportbox verstauen.
Um zu starten, hält man das Fluggerät in der einen Hand und drückt den Einschaltknopf, bis es grün blinkt. Währenddessen hält man in der anderen Hand die Rolle mit der ausziehbaren Leine (und zwei Knöpfen zur vertikalen und horizontalen Navigation). Dieses Steuerteil nennen die Entwickler Smart Leash Controller.
Dann richtet man den Fotokite in die gewünschte Flugrichtung aus und aktiviert die Rotoren mit einer schnellen Drehbewegung des Handgelenks. Sofort nimmt der Quadcopter Fahrt auf und man spürt nach wenigen Sekunden den Auftrieb, sodass man ihn steigen lassen kann.
Oh ja, kann ich bestätigen :-).
Weil der Quadcopter immer durch die Leine mit dem Piloten verbunden ist, fliegt er nicht plötzlich davon und stürzt irgendwo ab. Dies gibt auch unerfahrenen Piloten ein sicheres Gefühl. Bei Bedarf holt man das Fluggerät einfach ein. Etwa so wie man ein Hündchen an der Leine zurückholt.
Falls die dünne Schnur tatsächlich mal durchtrennt werden sollte, bemerkt das Gerät laut den Entwicklern sofort die fehlende Spannung und setzt zum sanften Landeanflug an. Und weil die verwendeten Propeller aus einem leichten Plastikmaterial sind, verursachen sie selbst bei einer ungewollten Berührung keine Verletzungen.
Fast überall. Und vor allem auch an Orten, wo herkömmliche Drohnen nicht gern gesehen oder gar verboten sind.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat eine Ausnahmegenehmigung erteilt für den Betrieb in der Nähe von Menschenmengen. Der Vorteil: Wegen der ständigen Verbindung mit der Leine ist beim Fotokite immer klar zu erkennen, wer gerade pilotiert.
Dazu erklärt Firmensprecher Frederic Poppenhäger: «Wir dürfen ohne spezielle Bewilligung vom BAZL in der Nähe von Menschenmengen fliegen, sofern wir einen Abstand einhalten, welcher der Länge der Leine entspricht. Weiterhin dürfen wir sogar über Menschen fliegen, sofern diese sich kontrolliert und freiwillig dort aufhalten und den Fotokite mitsamt Betreiber wahrnehmen.» Man dürfe sich also nicht heimlich hinter einer Hecke verstecken und über die Badi fliegen, sondern müsse sich immer sichtbar machen. «Sonst verletzt man nicht nur Luftraum-, sondern auch Persönlichkeitsrechte.»
Kurzentschlossene können Fotokite Phi ab sofort auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo ab 249 259 Dollar vorbestellen.
Was es zu beachten gilt: Die für Luftaufnahmen benötigte GoPro-Action-Kamera ist nicht im Preis enthalten.
Kleiner Wermutstropfen für alle Flugfans, die auf ein Weihnachtsgeschenk gehofft hatten: Die Lieferung der ersten Serie soll im März 2016 erfolgen.
Sobald das Projekt die von den Entwicklern festgelegte Finanzierungssumme von 300'000 Dollar erreicht oder überschreitet, wird in Asien die Massenproduktion gestartet.
Die Halterung aus Kunststoff und Klettverschlüssen ist kompatibel mit der Action-Kamera GoPro HD Hero 2 sowie mit neueren (und gleich grossen) GoPro-Modellen.
Maximal 15 Minuten. Um die Flugzeit zu erhöhen, können Zusatzakkus erworben werden, die 24 Dollar kosten.
Absolut! Die erste Generation des Fotokite Phi wird mit einer 8-Meter-Leine ausgeliefert. Es geht aber auch viel länger, wie der Mediensprecher erklärt. Grundsätzlich könne man jede Art von Leine an den Fotokite anhängen, zum Beispiel eine längere Hundeleine oder Wäscheleine. «Unsere Leine ist aufgrund der elektronischen Steuerung im Smart Leash Controller und aufgrund der Kompaktheit des Geräts zunächst nicht länger.» Denn bei einer längeren Leine würde der Controller zu gross und nicht mehr in die Box passen.
Die Idee hat Lupashin bereits 2014 an einer TED-Konferenz in Berlin vorgestellt. In Kooperation mit grossen Medienhäusern wie der BBC und SRF wurde die Technik für den professionellen Einsatz weiterentwickelt. Dazu Lupashin: «Wir hatten von Anfang an entschieden, zunächst eine Highend-Version des Fotokite zu entwickeln.» Eines der häufigsten Feedbacks sei aber der Wunsch nach einer preisgünstigen Basisversion des Fotokite gewesen. Für Hobbyfilmer und alle, die einfach Spass damit haben wollen. «Nun sind wir sehr stolz darauf, mit dem Fotokite Phi ein solches Produkt entwickelt zu haben.»
Anfang 2015 berichtete watson über die «Airdog»-Drohne, die dem Besitzer auch ohne Leine folgt. Allerdings kostet das Fluggerät über 1000 Dollar und ist noch nicht verfügbar. Auf der Projekt-Website sind Vorbestellungen möglich.