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Das steckt hinter dem Eklat bei der ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI

Open AI CEO Sam Altman participates in a discussion entitled "Charting the Path Forward: The Future of Artificial Intelligence" during the Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) CEO Summit ...
Sam Altman ist bei OpenAI weg vom Fenster.Bild: keystone

Das steckt hinter dem grossen Eklat bei der ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI

Der Mitgründer und Chef von OpenAI, Sam Altman, wurde überraschend aus dem Unternehmen gedrängt. Und mit ihm ein weiterer Topmann. Nun liegen Berichte vor, was hinter den Kulissen abging.
18.11.2023, 22:28
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Richtungsstreit beim wichtigsten Start-up der Welt: Die Entwicklerfirma hinter Chatbot ChatGPT bekommt überraschend einen neuen Chef. Mitgründer und Firmenlenker Sam Altman verliess sein Unternehmen OpenAI, weil der Verwaltungsrat ihm das Vertrauen entzog.

Warum ist Altman weg?

Altman war das öffentliche Gesicht von OpenAI – und im weiteren Sinne auch des Booms bei Künstlicher Intelligenz. Die Mitteilung von OpenAI am Freitag war ungewöhnlich scharf formuliert: Altman sei nicht aufrichtig in seiner Kommunikation mit dem Aufsichtsgremium gewesen.

«Der Verwaltungsrat hat kein Vertrauen mehr in seine Fähigkeit, OpenAI weiterhin zu führen», hiess es weiter. Nähere Details gab es nicht, in der Tech-Industrie in San Francisco und dem Silicon Valley setzte daraufhin ein Rätselraten ein, was vorgefallen sein könnte.

Die renommierte Technologie-Journalistin Kara Swisher schrieb, Auslöser seien Differenzen zwischen zwei Lagern von OpenAI gewesen – und zwar zwischen dem gewinnorientierten und dem Non-Profit-Flügel der Firma.

Was war der Auslöser?

OpenAI war 2015 von Altman und unter anderem auch Tesla-Chef Elon Musk ursprünglich als ein nicht auf Gewinn ausgerichtetes Start-up gegründet worden, das Künstliche Intelligenz erforschen sollte. Mit der Zeit – und einer Milliarden-Investition von Microsoft – wurde OpenAI jedoch immer mehr zu einem profitorientierten Unternehmen. Unter anderem Musk kritisierte das immer wieder.

Schon die offizielle Mitteilung enthielt zwischen den Zeilen einen Hinweis auf solche Spannungen. Darin wurde ausdrücklich betont, dass OpenAI bewusst für eine Mission aufgebaut worden sei: «um sicherzustellen, dass allgemeine Künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekommt». Diesem Ziel sei man weiterhin verpflichtet.

Den Informationen von Swisher zufolge war ein Auslöser für Altmans Rauswurf die Entwicklerkonferenz von OpenAI gewesen, bei der unter anderem die Möglichkeit vorgestellt wurde, spezialisierte Versionen von ChatGPT zu entwickeln und damit Geld zu verdienen.

Der Non-Profit-Fraktion von OpenAI sei das alles zu schnell gegangen, schrieb Swisher bei der Online-Plattform X. Einige Vertraute Altmans bei dem Unternehmen sprächen von einem «Umsturz». Swishers Quellen zufolge erfuhr Altman vom Beschluss des Verwaltungsrates nur 30 Minuten vor Veröffentlichung der Mitteilung.

Was ist mit dem Abgang des anderen Mitgründers?

Wenige Stunden nachdem Altman herausgedrängt wurde, nahm ein weiterer Mitgründer, Greg Brockman, ebenfalls seinen Hut. Er verwies dabei auf «die heutigen Nachrichten». Brockman war bis Freitag Vorsitzender des Verwaltungsrates und sollte laut der Mitteilung zwar diesen Posten aufgeben, aber bei dem Unternehmen bleiben.

Ein Initiator der Vorgehens gegen Altman war nach Informationen von Swisher und des ebenfalls gut vernetzten Branchendienstes «The Information» Chefwissenschaftler Ilya Sutskever.

Wer übernimmt den Chefposten?

Technologiechefin Mira Murati werde vorläufig den Chefposten übernehmen, während die dauerhafte Nachfolge geregelt werden solle, teilte OpenAI weiter mit. Altman stand bis zuletzt im Rampenlicht: Noch am Donnerstag sprach er auf dem Gipfel der Apec-Ländergruppe in San Francisco.

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Mira Murati, 34, Ingenieurin und neue OpenAI-Chefin.Bild: keystone

Wie reagiert Microsoft?

Der KI-Chatbot ChatGPT kann Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren. Seine Veröffentlichung vor rund einem Jahr löste einen Hype um Künstliche Intelligenz aus. OpenAI wurde damit zu einem Vorreiter bei der Technologie. Microsoft ging einen milliardenschweren Pakt mit der Firma ein, um deren Technologie in Produkte des Konzerns zu bringen. Andere Tech-Schwergewichte wie Google, Amazon und der Facebook-Konzern Meta stellten Konkurrenz-Software für ChatGPT vor.

Microsoft betonte, dass man an der Zusammenarbeit mit OpenAI festhalte. Zugleich stellte der Software-Riese unmissverständlich fest, dass die KI-Firma nicht einfach so aus der Kooperation aussteigen könne: «Wir haben eine langfristige Vereinbarung mit OpenAI und haben Zugang zu allem nötigen, um unsere Innovations-Agenda umzusetzen.»

Was hat Sam Altman vor?

Für OpenAI ist die Vorreiter-Rolle lukrativ: Laut Medienberichten wurde bei einem Verkauf von Mitarbeiter-Aktien von einer Gesamtbewertung bei 86 Milliarden Dollar ausgegangen. Damit stieg OpenAI in die Riege der wertvollsten nicht an der Börse notierten Unternehmen auf – neben dem Videodienst TikTok und Musks Raumfahrt-Firma SpaceX.

Während über die Gründe für Altmans Rauswurf gerätselt wurde, schrieb er in einer kurzen Stellungnahme bei X lediglich, dass er später über seine Pläne für die Zukunft informieren werde.

Glühenden Zuspruch bekam Altman vom ehemaligen Google-Chef Eric Schmidt. Altman sei für ihn ein Held, der unsere Welt für immer verändert habe, schrieb Schmidt bei X. Er könne nicht abwarten zu sehen, was Altman als Nächstes mache – und Milliarden Menschen würden davon profitieren.

(dsc/sda/dpa)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gen X
19.11.2023 03:37registriert August 2023
Was bedeutet das jetzt für die Firma? Kehrt sie zur Non-Profit-Politik zurück? Zu welchem der beiden Lagern gehörten Altmann und Brockman, zu welcher gehört Murati?
Das wäre auch noch sehr interessant zu erfahren!
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Macca_the_Alpacca
19.11.2023 06:07registriert Oktober 2021
Die KI hat hat die Firma selber übernommen.
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