Digital
Datenschutz

2014 gab es 10'214 Meldungen wegen Online-Kriminalität – das goldene Zeitalter für Cyberkriminelle ist angebrochen

2014 gab es 10'214 Meldungen wegen Online-Kriminalität – das goldene Zeitalter für Cyberkriminelle ist angebrochen

26.03.2015, 09:0326.03.2015, 09:30
Mehr «Digital»

Die Internetkriminalität in der Schweiz ist weiter auf dem Vormarsch. Bei der Meldestelle des Bundes haben sich im vergangenen Jahr über zehntausend Personen gemeldet, die illegalen Tätigkeiten auf die Schliche gekommen sind – ein Rekord. Besonders im Trend sind Betrugsversuche mit gefälschten E-Mail-Adressen oder Webseiten.

2014 gab es 10'214 Meldungen wegen Online-Kriminalität

Wer Opfer eines Betrugsversuchs im Internet wird oder etwa Hackerangriffe oder Kinderpornografieangebote bemerkt, kann sich online an die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) wenden. 10'214 Meldungen gingen 2014 so ein, wie die Behörde in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht festhält.

Das sind 11 Prozent mehr als 2013

Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um 10.9 Prozent. Zahlen- und anteilsmässig nahmen vor allem Meldungen zu Betrugsversuchen zu. Mittlerweile geht es bei zwei Dritteln der Meldungen um solche Delikte; 2009 waren es noch weniger als 10 Prozent.

Kennst du schon die watson-App?

Über 100'000 Menschen nutzen bereits watson für die Hosentasche. Unsere App hat den «Best of Swiss Apps»-Award gewonnen und wird von Apple als «Beste Apps 2014» gelistet. Willst auch du mit watson auf frische Weise informiert sein? Hol dir jetzt die kostenlose App für iPhone/iPad und Android.

Aufgepasst vor falschen Inseraten

Besonders im Visier haben die Kriminellen den E-Mail-Verkehr oder den Austausch von Dateien, die sie für unlautere Zwecke missbrauchen. Ein Beispiel hierfür sind gefälschte Anzeigen auf Kleinanzeige-, Auktions- und Wohnungsplattformen. Ziel der Betrüger ist es, aufgrund des tiefen Preises die Kaufinteressenten zu einer Vorschusszahlung zu bewegen, ohne dann aber die in Aussicht gestellte Ware zu liefern.

Kleine Unternehmen im Visier

Vermehrt geraten auch kleine und mittlere Unternehmen ins Visier von Betrügern. Die Täterschaft betreibt einen beachtlichen Aufwand, um an Informationen über Zahlungsmodalitäten von Unternehmen zu gelangen, schreibt die KOBIK.

E-Mail-Betrug verursacht Millionenschaden

Ebenso wird versucht, mittels E-Mail-Zugangsdaten Informationen über Zahlungsmodalitäten und ausstehende Zahlungen ausfindig zu machen. Das so genannte Phishing ist für die Kriminellen lukrativ: Die Gesamtschadenssumme in der Schweiz wird bereits auf mehrere Millionen Franken geschätzt. Die Zahl der Fälle ist 2014 gegenüber dem Vorjahr aber leicht gesunken.

Bild

Unglücksfälle wie Flugzeugabstürze rufen regelmässig Phishing-Betrüger auf den Plan: Die Betrüger versenden per E-Mail und Facebook angebliche Bilder und Videos des Unglücks. Wer auf den Link in der Nachricht klickt, wird zum Beispiel auf eine gefälschte Facebook-, E-Mail-Anbieter- oder E-Banking-Webseite umgeleitet. Wer sich dort anmeldet, sendet sein Passwort direkt an die Betrüger.

Massiv weniger Kinderpornofälle

Mit 7.4 Prozent an zweiter Stelle folgen Meldungen zu strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität wie beispielsweise die Verbreitung von verbotener Pornografie. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl dieser Meldungen jedoch massiv um rund 59 Prozent reduziert.

Auch die Zahl der gemeldeten Webseiten, welche verbotene Pornografie mit Kindern anbieten, ist um die Hälfte auf 698 Meldungen (minus 50.6 Prozent) gesunken. Laut KOBIK hat dies auch damit zu tun, dass mit der am 1. Juli 2014 in Kraft getretenen Strafgesetzbuchrevision der Besitz und Vertrieb von harter Pornografie mit Exkrementen nicht mehr unter Strafe gestellt ist.

Zudem haben viele Suchmaschinenanbieter wie Google und Microsoft ihre Liste mit gesperrten Webseiten in Zusammenarbeit mit den Behörden erweitert. Damit können viele solcher illegaler Seiten gar nicht mehr über die Suchmaschinen gefunden werden.

Online-Kriminelle werden dreister und professioneller

«Grundsätzlich sind die 2014 festgestellten Phänomene nicht neu», schreibt die KOBIK. Festzustellen sei aber, dass die Kriminellen immer dreister und professioneller vorgingen. «Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über einen neuen und noch grösseren Fall von Cyberkriminalität berichtet wird.»

«Für Cyberkriminelle sind goldene Zeiten angebrochen.»
quelle: KOBIK

Die eingegangenen Meldungen seien lediglich die Spitze des Eisbergs. Der Grossteil des illegalen Geschehens im Internet bleibe der breiten Öffentlichkeit verborgen.

«Für Cyberkriminelle sind goldene Zeiten angebrochen», heisst es denn im KOBIK-Jahresbericht weiter. Jeder sei mit allen und alle seien mit allen vernetzt – nicht nur am Arbeitsplatz oder zu Hause, sondern auch unterwegs. Kriminelle könnten so haufenweise Daten und Informationen sammeln, die sie zur Vorbereitung bemerkenswert ausgeklügelter Betrügereien verwenden.

«Es ist zu erwarten, dass Internetbetrug und Identitätsmissbrauch im Netz noch weiter zunehmen werden.» Vorsicht sei für die Bevölkerung der beste Ratgeber. Die KOBIK rät zu «einem vernünftigen Umgang mit den Vorteilen der neuen Möglichkeiten».

Weitere Informationen: www.cybercrime.ch 

Das sind die 7 eindrücklichsten Hacker-Attacken

1 / 10
Sieben eindrückliche Hacker-Attacken
2014 wurden private Fotos – vor allem Nacktbilder – von über 100 Prominenten im Netz veröffentlicht, die von Apples Online-Speicher iCloud gestohlen wurden. Auch Jennifer Lawrence war davon betroffen.
quelle: jordan strauss/invision/ap/invision / jordan strauss
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Kennst du schon die watson-App?

Über 100'000 Menschen nutzen bereits watson für die Hosentasche. Unsere App hat den «Best of Swiss Apps»-Award gewonnen und wird von Apple als «Beste Apps 2014» gelistet. Willst auch du mit watson auf frische Weise informiert sein? Hol dir jetzt die kostenlose App für iPhone/iPad und Android.

(sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Staatliche russische Hacker attackieren Deutschland – die wichtigsten Fragen und Antworten
Putins hybrider Krieg rückt immer näher. Die deutsche Regierung will nun eindeutige Beweise gegen russische Elitehacker haben. Das ist auch aus Schweizer Perspektive wichtig.

Die deutsche Regierung macht eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes GRU für einen Hackerangriff auf die SPD verantwortlich. Dies erklärte Aussenministerin Annalena Baerbock während ihres Australien-Besuchs und kündigte Konsequenzen an. Fragt sich, welche? Und wie verhält sich die Schweiz?

Zur Story