Videogames liegen bei den Schweizer Primarschülern hoch im Kurs. Gamen ist ihre drittliebste Freizeitaktivität. Noch lieber spielen sie mit Freunden und betreiben Sport. Zu diesen Ergebnissen kam die erstmals durchgeführte MIKE-Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die gestern präsentiert wurde (siehe Kasten rechts).
Laut der Studie gamen 61 Prozent der 6- bis 13-Jährigen mindestens einmal pro Woche. Videogames werden deutlich häufiger von Jungen als von Mädchen gespielt. Die MIKE-Studie bestätigt diesbezüglich frühere Untersuchungen. Durchschnittlich verbringen Primarschüler 24 Minuten pro Tag mit Gamen. Ein Viertel der befragten Kinder gibt gar an, dass sie jeden oder fast jeden Tag vor einem Videospiel sitzen.
Jungs spielen am liebsten das Fussball-Game «Fifa», gefolgt vom Abenteuerspiel «Minecraft» und dem Jump'n'Run-Game «Super Mario». Die Mädchen hingegen bevorzugen das Tanz- und Musikspiel «Just Dance». Auf dem zweiten Platz ist bei ihnen «Super Mario» und auf dem dritten «Mario Kart».
Unter den zehn beliebtesten Spielen finden sich neben den kindergerechten aber auch die Action- und Shooter-Games «Grand Theft Auto» und «Call of Duty». Beide Videospiele werden erst ab 18 Jahren empfohlen. Hier liegt das Problem: Die Kinder gamen oft, laut der neuen Studie aber interessieren sich 70 Prozent der Eltern überhaupt nicht für Videospiele. So verwundert es nicht, dass nur 30 Prozent der Eltern mit ihren Kindern über die Games sprechen.
Für Daniel Süss, Professor für Medienpsychologie an der ZHAW und Leiter der MIKE-Studie, ist klar: «Es ist wichtig, dass die Eltern ihre Kinder von Anfang an begleiten.» In den Befragungen gaben die Kinder an, dass sie im Bereich der Videospiele am wenigsten von ihren Eltern kontrolliert würden. Nur 17 Prozent der Eltern spielen regelmässig Videogames mit ihren Kindern. 40 Prozent tun dies nie. Eine elterliche Begleitung ist also selten bis gar nicht vorhanden.
Ein Hauptanliegen der MIKE-Studie ist deshalb, dass sich die Eltern ihrer Kontroll- und Begleitfunktion bewusst werden. Süss betont den Wert der Studie für alle Mütter und Väter von Kindern im Primarschulalter: «Sie ist hilfreich, weil man sich mal anschauen kann, wie die Durchschnittswerte in der Schweiz aussehen. Diese kann man dann mit den eigenen Erlebnissen zu Hause vergleichen.»
Die Kontrolle über die Videogames gestaltet sich schwieriger als diejenige über die Handynutzung. Kinder und Eltern sagten in den Befragungen aus, dass beim Natel Regeln bestünden. So gäbe es beispielsweise klare Zeiten, in welchen das Smartphone ausgeschaltet werden muss. Auch im Kino achten die meisten Eltern darauf, dass ihre Kinder nur altersgerechte Filme zu sehen bekommen. Der Umgang mit Videogames ist für viele Erziehungsberechtigte aber Neuland, da nur ein kleiner Teil der Mütter und Väter seine Freizeit mit Videospielen verbringt. Kein Wunder, ist doch auch die Faszination fürs Gamen bei den Kindern deutlich grösser als bei den Erwachsenen.
Im Primarschulalter sind meist die Eltern für die Beschaffung der Games verantwortlich: 66 Prozent kennen demnach auch die Altersempfehlungen der «Pan-European Game Information» und halten sich daran. Trotzdem können Primarschüler unbemerkt Videogames nutzen, die nicht altersgerecht sind. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Kinder sich diese Spiele von ihren älteren Geschwistern ausleihen, ohne dass die Eltern etwas davon mitbekommen. (aargauerzeitung.ch)