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Künstliche Intelligenz

M365: St.Gallen verarbeitet sensible Daten in der Microsoft-Cloud

St.Gallen speichert sensible Daten in der Microsoft-Cloud – jetzt wird Kritik laut

Die kantonale Datenschutzbeauftragte kritisiert die Verarbeitung von Personendaten in der Cloud des US-Techkonzerns. Zur problematischen Abhängigkeit gibt es auch einen politischen Vorstoss.
08.05.2025, 17:1009.05.2025, 07:31
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Mit dem Einsatz einer cloudbasierten Plattform von Microsoft (M365) in der St. Galler Staatsverwaltung werden datenschutzrechtliche Vorgaben verletzt. Dies hält die kantonale Datenschutzbehörde in ihrem Tätigkeitsbericht fest. Kritische Fragen dazu gibt es auch in einem politischen Vorstoss im Kantonsparlament.

«Wenn Daten von Bürgerinnen und Bürger in der Cloud von Microsoft bearbeitet werden, muss dies transparent ausgewiesen werden.»
Fachstelle für Datenschutz

Was ist passiert?

Der Kanton St.Gallen führe Microsoft 365 rollend seit Herbst 2024 ein, heisst es im diese Woche veröffentlichten Jahresbericht der kantonalen Fachstelle für Datenschutz (siehe Quellen). Entgegen der ersten Absicht könnten nun auch Personendaten, «die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterstehen», in der Cloud von Microsoft bearbeitet werden.

Nach Ansicht der Fachstelle «widerspricht dieser Punkt datenschutzrechtlichen Vorgaben». Die Regierung müsse «die politische Verantwortung für diesen Umstand übernehmen».

Mit der Einführung von M365 seien die Mitarbeitenden verpflichtet, «die Dokumente je nach Sensibilität selbst zu klassifizieren», informiert die Fachstelle. Es bestehe die Gefahr, dass Dokumente falsch eingestuft würden.

Was muss sich ändern?

Transparenz für Bürgerinnen und Bürger

Die St.Galler Datenschutzbeauftrage veröffentlicht in ihrem Jahresbericht verschiedene Empfehlungen. Sie schlägt etwa vor, dass in der Verwaltung standardmässig alle kritischen Dokumente mit «geheim» klassifiziert werden.

Corinne Suter Hellstern, Leiterin Fachstelle für Datenschutz, Kanton St.Gallen
Corinne Suter Hellstern leitet die kantonale Fachstelle für Datenschutz.Bild: zvg

Weiter müsse vertraglich festgelegt werden, dass Microsoft die bearbeiteten Personendaten «gemäss dem Grundsatz der Zweckmässigkeit» nur für die vereinbarten Zwecke verwende. Angesichts der Herausforderungen von künstlicher Intelligenz (KI) sei dies «umso dringlicher».

Ausserdem müsse eine «Exit-Strategie» vorhanden sein, damit auf Vertragsverletzungen oder Verstösse gegen Datenschutzvorschriften reagiert werden könne. Es sollten deshalb auch regelmässig Alternativen geprüft werden, um einen allfälligen Wechsel zu evaluieren. Wenn Daten von Bürgerinnen und Bürgern in der Cloud von Microsoft bearbeitet werden, «muss dies transparent ausgewiesen werden».

Was tut die Politik?

Unberechenbare USA

Zum Thema Microsoft in der Staatsverwaltung liegt auch ein Vorstoss aus dem Parlament vor. SP-Kantonsrätin Monika Simmler will darin von der Kantonsregierung wissen, wie diese die Datenschutzrisiken bei der Nutzung von M365 in Anbetracht der veränderten geopolitischen Ausgangslage einschätze.

Monika Simmler (Jahrgang 1990) ist eine Schweizer Politikerin und Rechtswissenschaftlerin aus dem Kanton St.Gallen.
Monika Simmler ist Rechtswissenschaftlerin aus dem Kanton St.Gallen.Bild: zvg

Der US-amerikanische Cloud Act ermögliche den US-Behörden «unter gewissen Voraussetzungen» einen Zugriff auf die bei den Technologiekonzernen gespeicherten Daten. Jedenfalls könne je nach technischen Möglichkeiten und vertraglicher Abrede «ein Zugriff der US-Behörden nicht ausgeschlossen werden».

Die Abhängigkeit von Microsoft-Anwendungen beinhalte Gefahren. Die US-Politik und mit ihr die US-Gesetzgebung müssten mittlerweile als ausgesprochen unberechenbar eingeschätzt und die Verlässlichkeit als minim eingestuft werden, schreibt die Assistenzprofessorin für Strafprozessrecht und Kriminologie an der HSG.

Die Regierung solle erklären, ob sie bereit ist, Alternativen zu prüfen, um zumindest mittelfristig auf europäische Lösungen setzen zu können.

Wie geht es weiter?

Das Kantonsparlament wird den Tätigkeitsbericht der Fachstelle für Datenschutz in einer der kommenden Sessionen behandeln. Der Vorstoss von Monika Simmler ist von der Regierung noch nicht beantwortet worden.

Quellen

(dsc/sda)

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dave Hawtin
08.05.2025 17:55registriert Dezember 2021
War es nicht der Bund, welcher mit Amazon eine Cloud Kooperstion eingegangen ist und eben auf der aamazin Cloud in Zukunft Daten speichern will? Da wäre mir persönlich die MS Cloud lieber und auch vertrauenswürdiger. Microsoft ist zumindest ein IT Unternehemen und nicht mit Nutzerdaten und Verkäufe von Konsumgütern reich geworden.
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Die Welt von morgen
09.05.2025 00:17registriert Mai 2025
St. Gallen speichert seine Daten auf Office365… neues Trainingsmaterial für datenhungrige Microsoft-Firmen wie z.B. OpenAI.
Fragt Chat-GPT in ein paar Wochen mal ob man eine Bratwurst mit Senf isst, ich weiss was dann die Antwort sein wird 😂
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Bender Rodríguez
09.05.2025 06:34registriert Juli 2021
Lieber die Daten einem "Grossen" anvertrauen, als selber was basteln, wo man dann das kompetente Personal für sicheren Betrieb nicht hat.
An alle IT-Menschen hier: Ja es ist einfach, mit OpenSource Software eine Alternative zu M365, GWP zu bauen. Und Nein, es ist komplex diese 24/7 zu betreiben mit genügend Personal, was im Notfall (Angriff, Datenabgriff) richtig reagiert - auch Nachts nach dem OFFA-Suff.
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