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Google Nest Wifi Pro: Wir haben Googles neuen WLAN-Router ausprobiert

WLAN-Router müssen nicht hässlich sein.
WLAN-Router müssen nicht hässlich sein.bild: google
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Google will dein WLAN mit einem neuen Router besser machen – wir haben ihn ausprobiert

Google lanciert die dritte Generation seines Mesh-Systems. Es soll schnelles WLAN in jede Ecke der Wohnung bringen und besonders einfach einzurichten sein. Wir haben es angetestet.
27.10.2022, 15:2628.10.2022, 11:01
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Mit Videomeetings im Homeoffice, Streaming in hoher 4K-Auflösung oder Cloud-Gaming steigen die Anforderungen an das WLAN kontinuierlich. Hier kommt Googles neuer WLAN-Router Nest Wifi Pro ins Spiel. Der Internet-Gigant verspricht mit der dritten Generation seines Mesh-WLAN-Systems schnelleres, zuverlässigeres und einfacher zu verwaltendes WLAN in den eigenen vier Wänden – und das auch in sehr grossen Wohnungen oder Häusern mit mehreren Etagen.

Möglich wird dies, da man bis zu fünf Nest Wifi Pro in Googles Mesh-Netzwerk integrieren kann, die den neusten WLAN-Standard Wi-Fi 6E nutzen. Mehrere Nest Wifi Pro können miteinander kommunizieren, was schnelles WLAN bis in die hintersten Ecken des Hauses bringt (sofern genügend Mesh-Router eingesetzt werden). In einem Mesh-Netzwerk werden also statt eines einzelnen Routers verschiedene WLAN-Quellen (Zugangspunkte) genutzt, um beispielsweise mehrere Stockwerke mit WLAN zu versorgen. Diese Lösung ist nicht ganz billig, verspricht aber gegenüber günstigeren Repeatern schnelleren und stabileren WLAN-Empfang.

Eine andere Stärke des Mesh-Netzwerks von Google ist dessen komfortable Bedienung mit einer simplen App für Android und iOS, die auch von Laien ohne Wälzen einer Anleitung bedient werden kann.

Pro und Kontra Google Nest Wifi Pro

- Sehr hohes WLAN-Tempo
- Leicht einzurichten, einfach zu bedienen
- Grosse Reichweite mit bis 5 Zugangspunkten
- Ansprechendes Design
- Sehr wenig Anschlüsse
- Nicht rückwärtskompatibel
- Wenig Einstellungsmöglichkeiten
- Eher teuer

Google hat mir wenige Tage vor dem Marktstart am Donnerstag ein Testgerät des 220 Franken teuren Nest Wifi Pro zugeschickt. Für einen Langzeittest ist das zu wenig Zeit und das Set aus zwei Routern für 330 Franken wäre nützlicher gewesen, aber ein paar erste Eindrücke kann ich hier trotzdem wiedergeben.

Spezifikationen:

  • WLAN-Standard: Wi-Fi 6E (802.11ax); Tri-Band (2,4 GHz, 5 GHz, 6 GHz)
  • Geschwindigkeit: Kombiniert bis 4,2 GBit/s
  • Ethernet-Ports: 2 (bis 1 GBit/s)
  • Reichweite: 1 Router bis 120 m2, 2 Router bis 220 m2
  • Verschlüsselung: WPA3
  • Preis: Einzelsystem 220 Franken, Zweiersystem 330 Franken

Vorab ein wenig Technik-Geschwafel, aber es bleibt harmlos, versprochen: Bisherige Router verwenden die 2,4- und 5-Gigahertz-Frequenzbänder, um Daten im WLAN zu übertragen. Googles Mesh-Router arbeitet zusätzlich mit dem neusten WLAN-Standard Wi-Fi 6E im schnelleren 6-GHz-Funkband, was vereinfacht gesagt mehr Platz im Netzwerk schafft, Netzwerküberlastungen reduziert und höhere Geschwindigkeiten ermöglicht.

Aktuell sind Geräte mit Wi-Fi 6E eine Randerscheinung, aber künftig werden immer mehr Geräte diesen Standard unterstützen und vom Geschwindigkeitszuwachs im 6-GHz-Band profitieren.

Gut genug fürs Wohnzimmer

Der kleine Google-Router ist hübsch genug, um ihn nicht verstecken zu müssen. Er wird per Ethernet-Kabel mit einem Modem (links im Bild) verbunden.
Der kleine Google-Router ist hübsch genug, um ihn nicht verstecken zu müssen. Er wird per Ethernet-Kabel mit einem Modem (links im Bild) verbunden.bild: watson

Mesh-Router sollten für die optimale Leistung zentral in der Wohnung und nicht verdeckt platziert werden. Glücklicherweise hat Google dem Rechnung getragen und einen kompakten, unauffälligen Router gestaltet, der gut genug aussieht, dass ich ihn prominent im Wohnzimmer platzieren würde.

Bei uns bietet Google den Nest Wifi Pro nur in Hochglanz-Weiss an, während in den USA mehrere Farben zur Auswahl stehen. Rund 60 Prozent des Produktgewichts bestehen aus recycelten Materialien.

Schnell eingerichtet, wenig Anschlüsse

Der Google-Router wird ans Stromnetz und per Ethernet-Kabel an den Modem-Router des Internet-Providers oder ein anderes Modem angeschlossen.

Was man wissen sollte: Googles Mesh-Router ist kein Modem und hat nur zwei Ethernet-Ports. Folglich bleibt nach dem Verbinden mit dem externen Modem nur ein LAN-Anschluss frei, der maximal 1 Gbit/s liefert. Andere Anschlüsse sucht man vergeblich.

Nach dem Verbinden mit dem Modem bleibt nur ein Ethernet-Port frei.
Nach dem Verbinden mit dem Modem bleibt nur ein Ethernet-Port frei.bild: watson

Eine App für fast alles

Das Einrichten des WLAN erfolgt bequem über Googles Home-App und ist selbsterklärend. Zumindest bei mir Zuhause erkannte die App den einzurichtenden Router automatisch und alles war nach wenigen Minuten erledigt.

Die übersichtliche Home-App ist die Schaltzentrale des neuen Netzwerks. Sie bietet Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen. Hier können mit wenigen Klicks ein Gastnetzwerk eingerichtet oder Aktivitäten wie Videokonferenzen oder Gaming priorisiert werden. Es lassen sich auch jene Geräte bestimmen, die jeweils von der bestmöglichen Leistung profitieren sollen.

Alle Einstellungen werden über die Google-Home-App vorgenommen: Z.B. das WLAN auf den Geräten der Kinder pausieren oder feste Pausenzeiten definieren.
Alle Einstellungen werden über die Google-Home-App vorgenommen: Z.B. das WLAN auf den Geräten der Kinder pausieren oder feste Pausenzeiten definieren.screenshot: watson

In der Google-Home-App kann man bestimmten Familienmitgliedern Geräte zuweisen und die WLAN-Verbindung für diese Geräte jederzeit pausieren, etwa während den Essenszeiten. Es ist auch möglich für die Kinder WLAN-Zeitpläne festzulegen. Die entsprechenden Geräte haben dann beispielsweise zu Schlafenszeiten kein WLAN mehr.

Ausserdem lässt sich über die App der Zugriff auf nicht jugendfreie Webseiten sperren. In meinem kurzen Test funktionierte die Home-App und die hier beschriebenen Funktionen tadellos.

Die erweiterten Netzwerkeinstellungen für Profis sind hingegen wohl bewusst etwas in den Einstellungen verborgen, um Otto Normalverbraucher nicht abzuschrecken. Das ist soweit okay, dass es kein Webinterface gibt, um die Geräte über den Browser zu administrieren, dürfte aber den einen oder anderen stören.

Reichweite und Geschwindigkeit

Gut zu wissen: Der neue Nest Wifi Pro ist nicht mit den früheren Nest Wifi oder Google Wifi kompatibel.
Gut zu wissen: Der neue Nest Wifi Pro ist nicht mit den früheren Nest Wifi oder Google Wifi kompatibel.bild: watson

Google verspricht mit einem Nest Wifi Pro eine Abdeckung von bis zu 120 Quadratmetern. Wie es der Zufall will, ist unsere 4-Zimmer-Wohnung fast exakt so gross. Mit dem bisherigen Router von Yallo (Sunrise) kommt das WLAN-Signal problemlos in jede Ecke der Wohnung, allerdings erreiche ich beim Download je nach Zimmer nur 200 bis 500 MBit/s. Das ist kaum die Hälfte der bestmöglichen 1000 MBit/s, die mein Internet-Abo verspricht. Mit Googles Nest Wifi Pro erreiche ich in Router-Nähe gegen 900 MBit/s.

Auch den Google-Router stellen die 120 m2 vor keine grösseren Probleme, obwohl er in einer Ecke der Wohnung platziert ist, was zugegebenermassen nicht ideal ist. Im am weitesten entfernten Zimmer (das Signal muss durch zwei Backsteinwände) fällt die Geschwindigkeit bei beiden Routern auf teils unter 200 MBit/s. Das ist nicht wirklich überraschend, da das 2,4-Ghz-Band nun mal weiter reicht, aber langsamer ist.

Bei einer grösseren Wohnung oder zwei Etagen ist für eine optimale Abdeckung daher das Set aus zwei identischen Nest-Wifi-Pro-Routern nötig, das Google für 330 Franken verkauft. Bei drei Etagen sind höchstwahrscheinlich drei Nest Wifi Pro ratsam. Bei solchen Raumverhältnissen spielt das Mesh-System seine Stärken aus. Den grössten Nutzen erhält man aber erst künftig, wenn die eigenen Geräte den neuen WLAN-Standard Wi-Fi 6E beherrschen und das schnellere und weniger belegte 6-Ghz-Band voll ausnutzen können.

Wie angedeutet ist Googles Mesh-System eine auch für Laien einfach zu realisierende «Luxus-Lösung», die man erst in Betracht ziehen sollte, wenn man mit dem bisherigen WLAN nicht zufrieden ist oder eine einfache Lösung für das Smart Home sucht. Googles neustes Mesh-System ermöglicht beispielsweise bis zu 100 verbundene Geräte gleichzeitig pro Zugangspunkt. Ihr könnt entsprechend ziemlich viele Lautsprecher, Lampen, Schalter etc. ins WLAN integrieren.

Laut Google erreicht das Mesh-WLAN-System eine theoretische Gesamtgeschwindigkeit, also kombiniert über alle Frequenzen, von bis zu 4,2 Gbit/s. In der Praxis schafft das WLAN laut Google «mehrere simultane 4K-Videostreams» oder «gleichzeitig Gaming, zwei Videoanrufe und die Wiedergabe eines Films in 4K-Qualität». Dies natürlich vorausgesetzt, man hat ein entsprechend schnelles Internet-Abo.

Und sonst? Der neue Nest Wifi Pro ist nicht mit früheren Google- oder Nest-Wifi-Geräten kompatibel. Positiv sei erwähnt, dass Google automatische Sicherheits-Updates für mindestens fünf Jahre garantiert und der Router in Kürze den herstellerübergreifenden Smart-Home-Standard Matter unterstützen soll.

Das erste Fazit

Die Zielgruppe sind Haushalte, die das bisherige Netzwerk mit simultanen 4K-Videostreams, Videoanrufen, Gaming etc. ausreizen.
Die Zielgruppe sind Haushalte, die das bisherige Netzwerk mit simultanen 4K-Videostreams, Videoanrufen, Gaming etc. ausreizen.bild: watson

Google Nest Wifi Pro ist ein einfach einzurichtendes Mesh-Netzwerk, wenn man ein Haus oder eine sehr grosse Wohnung ohne viel Aufwand bis in den letzten Winkel mit einem starken WLAN-Signal ausstatten möchte. Mit dem Trend zum Homeoffice hat dieses Bedürfnis vermutlich bei vielen zugenommen.

In meiner kurzen Testzeit mit leider nur einem Nest Wifi Pro lief das Netzwerk stabil. In Routernähe lieferte der Google-Router konstant deutlich mehr Geschwindigkeit als der Standard-Router von Yallo (entspricht der UPC Giga Connect Box). In den entfernteren Zimmern zeigte sich kaum ein Unterschied.

Die Zielgruppe sind Haushalte, die das bisherige Netzwerk mit simultanen 4K-Videostreams, Videoanrufen, Gaming etc. ausreizen. Insbesondere die einfache Installation und Bedienung mit Googles Home-App macht es auch Netzwerk-Laien sehr einfach, das WLAN zu erweitern. Dabei kann man Schritt für Schritt vorgehen und jeweils einen weiteren Nest Wifi Pro (bis maximal 5) im Netzwerk integrieren, wenn die Anforderungen ans WLAN weiter steigern sollten.

Eine weitere Zielgruppe sind Haushalte, die sehr viele Lautsprecher, Lampen, Schalter, Videokameras etc. unterschiedlicher Hersteller über eine zentrale und vergleichsweise benutzerfreundliche App verwalten wollen.

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