Was in den Achtzigerjahren nach dem nächsten logischen Schritt in der Game-Entwicklung aussah, kam nach ein paar vielversprechenden Versuchen nie recht in die Gänge. Rund 30 Jahre später läutete die Oculus Rift 2012 das Revival der Virtual-Reality-Brille ein. Man schnallt sich ein Display um den Kopf und erlebt Games hautnah wie nie zuvor. Das zumindest ist das Versprechen und die Hoffnung von Virtual Reality (VR).
An der Entwicklerkonferenz GDC in San Francisco präsentierte Sony am Dienstag mit Project Morpehus ein eigenes Headset für die Playstation 4. Wie die Chancen des Prototyps auf Erfolg stehen, auch in Bezug auf das bereits in breiten Kreisen bekannte Konkurrenzprodukt Oculus Rift, zeigt unser Vergleich.
Beide Brillen besitzen ein Full-HD-LCD-Display mit 1920 x 1080 Pixel. Oculus Rift verfügt über das etwas grössere Sichtfeld mit einem Winkel von 110 Grad zu Sonys 90 Grad. Etwas vom Entscheidendsten ist die Eingabeverzögerung. Wie lange dauert es, wenn man den Kopf dreht, bis das Display die Bewegung anzeigt? Verzögerungen führen schnell zu Übelkeit. Während die Prototypen von Oculus Rift schon zahlreich vorgestellt und erfolgreich getestet wurden, muss sich Project Morpheus erst noch beweisen. An der GDC sollen Demos von «Thief» sowie «Eve Valkryie» erste Einblicke liefern.
Beide Geräte müssen bis aufs Erste mit einem Kabel angeschlossen werden. Da die Oculus Rift am PC genutzt wird, dürfte das kaum jemanden stören. Ein fünf Meter langes HDMI-Kabel für Project Morpheus durchs Wohnzimmer zu verlegen, könnte problematischer ausfallen. Sony ist deshalb bemüht, eine Lösung ohne Kabel zu finden.
Oculus Rift startete als Kickstarter Project und zählt heute auf die Unterstützung und Zusammenarbeit zahlreicher Game-Entwickler. Kürzlich wechselte gar Entwickler-Ikone John Carmack als technischer Leiter zu der Firma.
Dem gegenüber steht der Sony-Konzern, der über die etwas grössere Kriegskasse und wertvolles Beziehungsnetz verfügen dürfte. Durch die Anbindung an die PS4 profitiert man von einer lukrativen und etablierten Plattform für Spielentwickler. Bereits ihre Unterstützung zugesagt haben unter anderem Epic Games («Gears of War»), Crytek («Crysis») und Unity.
Ausser den Testmöglichkeiten mit «Thief» und «Eve Valkryie» ist noch nicht viel über das Software-Angebot von Project Morpheus bekannt. Oculus Rift hat hingegen seit längerem Entwickler-Geräte im Umlauf, die auch fleissig genutzt werden, um Games zu portieren und oder von Grund auf neu zu entwickeln.
Hier scheint Project Morpheus einen potentiellen Vorteil zu haben. Dank der Unterstützung der Playstation Kamera und der Bewegungssteuerung Move dürfte die Steuerung interaktiver ausfallen, als es mit einem gewöhnlichen Controller der Fall ist, wie er bei der Oculus Rift verwendet wird. Zwar wurde auch die Rift schon mit ähnlicher Steuerung getestet (Razer Hydra), allerdings ist die Verbreitung der Move-Steuerung wesentlich höher. Und eine grössere Verbreitung bedeutet bessere Unterstützung durch die Spielentwickler.
Die finale Version von Oculus Rift soll Ende 2014 für rund 300 Dollar erscheinen. Details zu Release und Preis sind beim Project Morpheus bisher nicht bekannt. Die Chancen stehen aber gut, dass an der Game-Messe E3 in Los Angeles im Juni mehr bekannt wird.
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