Tesla hat am Firmensitz in Austin/Texas die ersten Exemplare des 2019 vorgestellten Cybertrucks an Kunden ausgeliefert und weitere Details zu Technik und Preisen bekannt gegeben. Letztere werden deutlich höher ausfallen als zunächst angekündigt.
Fast 61'000 Dollar, umgerechnet rund 56'000 Euro, ruft Tesla demnach für die erst im Jahr 2025 verfügbare Einstiegsversion des Cybertrucks in den USA auf. Gegenüber dem vor vier Jahren angekündigten Basispreis von 40'000 Dollar entspricht das einem Aufschlag von mehr als 50 Prozent.
Dafür gibt es die heckgetriebene Single-Motor-Version, die einen Sprint auf 100 km/h in unter sieben Sekunden erlaubt und maximal 180 km/h erreicht. Leistungsdaten des Antriebs wurden keine genannt. Die Reichweite wird mit 250 Meilen angegeben, was 400 Kilometern entspricht.
Bis zu 550 Kilometer bietet angeblich die allradgetriebene Version Dual-Motor mit 450 kW/610 PS, die in rund vier Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten kann. Der Preis für die 2024 verfügbare Version beträgt rund 80'000 Dollar oder 73'500 Euro.
Topversion ist das Cyberbeast mit dreimotorigem Allradantrieb 630 kW/857 PS Systemleistung. Damit soll der über drei Tonnen schwere und fast 5,70 Meter lange Pick-up den Standardsprint in weniger als drei Sekunden absolvieren und maximal 210 km/h erreichen. Die Reichweite beträgt 510 Kilometer, der Preis rund 100'000 Dollar beziehungsweise 92'000 Euro.
Bei der Cybertruck-Vorstellung vor vier Jahren waren noch ein Produktionsbeginn bis Ende 2021 und eine Preisspanne zwischen 40'000 und 70'000 Dollar in Aussicht gestellt worden. Doch Anlaufschwierigkeiten verzögerten die Fertigung mehrfach. Tesla-Chef Elon Musk sagte vor einigen Monaten, der Konzern habe sich mit dem Modell «das eigene Grab geschaufelt», da das ungewöhnliche Fahrzeug so viele neuartige Produktionsverfahren benötige.
Dadurch ist Tesla noch weit von einer Massenproduktion entfernt, wie das «Handelsblatt» berichtet: Nur wenige Exemplare seien bislang an Kunden übergeben worden, erst ab 2025 dürften nennenswert viele Cybertrucks auf den Markt kommen. Das liegt dem Fachblatt einerseits an der neuartigen Karosseriestruktur aus haltbaren, ultrafestem Edelstahl. Doch das sei schwer zu verarbeiten, vor allem angesichts der speziellen Formgebung des Cybertrucks.
Andererseits verfügt der Cybertruck über eine Bordspannung von 800 Volt, wie sie auch in einigen Modellen von Audi, Porsche oder Hyundai zu finden ist. Für Tesla sei dies jedoch ein Novum, die Umstellung aufwendig. Nicht zuletzt sollen neuartige Batteriezellen zum Einsatz kommen, deren Produktion aktuell noch Probleme bereite, so das Fachblatt.
Angesichts hoher Produktionskosten ist fraglich, ob sich das Modell für Tesla finanziell lohnen wird.
Bei der Serienversion hat sich beim Cybertruck im Vergleich zur Premiere in 2019 zwar einiges geändert, optisch entspricht sie jedoch dem kantigen Designentwurf, der ein grosses Medienecho und auch grosses Interesse bei Autokunden geweckt hat. Der graue Cybertruck erinnert mit seinen kantigen Formen an eine Mischung aus Panzer und Tarnkappenbomber und an Science-Fiction-Filme wie «Blade Runner» oder «Mad Max».
In den USA sollen Tesla für den Cybertruck mehr als eine Million Vorbestellungen vorliegen. Bis diese bedient werden, dürften einige Jahre vergehen. Deshalb verwundert es nicht, dass Tesla den ersten Käufern ein Wiederverkaufsverbot erteilt hat, um einen Graumarkt mit Wucherpreisen zu verhindern.
Musk hatte den Cybertruck im November 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt und sein Design als beispiellos bezeichnet. Allerdings gab es bei der Präsentation eine Panne: Bei einer Demonstration der Stabilität des Cybertrucks hielt die Karosserie zwar Schlägen mit einem Vorschlaghammer stand. Die Autoscheiben wurden aber beim Wurf einer Stahlkugel schwer beschädigt.
Bei der Auslieferung der ersten Cybertrucks ging Musk am Donnerstag lachend auf diesen Vorfall ein – und liess den Test wiederholen. Allerdings handelte es sich bei dem Wurfobjekt nun offenbar lediglich um einen Baseball und nicht um eine Stahlkugel. Auch warf Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen den Baseball eher halbherzig. Dieses Mal blieben die Seitenfenster unbeschadet.
Die US-Autoriesen haben inzwischen eigene Elektro-Pick-ups im Angebot. Sie verkaufen sich bisher aber in geringen Stückzahlen. So setzte GM im vergangenen Quartal nur 18 Wagen des Silverado EV ab – und rund 143'500 Fahrzeuge des Modells mit Verbrenner- und Hybrid-Antrieben. Ford verkaufte im Oktober gut 3'700 vollelektrische F-150 Lightning bei rund 53'500 Pick-ups der F-Modellreihe insgesamt. Auch der nur auf Elektrofahrzeuge ausgerichtete Tesla-Rivale Rivian verkauft bisher nur wenige seiner Pick-ups.
Die grossen Hersteller führen die moderaten Verkaufszahlen nicht nur auf anfängliche Engpässe in der Produktion, sondern auch auf ein aktuell grundsätzlich geringeres Interesse an den teureren Elektrofahrzeugen zurück. Denn Konjunktursorgen und die hohen Zinsen lassen Autokäufer stärker auf ihr Geld achten.
Über die Frage, ob der Cybertruck auch offiziell nach Deutschland kommen könnte, darf weiterhin spekuliert werden. Wie eine Sprecherin von Tesla Deutschland auf Anfrage antwortete, liegen weiterhin keine Informationen über einen Europa-Start vor. Einige Experten haben in der Vergangenheit Skepsis hinsichtlich möglicher Marktstart-Perspektiven des Cybertrucks geäussert, da dieser kaum europäische Sicherheitsanforderungen zum Schutz von Fussgängern und anderer Verkehrsteilnehmer erfüllen dürfte. Als Gründe wurden die schiere Masse, eine steife Grundkonstruktion und die kantige Aussenhaut genannt.
Dennoch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis erste Fahrzeuge als Grauimporte nach Europa kommen und per Einzelabnahme eine Zulassung zum Strassenverkehr erhalten.
Verwendete Quellen:
(t-online)