Tiefe Stirnrunzeln sind das Markenzeichen des Fox-News-Moderators Tucker Carlson. Am vergangenen Donnerstagabend waren sie noch ein bisschen tiefer als gewohnt. «Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass Donald Trump die Wahlen verlieren könnte», teilte der Rechtsaussen der Fox-News-Gemeinde seinen Fans mit besorgter Miene mit.
Im rechten Lager macht sich Panik breit. Nach der verkorksten Wahlkampf-Rally in Tulsa kommt Trump nicht mehr in die Gänge. Auch auf der Meinungsseite des «Wall Street Journal» – einer rechtskonservativen Festung – fallen nun harsche Worte gegen den Präsidenten. Er wird nicht nur als wehleidiger Narzisst beschimpft, sondern auch vor einer drohenden Niederlage gewarnt:
Trump steckt tief in der Klemme. Das zeigen die Zahlen auf FiveThirtyEight, der Webseite des Meinungsumfrage-Stars Nate Silver. In den letzten Wochen hat Biden seinen Vorsprung auf Trump sukzessive ausgebaut. Der Durchschnitt verschiedener Umfragen sieht ihn nun mit 9,6 Prozentpunkten voraus. Was vor allem wichtig ist: In den sogenannten «battleground states», einer Handvoll von umkämpften Bundesstaaten, liegt Biden ebenfalls vorne. In diesen Staaten wird am 3. November die Wahl entschieden.
Einer dieser Staaten ist Florida. Dort hat Biden mit 7,4 Prozentpunkten die Nase vorn – und genau das sorgt für grosse Bauchschmerzen im Trump-Lager. Ins sonnige und warme Florida ziehen nämlich viele Rentner nach ihrer Pensionierung. Sie haben 2016 mehrheitlich für Trump gestimmt. Nun kehren sie ihm den Rücken – und zwar in dramatischem Ausmass. Das zeigt eine Umfrage des parteiunabhängigen Instituts Democracy Fund + U.C.L.A bei mehr als 100’000 Menschen.
Bei der Altersgruppe Ü65 hat Trump 2016 Hillary Clinton um rund 15 Prozentpunkte geschlagen. Nun hat Biden selbst in dieser Altersgruppe die Nase vorne, ein Umschwung von rund 20 Prozent. «In einer Wahl, in der er [Trump] jede Stimme gegen einen starken demokratischen Herausforderer braucht, könnte das dramatisch sein», stellt die «New York Times» fest.
Wie gross die Enttäuschung der mehrheitlich weissen Senioren mit dem amtierenden Präsidenten geworden ist, zeigt exemplarisch eine Kolumne von Peggy Noonan im «Wall Street Journal». Noonan gehört selbst dieser Altersgruppe an und ist eine in der Wolle gefärbte Republikanerin. Sie war eine enge Vertraute von Ronald Reagan.
Nun wirft sie Trump Versagen in der Coronakrise und Feigheit bei den Rassenunruhen vor. Ernüchtert stellt Noonan fest:
Die Coronakrise hat Trump definitiv entzaubert, sein Führungsversagen ist nicht mehr zu übersehen. Genüsslich zeigen alle TV-Stationen ausser Fox News eine Kurve, die den Verlauf der Epidemie in den USA mit Europa vergleicht. Auf dem alten Kontinent ist die Zahl der Infizierten dramatisch gefallen, in Nordamerika verharren sie auf hohem Niveau.
Schlimmer noch, in den letzten Tagen steigen sie wieder auf neue Rekordwerte, und zwar mehrheitlich in den «roten» – den von den Republikanern beherrschten – Bundesstaaten. Typisches Beispiel ist Texas. Dort hat Gouverneur Greg Abbott bis vor kurzem einen strammen Trump-Kurs verfolgt und sich um Lockdown-Regeln foutiert.
Nun werden in den Spitälern von Houston und Dallas die letzten Intensivbetten gefüllt. Die Anzahl der Infizierten geht durch die Decke. Abbott musste handeln. Er hat das Ruder herumgeworfen, tritt nun demonstrativ mit Schutzmaske auf – sie ist in den USA ein politisches Symbol geworden – und führt Lockdown-Massnahmen wie einst New York ein.
Die Babyboomer-Generation bildet bekanntlich die Hochrisiko-Gruppe in der Coronakrise. Das Versagen der Regierung wird dabei von den Rentnern besonders schmerzlich zur Kenntnis genommen. Dazu kommen unbegreifliche politische «unforced errors» des Weissen Hauses. Die Trump-Regierung hat soeben das Oberste Gericht aufgefordert, den Affordable Care Act, Obamas Krankenkassengesetz, ausser Kraft zu setzen. Selbst republikanische Strategen verstehen die Welt nicht mehr. So erklärt einer von ihnen, ein gewisser Joel White, gegenüber der «New York Times»: «Es ist ziemlich dumm, mitten in einer Pandemie zu verlangen, Obamacare abzuschaffen.»
Zur Erinnerung: Der Kampf für Obamacare hat den Demokraten einen durchschlagenden Erfolg bei den Zwischenwahlen 2018 eingebracht.
Angesichts der Unruhen müsste man meinen, dass Trump mit seiner «law-and-order»-Botschaft punkten müsste. Fehlanzeige. Seine Flucht in den Bunker des Weissen Hauses und sein völlig missglückter Auftritt mit Bibel in der Hand haben das Gegenteil bewirkt. Er steht nicht nur als Feigling da, sondern auch einer, der unfähig ist, die Amerikaner zu einen. Onkel Joe Biden schneidet im Vergleich dazu sehr vorteilhaft ab.
Tucker Carlsons Stirnrunzeln werden daher so schnell nicht verschwinden und die Amerikaner werden sich neue Fragen stellen müssen. Peggy Noonan stellt sich bereits darauf ein: «Wir haben uns gefragt, ob Trump in einer Krise Führungsstärke zeigen kann», stellt sie fest. «Er kann es nicht. Ist Mr. Biden dazu in der Lage?»
Er konnte in der Krise (Corona, BLM-Unruhen) nicht das Richtige tun, weil er so müde und entkräftet war von seinem jahrelangen Kampf gegen die unfairen Vorwürfe der Demokraten.
Sagt Tucker Carlson.
Egal wer gewinnt es sind beide schrecklich.
Da bin ich froh um unseren BR auch wenn mir die viele Entscheidungen nicht passen.